Solingen Der neue Neumarkt

Solingen · In ihrem Buch "Platzgeschichte" beschreibt Beate Battenfeld die Geschichte von Neumarkt und Graf-Wilhelm-Platz. Was heute nach der Umgestaltung eröffnet wird, ist der Neumarkt mit einem Stück Graf-Wilhelm-Platz.

Die Sichel, wo heute die Busse halten, liegt eindeutig auf dem Graf-Wilhelm-Platz. Das meiste, was heute feierlich eröffnet wird, ist hingegen der Neumarkt. Doch nicht nur, wer historisch korrekte Ortsbezeichnungen nachlesen will, wird an dem Buch von Beate Battenfeld seine Freude haben. Vor allem hat die Vorsitzende des Bergischen Geschichtsvereins viele Bilder aus alten und neuen Zeiten in ihrem Buch veröffentlicht und viele Anekdoten mit jenen, die die wechselvolle Geschichte des Platzes miterlebt haben.

Zu ihnen gehört Helga Franz, die mit Sohn und Tochter das 200 Jahre alte Haushaltwarengeschäft Heyderhoff führt. "Ich durfte die Schatzkiste von Frau Franz mit den alten Fotos sogar zum Stöbern mit nach Hause nehmen", erzählt Beate Battenfeld vom Entgegenkommen der 80-jährigen Geschäftsfrau. Heyerhoff ist eines von wenigen Geschäften, das sich am Standort bis heute behauptet. Auf die Einzelhändler rund um den Neumarkt hat Beate Battenfeld in ihrem Buch "Platzgeschichte" — es ist ihr zehntes — auch besonderen Wert gelegt. Und viel Herzblut ist auch eingeflossen, schließlich gehörte der Gang über den Neumarkt und den Graf-Wilhelm-Platz zu ihrem täglichen Schulweg vom Heidberg ins Gymnasium Schwertstraße.

Der Markt und seine Halle

Der Neumarkt wurde erstmals 1864 als neuer Marktplatz für Solingen eröffnet, am 16. Oktober 1890 kam die Markthalle hinzu. Im ersten Teil des knapp 150 Seiten starken Buches beschreibt die Autorin die Zeit von Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1940-er Jahre, als die ersten Busse am Neumarkt hielten und neben der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Markthalle ein Bunker errichtet wurde.

Dem Wiederaufbau zwischen 1945 bis in die 1960-er Jahre ist das nächste Kapitel gewidmet, wo der Neumarkt und der Graf-Wilhelm-Platz dominiert wurden vom Hillers-Pilz und Blumen-Pavillon, vom neu errichteten Haus der Sparkasse und vom Monopol-Kino. Dessen letzte Stunde schlug 1968. Der letzte Film hat den prophetischen Titel "Der Tod ritt dienstags". Gesprengt wurde das Gebäude auf jenem Platz, wo heute Karstadt steht, am 19. März 1968, einem Dienstag.

Beim Bau der Turmpassage dann hatte auch der Verkehrspavillon ausgedient, stattdessen entstanden Einkaufszentren mit unterirdischer Passage und das Mode-Center, in dem erstmals verschiedene geschäfte unter einem Dach vereint waren, von Miederwaren bis Schallplatten.

Gespannt auf das Neue

Die Pläne für die Umgestaltung des Platzes zu dem, was er heute darstellt, begannen 1998, und dieser Phase ist das vierte und letzte Kapitel des Buches der promovierten Historikerin gewidmet. Von den Fachgeschäften von einst sind nur noch wenige da. Foto Quabeck, das Schuhhaus Hugenbruch, die Schwanen-Apotheke und Heyderhoff gehören dazu. Und die heutigen Inhaber, die gestern zur Buchvorstellung gekommen waren, sind sehr gespannt, wie es mit den neuen Neumarkt weitergehen wird.

Platzgeschichten von Beate Battenfeld, ISBN 978-3-925626-30-2, 144 Seiten, viele Fotos, 19 Euro.

(RP)
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