Thomas Kraft als Komparse am Filmset „Ich bin der Jürgen – wer bist du denn?“

Solingen · Von Winnetou zum Tatort: Thomas Kraft trifft im Privatleben als Komparse auf Schauspielgrößen wie Jürgen Vogel oder Klaus J. Behrendt.

 Thomas Kraft, Pressesprecher der Stadt Solingen, wird über eine Agnetur regelmäßig als Komparse für Fernsehproduktionen vermittelt. Dazu gehörte der Dreiteiler „Winnetou“, der Weihnachten 2016 bei RTL ausgestrahlt wurde.

Thomas Kraft, Pressesprecher der Stadt Solingen, wird über eine Agnetur regelmäßig als Komparse für Fernsehproduktionen vermittelt. Dazu gehörte der Dreiteiler „Winnetou“, der Weihnachten 2016 bei RTL ausgestrahlt wurde.

Foto: Kraft

Thomas Kraft ist der unter „u.v.a.m.“: der Mann, der nie im Abspann genannt wird und der trotzdem unbändigen Spaß am Spielen hat. Thomas Kraft ist Statist. Nicht im richtigen Leben, wo der 48-Jährige seit November 2017 als Sachgebietsleiter für Presse und Öffentlichkeitsarbeit bei der Stadtverwaltung arbeitet. Aber bei Film- und Fernsehproduktionen, wo er inzwischen als geübter Komparse auftritt. Denn der Solinger muss sich nicht bei Castings anstellen, sondern wird bei einer Agentur in Köln geführt.

In die Wiege gelegt wurde ihm die Schauspielerei nicht. „Die Theater AG am Humboldtgymnasium fand ich interessant. Aber getraut habe ich mich nicht, weil ich nicht gerne vor Gruppen gesprochen habe. Hinterher habe ich das bedauert.“ Immerhin assistierte der gebürtige Solinger hinter der Bühne – und kam Jahre später über Umwege doch noch vor die Kamera. Da war der gelernte Bankkaufmann und Diplom-Ökonom bereits Tageszeitungsredakteur und berichtete 2015 über die Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Das Duell der Brüder – die Geschichte von Adidas und Puma“: RTL ließ „das Wunder von Bern“ in der Jahnkampfbahn aufleben.

„Ich habe meine Karte bei der Agentur hinterlassen“ – in der stillen Hoffnung, eine Komparsen-Rolle bei der anstehenden Winnetou-Verfilmung zu erhalten. „Karl May: Das waren für mich als Kind die schönsten Filme. Voller Freundschaft, Abenteuer, Romantik und Action. Große Bilder und Gefühle und natürlich unvergessliche Musik“, schwärmt der Pressesprecher. „Während mein Vater mit den Büchern groß geworden ist, kam bei mir die Begeisterung alleine über die Filme. Nur so durften und konnten die Helden aussehen.“

 Eingerahmt von Wotan Wilke Möhring (l.) und Nik Xhelilaj, Hauptdarsteller in Winnetou.

Eingerahmt von Wotan Wilke Möhring (l.) und Nik Xhelilaj, Hauptdarsteller in Winnetou.

Foto: Kraft

Das erste Engagement folgte prompt – aber nicht für einen Stoff von Karl May, sondern von Ulla Hahn. Die angesehene Regisseurin Hermine Huntgebuhrt inszenierte den Film „Aufbruch“. „In Frechen wurde mit Hauptdarstellerin Anna Fischer eine Lesung in einem Buch-Antiquariat gedreht. Die Szene spielte in den 80er Jahren – dafür war ich wohl wegen meiner Frisur prädestiniert.“ Sein erster Auftritt.

Spektakulär wurde es dann bei „Winnetou“ schon beim Casting am Fühlinger See in Köln. „Da kamen 800 bis 900 Leute, darunter Karl-May-Fans aus Norddeutschland, die sich sogar verkleidet hatten“, sagt Kraft. Gedreht wurde Ende 2015 in Studios in Köln-Ossendorf, wo komplette Sets mit Saloon, Zelten und anderen Gebäuden entstanden waren. Der Solinger war an vier Tagen dabei. „Man hat unheimlich viel Wartezeit bis zu den Einsätzen“, erläutert der 48-Jährige, der in den Pausen aber auch den einen oder anderen berühmten Kollegen kennenlernte. „Der Lockerste war Jürgen Vogel. Der hat überhaupt keine Berührungsängste: Ich bin der Jürgen. Wer bist du denn?“

