Solingen Der Leerstand greift auf den Neumarkt über

Solingen · Der Kahlschlag in der City setzt sich fort. Jetzt wurden zwei weitere Geschäfte bekannt, die schließen. Auch der Neumarkt ist betroffen. Kritiker fordern einen völligen Neustart für den Handelsstandort.

Es ist die nächste Hiobsbotschaft für den ohnehin bereits schwer gebeutelten Einzelhandelsstandort Solingen. Der traditionsreiche Lebensmittelmarkt "Nah & Gut Krämer" am Neumarkt in der Innenstadt wird Ende des laufenden Jahres sein Geschäft aufgeben und schließen. Das bestätigte ein Sprecher der Edeka Handelsgesellschaft Rhein-Ruhr in dieser Woche auf Nachfrage unserer Redaktion.

Diese Entscheidung sei vonseiten des Eigentümers "aus eigenen Erwägungen als selbstständiger Kaufmann getroffen" worden, hieß es aus der regionalen Edeka-Zentrale mit Sitz in Moers. Die Edeka-Gruppe selbst, so der Unternehmenssprecher, bleibe aber für die "Kunden in Solingen mit dem großen E-Center Pauli im Hofgarten sehr gut vertreten".

 Die Galerien sind nach wie vor nur spärlich belegt. Einige könnten sich dort die Sparkasse vorstellen. Doch diese und die Stadt winken ab.

Die Galerien sind nach wie vor nur spärlich belegt. Einige könnten sich dort die Sparkasse vorstellen. Doch diese und die Stadt winken ab.

Foto: skoe (Archiv)

Was für den Standort Stadtmitte indes nur ein schwacher Trost sein kann - zumal gestern ein weiterer Tiefschlag bekannt wurde. So wird sich die Optikerkette "Eyes and More" ebenfalls aus Solingen zurückziehen. Dies werde nächste Woche, am 16. November, der Fall sein, sagte eine Sprecherin des Unternehmens.

Die Filiale von "Eyes and More" befindet sich zurzeit noch an der Hauptstraße, die mit diesem Rückzug nun noch einmal an Attraktivität einbüßen dürfte. Der Grund: Galt bislang vor allem der untere Bereich der Fußgängerzone als Sorgenkind, breitet sich der Leerstand inzwischen längst an der gesamten Hauptstraße aus. Wobei vor allem die Situation am oberen Ende, also in den großteils leeren Clemens-Galerien, weiter Anlass zu Debatten bietet. Denn entgegen anderslautender Ankündigungen, bis Anfang November neue Mieter zu präsentieren, gab es vom dortigen Investor bisher keine diesbezüglichen Nachrichte.

Was dazu führt, dass manche jetzt zum wiederholten Male die geplante Nutzung der Mall in Gänze infrage stellen. "Angesichts der Tatsache, dass wir ohnehin zu viel Handelsfläche haben, wäre es überlegenswert, wenn die Stadt-Sparkasse, statt am Neumarkt zu bauen, in den Galerien ihre zukünftige Hauptstelle einrichten würde", sagte in dieser Woche beispielsweise ein Solinger Immobilienexperte.

Um umgehend Widerspruch zu ernten. So betonte Oberbürgermeister Tim Kurzbach am Freitag auf Anfrage, "eine Lösung am Standort Clemens-Galerien" habe "nie ernsthaft zur Debatte gestanden". Der Neubau am Neumarkt sei "in jeder Hinsicht die beste Lösung", so der OB.

Und auch die Sparkasse verteidigte einmal mehr die Entscheidung. Zwar habe man sich "mit allen denkbaren Standorten in der Innenstadt gedanklich auseinandergesetzt", sagte ein Sprecher zur Frage möglicher Überlegungen in Bezug auf die Galerien. Gleichwohl sei die Ecke Peter-Knecht-Straße/Neumarkt "der einzig verfügbare Standort" gewesen, da dieser den eigenen "Bedürfnissen und Anforderungen" entspreche.

Zusätzlich sei es aber auch darum gegangen, "einen Beitrag zur Attraktivierung der Innenstadt" zu leisten - wobei Kritikern Zweifel haben, dass dies gelingen kann. Es werde lediglich neuer Leerstand geschaffen, hieß es zuletzt etwa aus Teilen der Politik mit Blick auf den alten Sparkassensitz an der Kölner Straße. Denn immerhin müsse die dortige Fläche ja auch wieder genutzt werden.

Tatsächlich sollen anstelle des Altbaus Wohnungen und keine neuen Ladenlokale entstehen. Doch dieser Einwand lässt die Gegner ebenfalls kalt. Die Galerien hätten sehr wohl eine Option für die Sparkasse sein können. Und auch die Stadt solle nachdenken, in die Mall zu ziehen. "Dann könnten wir uns den Anbau am Rathaus sparen", gab ein Solinger Ratspolitiker zu bedenken.

(or)
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