Klingenmuseum in Solingen Auszeichnung mit hohem Bewusstsein für Nachhaltigkeit
Solingen-Gräfrath · Am Sonntag wird im Deutschen Klingenmuseum um 12 Uhr die Ausstellung „No Plastics! Und jetzt?“ eröffnet. Sie geht aus dem diesjährigen Pott-Design-Award hervor. Nachhaltiges Besteck stand dabei im Mittelpunkt.
Seit Juli dieses Jahres sind eine Vielzahl von Einwegprodukten aus Kunststoff verboten. Trinkhalme, Plastikbecher oder Einwegbesteck werden in Zukunft aus anderen Materialien als petrochemisch erzeugtem Plastik produziert werden müssen. „Es gibt einen riesigen Markt dafür, die Sache nimmt gerade richtig Fahrt auf“, weiß Sixt Wetzler, Direktor des Deutschen Klingenmuseums. „Und wir wollen mit dem diesjährigen Pott-Design-Award das kreative Potential bündeln.“
Preis-Stifter Hannspeter Pott dachte bei der Themenfindung des Awards 2021 auch an den Zöppkesmarkt, wo viel Einwegbesteck und Geschirr benötigt wird. „Aber was können die Alternativen sein da Plastik nicht mehr erlaubt ist?“, fragt Pott. Genau diese Material- und Form-Alternativen sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Wettbewerb „No Plastics! Und jetzt?“ entwickeln. „In dem offenen Wettbewerb wurde nach innovativen Entwürfen für ein dreiteiliges Besteck sowie zusätzlich mindestens ein weiteres Utensil zum Essen und Trinken gesucht“, erläutert Wetzler die Rahmenbedingungen für den Wettbewerb, dem sich 41 junge Designerinnen und Designer stellten.
„Wichtig war, neben der Nutzung alternativer Materialien auch, dass das Besteck eine mehrfache Nutzung erlaubt“, sagt Barbara Grotkamp. Die ehemalige Leiterin des Klingenmuseums gehörte auch in diesem Jahr wieder der Auswahl-Jury an. Wie Isabell Immel vom DKM, die dies – neben der Begutachtung der Entwürfe nach Designkriterien – auch praktisch überprüfte. Etwa bei dem von der Jury preisgekrönten Entwurf „Pleta“, einem huntertprozentigen Naturprodukt der Designer Paul Harazim, Adem Serilmez und Katharina Harazim. Gefertigt hat das Trio Pommesschale und Löffel – aus Palmenblätter. „Dreimal konnte ich es ohne Probleme nutzen“, so Immel.
Weitere Preisträger des Pott-Design Award 2021 sind Christoph Weisshaar (Besteck und Schale aus Buche, gebundenen Papierfasern und Eierschalen), Philipp Hainke (Besteck und Becher „NamNam“ aus Birke) sowie das Designer-Duo Felix Henssler und Juri Zenin. Auch letztere beiden nutzen für ihr dreiteiliges Besteck und Teller „Palm“ Palmblätter als Material.
Alle preisgekrönten Entwürfe sowie viele weitere eingereichte Arbeiten, darunter auch ein Besteck aus – man höre und staune – Kaffeesatz und Kartoffelstärke von Jonathan Wellmann, sind ab Sonntag im Deutschen Klingenmuseum in der Ausstellung „No Plastic! Und jetzt? Alternative Werkstoffe für die mobile Tischkultur“ zu sehen. Um 12 Uhr erfolgt die Preisverleihung durch Design-Award-Stifter Hannspeter Pott und dem Kölner Kurator Jochen Heufelder.
Bis zum 24. April 2022 ist die Ausstellung im Klosterhof zu sehen. Sie wird durch ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt. Los geht es am 6. November in der Gläsernen Werkstatt in der City mit „Baufrühstücken“. Besucher haben die Möglichkeit, ihre stumpfen Messer professionell schleifen zu lassen und gleichzeitig ein Frühstück mit fairen Produkten zu genießen. Am 20. und 21. November geht es dann im Südpark mit dem Upcycling von Solinger Schneidwaren weiter. Im Sinne der Nachhaltigkeit werden Bestecke und Klingen ein neues Leben als Kunst-, Schmuck oder Gebrauchsobjekte erhalten.
Das komplette Begleitprogramm zum diesjährigen Pott-Design-Award findet sich auf der Website des Deutschen Klingenmuseums. Ein Katalog stellt zudem alle Entwürfe in Bild und Text vor.