Als der Dreiteiler 2016 ab dem 1. Weihnachtstag ausgestrahlt wurde, „haben wir das zu Hause in der Familie genossen und zelebriert“, erinnert sich Kraft. „Es war eine moderne und mutige Inszenierung des Stoffes.“ Zwar hatten ihm die Kinder die DVD-Box an Heiligabend unter den Tannenbaum gelegt. „Aber ich wollte mir die Fernsehspannung erhalten. Nur den ersten Teil hatte ich schon bei einer Presse-Vorführung in einem Kölner Kino gesehen – unter anderem mit weiteren Komparsen vom Set.“

 Man muss genau hinschauen, um Thomas Kraft in seiner Statistenrolle als Bahnarbeiter zu erkennen (2.v.r.).

Man muss genau hinschauen, um Thomas Kraft in seiner Statistenrolle als Bahnarbeiter zu erkennen (2.v.r.).

Foto: Kraft

Und wie kamen die Auftritte als Siedler im Saloon und als Bahnarbeiter bei der Familie an? „Man muss schon sehr, sehr genau hinsehen und wissen, wann man aufpassen muss“, räumt Thomas Kraft ein. „Aus einem Drehtag entstehen zweieinhalb bis drei Minuten Film. Aber: Die haben mich meist im Bild gefunden.“ Entscheidend war aber etwas anderes: „Einfach dabei zu sein. Denn da schloss sich für mich auf wunderbare Art der Kreis zur Kindheit.“

Andere Kreise standen noch bevor. „Das ergab sich“, sagt er über seine Mitarbeit an drei „Tatort“-Filmen. „Seit ich in der Kartei bin, habe ich immer wieder Anfragen bekommen.“ Zugesagt hat er für Kölner Folgen, in denen er als Polizeibeamter im Präsidium eingesetzt wurde. „Mit Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär habe ich am Cateringwagen gestanden. Persönliche Kontakte gab es aber nicht.“ Stattdessen gibt es ein Erinnerungsfoto mit Behrendt, als der als Markenbotschafter für Walbusch vorgestellt wurde und Kraft darüber berichtete.

In der Polizistenrolle blieb er auch für „Gladbeck“, als im Sommer 2016 in einem alten Düsseldorfer Ministeriumsgebäude gefilmt wurde. Dort war die Polizeizentrale nachgestellt. „Den ,Gladbeck‘-Stoff fand ich total interessant, weil ich selbst noch Erinnerungen an das Geisel-Drama von 1988 hatte. Schon während der Drehtage hatte ich das Gefühl, dass die das richtig gut umsetzen. Weil ich so gespannt war, habe ich nach einem Dreiviertel-Jahr jede neue Fernsehzeitung in der Hoffnung durchsucht, dass endlich ein Ausstrahlungstermin dabei ist.“ In diesem Frühjahr zeigte die ARD den Thriller endlich, begleitet von einem großen Medienecho. „Neben ,Winnetou‘ war es für mich der Film mit dem größten Kribbeln – sowohl am Set als auch bei der Ausstrahlung.“

Seit Thomas Kraft in der Pressestelle der Stadt arbeitet, muss er die eine oder andere Anfrage ablehnen. Bei der Beziehungskomödie „Forget about Nick“ (Regisseurin: Margarethe von Trotta) war er dabei, als in Düsseldorf-Lierenfeld mit Katja Riemann produziert wurde. Beim jüngsten Engagement war er Teil des Konzert-Publikums, als in der Düsseldorfer Tonhalle Szenen für „Gut gegen Nordwind“ gedreht wurden. Bei Dreharbeiten in Solingen, wo schon der Gräfrather Marktplatz, Grossmann und Rasspe die Bühne boten, wäre er gerne mal dabei. „Dann wäre es auch zweitrangig, worum es geht. Sonst mache ich es davon abhängig, was mich interessiert.“

Bleiben noch die kleinen Auftritte als Pressesprecher: „Wenn ich manchmal vor die Kamera muss, finde ich das ebenfalls spannend.“ Und die Mitarbeit in einer Schauspielgruppe will sich Thomas Kraft auch noch überlegen: „Das Richtige ist mir bislang noch nicht begegnet.“ Reich geworden ist er mit seiner Komparsentätigkeit übrigens nicht: „Es ist ein nettes Taschengeld. Aber was zählt, das ist der Spaß.“

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