Solingen Der Meiler geht in Betrieb
Solingen · Joachim Schulte und Stefan Beermann zeigen auf der "Meilerwoche", die gestern gestartet ist, wie aus Holz Holzkohle entsteht. Zwei Tage haben sie gebraucht, um ihren Meiler zu bauen. Nächsten Samstag wird er geöffnet.
Wenn Joachim Schulte und Stefan Beermann im Einsatz sind, bekommen sie nicht viel Schlaf. Als Köhler müssen sie nämlich ihren Meiler rund um die Uhr im Auge behalten, damit er nicht in Flammen aufgeht. Schulte und Beermann haben derzeit ihr Quartier in einem städtischen Waldstück in Dorperhof aufgeschlagen. Sie gehören quasi zu den "Topacts" der "Meilerwoche", die gestern begonnen hat. Die beiden Männer aus dem Sauerland zeigen den Besuchern, wie aus Holz Holzkohle entsteht.
Der Beruf des Köhlers ist längst ausgestorben, doch vor 300 Jahren war die Produktion von Holzkohle im Bergischen Land enorm wichtig. "Die Holzkohle wurde für das Schmelzen und Schmieden von Eisenerzen benötigt", erklärt Schulte, der im eigentlichen Leben Lehrer für Informatik und Betriebswirtschaftslehre ist. Sein Kollege Beermann ist Handelsvertreter. Das Köhlern ist ihr Hobby. "Die Zeit vergeht ganz langsam. Das entschleunigt und ist ein Kontrastprogramm zu unserem Alltag", erzählt Schulte.
Besonders anstrengend: die Ernte
Das "Kontrastprogramm" hat es in sich. Zwei Tage haben die Köhler gebraucht, um den Meiler aufzubauen. Dafür haben sie Holzscheite aufgeschichtet und zwar so, dass in der Mitte ein Luftschacht entsteht. Über den Luftschacht kommt Sauerstoff in den Meiler. Die Luft ist wichtig, damit das Holz am Kokeln bleibt, nachdem man es angezündet hat. Über dem Holz liegen Grassoden und darüber Erde zur Abdichtung. "Die Erdschicht ist nur drei bis vier Zentimeter dick", erläutert Schulte. Ein fragiles Gebilde, wenn die Holzscheite verkohlen. "Dann könnte der Meiler einbrechen." Damit das jedoch nicht passiert, bewachen Schulte und Beermann ihn Tag und Nacht, jeweils im Wechsel von vier Stunden. Einer von ihnen sitzt draußen auf einem Campingstuhl, der andere liegt in der Hütte auf einem Holzbett.
Besonders anstrengend ist die Ernte, wie die Köhler das Herausholen der Kohle aus dem Meiler bezeichnen. Schulte: "Mit einem Dreizack ziehen wir die Kohle raus. Dafür gehen wir nah an den Meiler ran." Das muss schnell gehen, schließlich ist der Meiler nicht nur von innen mit bis zu 700 Grad sehr heiß, sondern gibt auch noch genug Hitze nach außen ab.
In Dorperhof ist nächsten Samstag Erntezeit. Die handgemachte Holzkohle wird dann pro Sack (17 bis 18 Kilogramm) für 20 bis 25 Euro verkauft.