Solingen Der Fuchs erobert zunehmend die Stadt

Solingen · Die nachtaktiven Wildhunde auf leisen Pfoten sind echte Überlebenskünstler und kommen im städtischen Bereich immer besser zurecht. Das liegt auch an unachtsam weggeworfenen Lebensmitteln, die ihm reichlich Nahrung bieten.

Schlau wie ein Fuchs! Der Geselle macht seinem Image alle Ehre und ist ein echter Überlebenskünstler. "Füchse sind sehr anpassungsfähig", sagt Stadtförster Markus Schlösser. Kein Wunder, dass es die Tiere zunehmend auch in den bewohnten Bereich zieht. Es gab noch nie so viele Rotfüchse in Solingen wie derzeit. Sind es nun 300 oder sogar noch mehr — über die genaue Zahl des nachtaktiven Wildhundes auf leisen Pfoten lässt sich trefflich spekulieren. Markus Schlösser geht jedoch davon aus, dass es deutlich mehr Füchse sind als zunächst vermutet.

120 bis 150 Füchse erlegen die Jäger in den Solinger Revieren Jahr für Jahr; bei Wildunfällen werden gut ein Dutzend auf Straßen von Autos erfasst. Das zeige die Größenordnung der Tierpopulation, sagt Thomas Lambracht, Jagdberater der Stadt. Füchse streifen längst nachts durch die Südstadt, sind an der Viehbachtalstraße heimisch, die im oberen Teil zur Stadtmitte gehört. Die Zahl der Füchse steigt offensichtlich. Jäger sehen das mit Sorge.

Problem: Reineke Fuchs hat keine natürlichen Feinde mehr. Deshalb müssen die Jäger eingreifen, um den Bestand einzugrenzen. "Wir wollen auch unser Niederwild mit den Hasen und Kaninchen schützen", sagt Lambracht über die Aufgabe, für ein Gleichgewicht in der Natur zu sorgen. Dafür brauchen sie auf ihren Hochsitzen allerdings klare Vollmondnächte, um die Tiere überhaupt einmal erkennbar vor die Flinte zu bekommen. Solche Nächte sind eher selten.

Im März und April, wenn die Jungen ernährt werden müssen, rufen wöchentlich Solinger bei der Stadt an, die von einem Fuchs auf der Terrasse berichten. Ist der Futternapf der Hauskatze morgens leer, war es mitunter der Fuchs, sagt Stadtförster Schlösser. Experten schätzen, dass die Fuchsdichte im städtischen Bereich sogar deutlich höher ist, als im normalen Lebensraum der Raubtiere in Wald und Feld, wo sie ein größeres Revier benötigen.

Grund ist unter anderem die gute Nahrungsgrundlage. So leben die Tiere vor allem vom Zivilisationsmüll, besonders von weggeworfenen Lebensmitteln und Getränken beziehungsweise von überfüllten Mülltonnen. Auch Mäuse und Wildkaninchen in Parks stehen auf ihrem Speiseplan. Füchse sind eben keine Kulturflüchter, im Gegenteil: Die passen sich hervorragend unserer Gesellschaft an, sagt Jagdberater Lambracht. Die hohe Zahl der Füchse sieht er allerdings mit Sorge. Zwar ist die für Mensch und Tier tödliche Seuche Tollwut, bei der der Fuchs als Hauptübertrager gilt, augenblicklich ausgerottet. Jäger haben nach Lambrachts Worten aber auch die Verpflichtung, die Population wegen des Fuchsbandwurms nicht zu dicht werden zu lassen. Zu spät erkannt kann der Parasit sogar für Menschen tödlich sein.

Der Fuchs selbst ist für den Menschen jedoch keine Gefahr. Er flüchtet, auch wenn Stadtfüchse weniger scheu sind.

(RP)
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