Solingen Der Held des Tages heißt 41

Solingen · Jubiläumsfeier beim Straßenbahnmuseum in der Kohlfurth: Vor 100 Jahren wurde die Strecke von Solingen nach Cronenberg in Betrieb genommen. Bei der Feier stand ein Rückkehrer jedoch besonders im Mittelpunkt.

 Solingens 1. Bürgermeister Ernst Lauterjung (l.) und Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung (2.v.l.) kamen zum Festakt in der Wagenhalle. Dort konnten sie den restaurierten Schleifwagen in Augenschein nehmen.

Solingens 1. Bürgermeister Ernst Lauterjung (l.) und Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung (2.v.l.) kamen zum Festakt in der Wagenhalle. Dort konnten sie den restaurierten Schleifwagen in Augenschein nehmen.

Foto: Stephan Köhlen

Eine Spurensuche nach 35 Jahren ist schwierig. Aber wenn man weiß, was man sucht, wird man doch noch fündig: Zugewachsen schimmert der Stöckener Tunnel durch das Laub. Und am Beginn der Gertrudisstraße bohren sich langsam die einfach zuasphaltierten Gleise wieder an die Oberfläche. Ansonsten muss man sich buchstäblich in die Büsche schlagen, um noch Reste der Straßenbahnlinie 5 zu finden, die am Mühlenplatz startete, sich an der Hofschaft Klauberg vorbeischlängelte, in einer Schleife die Firma Rasspe und den Schrodtberg umrundete, um in der Kohlfurth über die Wupper zu gehen.

Vor 100 Jahren, am 4. August 1914, wurde die Strecke von der Barmer Bergbahn AG in Betrieb genommen. "Dies geschah damals ohne große Feier, da in diesen Tagen der Erste Weltkrieg begonnen hatte", so Michael Schumann, 1. Vorsitzender der Bergischen Museumsbahnen. Zum 100-jährigen Jubiläum wurde diese Feier am Samstag nachgeholt. Denn der 1966 gegründete Verein betreibt als Museumsstraßenbahn die letzte erhaltene Strecke der Linie 5 von der Kohlfurth Richtung Cronenberg bis zur Haltestelle Greuel.

Mit Wagenhalle und Gleisanlage ging es für den Verein 1973 los. "In den vergangenen zehn Jahren haben wir hier rund 85 000 Arbeitsstunden geleistet", erklärt Schumann. "Alleine in den letzten Jahren haben wir etwa 1000 Schwellen ausgewechselt." Und etwa 200 Stunden Einsatz erfordert es jährlich, die Strecke vom Bewuchs frei zu halten.

"Das Ehrenamt kann man gar nicht hoch genug bewerten", sagt Solingens 1. Bürgermeister Ernst Lauterjung beim Festakt in der Wagenhalle. Das Herzblut, das die Mitglieder hier einfließen lassen, zeichne die Museumsbahnen besonders aus, so Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung - der selber Vereinsmitglied ist. "Hier wird Bergische Verkehrsgeschichte erhalten."

Technisch und praktisch könnte die Strecke von Greuel weiter nach Möschenbach betrieben werden. Dort hätte man dann wie in der Kohlfurth direkten Anschluss an den Öffentlichen Personennahverkehr. Umso entsetzter zeigten sich die Politiker, weil durch wenige Anwohnerklagen inklusive Prozessverschleppung das noch nicht möglich geworden ist. Hier müsse endlich durchgesetzt werden, dass Allgemeinwohl vor Individualwohl gehe.

Aber Grund zur Freude gibt es auch. Und dieser ist dunkelgrün, mit Warnstreifen versehen und glänzt wie neu. Er trägt die Nummer 41. Und an der Seite prangt neben dem Stadtwappen der Schriftzug "Städt. Straßenbahnen Solingen". Es handelt sich um einen restaurierten Schienenschleifwagen. "Es ist der einzige erhaltene Solinger Straßenbahnwagen", sagt Michael Schumann. Angeschafft wurde er von den Stadtwerken Anfang der 1950er Jahre. Mit der Umstellung auf den Obus kam aber 1959 das Aus für die Straßenbahnen. Der Schleifwagen wurde verkauft - und ist nun zurückgekommen.

Ein weiteres Schmuckstück ist der in Beige und Grün gehaltene Wagen Nummer 94 der Barmer Bergbahn. "Solingen" ist als Ziel angegeben. Michael Schumann: "Diese Straßenbahn ist in den ursprünglichen Auslieferungszustand von 1928 zurückversetzt worden." Ein Salonwagen mit Lederpolstern und Edelhölzern.

So vornehm gingen aber die Gäste anschließend nicht auf die rund viertelstündige Fahrt von Kohlfurth durch die sonnig-herbstliche Idylle des Kaltenbachtals nach Greuel. Denn die Freunde der Museumsbahn waren in großer Zahl erschienen. Die alte Linie 5, betrieben von den Wuppertaler Stadtwerken, hielt nach dem Ende der Solinger Straßenbahnen diese Tradition noch zehn Jahre aufrecht. Erst 1969 kam auch hier das Ende.

(crm)
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