Solingen Der schwierige Alltag einer Großfamilie

Solingen · Bundespräsident Joachim Gauck übernimmt die Ehrenpatenschaft für die kleine Fiona. Der Grund: Die sechs Monate alte Solingerin ist das achte Kind von Stephanie und Stefan Mäurer. Doch wird Kinderreichtum nicht überall anerkannt.

Den Wirbel um ihre Person nimmt das kleine Mädchen mit sichtlicher Gelassenheit auf. Ihr vollständiger Name Fiona-Dorothea Katharina Mäurer steht auf einer Urkunde des Bundespräsidenten. Die überreichte Oberbürgermeister Norbert Feith (CDU) am Mittwoch den stolzen Eltern des Babys. "Meine Gynäkologin hat mich auf die Regelung mit der Patenschaft aufmerksam gemacht", berichtet Stephanie Mäurer. Acht Nachkommen hat die 36-Jährige inzwischen zur Welt gebracht.

 Bundespräsident Joachim Gauck übernimmt die Ehrenpatenschaft für die kleine Fiona.

Bundespräsident Joachim Gauck übernimmt die Ehrenpatenschaft für die kleine Fiona.

Foto: dpa, mb hak

"Ich komme selbst aus einer kinderreichen Familie und wollte auch immer Nachwuchs haben", erzählt die gelernte Zahnarzthelferin. Ihr ältester Sohn Yannik ist mittlerweile 15. Papa Stefan Mäurer (39) hebt den Zusammenhalt der Kinder hervor: "Sie übernehmen auch füreinander Verantwortung." Die große Herausforderung, den Alltag zu organisieren, meistern die Mäurers mit Geschick und der Unterstützung ihrer Familie. "Meine Eltern wohnen nur ein paar Straßen weiter", erzählt Stefan Mäurer, der als Dachdecker arbeitet.

"Wenn ich kann, bin ich da", erzählt auch seine Schwägerin Tanja Czysz (33), selbst Mutter von zwei Kindern. Dass Großfamilien in der heutigen Zeit von manchen Mitbürgern argwöhnisch beäugt werden, bekamen auch die Mäurers schon oft zu spüren. "Das äußert sich in Tuscheln und Fingerzeigen, aber auch in offenen Beschimpfungen", berichtet der Familienvater. Sogar als "Subjekte" und "Asoziale" mussten sich die Mäurers verunglimpfen lassen. "Ich habe mir da aber ein dickes Fell angeschafft", erklärt Stefan Mäurer. Vier Jahre suchte die Familie nach einer geeigneten Wohnung und stieß auch dabei immer wieder auf Ablehnung, ehe sie vor zweieinhalb Jahren fündig wurde.

"Wir sind unseren jetzigen Vermietern sehr dankbar für die Chance", sagt Stefan Mäurer. Zusätzlich zur Urkunde über die Ehrenpatenschaft erhielt die Familie 500 Euro. Norbert Feith brachte bei seinem Besuch auch noch ein Überraschungspaket mit und kündigte einen besonderen Ausflug an: "Ich lade die Familie zu einem Heimspiel von Fortuna Düsseldorf ein", sagte der Oberbürgermeister, selbst eigentlich Anhänger des 1. FC Köln.

Bei Familie Mäurer herrscht schon jetzt große Vorfreude auf den Stadionbesuch: "Mit meinem Größten bin ich schon dort gewesen, eine meiner Töchter spielt in der Schule Fußball und würde auch mal gerne dahin", erzählt Stefan Mäurer.

Trotz aller Ehrungen: Als das größte Geschenk betrachten die Mäurers ihre acht Kinder — auch wenn die Eltern für das Glück manches Opfer bringen müssen. "Viel Schlaf bekomme ich zwar nicht", verrät Stefan Mäurer, "aber den hole ich später nach."

(ied)
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