Serie Ehrenamt Der Chef der Krippen-Verwaltung

Solingen · Seit 30 Jahren engagiert sich Heinrich Koch im Kirchenvorstand der kleinen katholischen Gemeinde in Burg.

 Nach Heinrich Koch im Alter von 55 Jahren seinen Job verloren hatte, konzentrierte er sich auf seine vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten. Heute sagt er: "Mir konnte nichts Besseres passieren".

Nach Heinrich Koch im Alter von 55 Jahren seinen Job verloren hatte, konzentrierte er sich auf seine vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten. Heute sagt er: "Mir konnte nichts Besseres passieren".

Foto: Stephan Köhlen

Im Jahr 1963 kam Heinrich Koch nach Solingen. "Direkt von der Bundeswehr", erzählt der 77-Jährige. Er wurde Maschinenbautechniker, arbeitete, heiratete, wurde Vater. Die Familie lebte in Wald, wo Heinrich Kochs Frau ein Frisörgeschäft leitete. "Schon in Wald habe ich mich ehrenamtlich in der Kirche engagiert", erinnert er sich zurück. Das ist lange her.

Inzwischen lebt Heinrich Koch seit 40 Jahren in Burg. Auch in die kleine katholische Gemeinde St. Martinus ist Heinrich Koch hineingewachsen. "Ich bin seit 30 Jahren im Kirchenvorstand", erzählt er. Hier ist er vor allem für alle baulichen Belange der Gemeinde zuständig. Die Finanzierung läuft zu einem Teil über das Erzbistum Köln, aber auch über das Land, denn die Kirche ist Eigentum des Landes Nordrhein-Westfalen. "Ich bin der Hauptverwalter", meint Koch. "Es ist noch viel zu machen hier oben an der Kirche."

Außerdem ist Heinrich Koch, gemeinsam mit einem Kollegen, ehrenamtlich für die Verwaltung des Friedhofes zuständig. "Jährlich muss die Standhaftigkeit der Kreuze und Denkmäler überprüft werden, es müssen Abrechnungen und Bestellungen vorgenommen werden", zählt er auf. "Und wenn Gräber nicht gepflegt werden, schreiben wir die Angehörigen an." Darüber hinaus leitet Heinrich Koch den Seniorenclub. "Wir sind eine Gemeinschaft von 18 bis 20 Leuten, die sich einmal im Monat in der alten Schule in Oberburg treffen", erzählt er. Jeden zweiten Dienstag im Monat wird der kleine Saal von den Senioren belegt, die hier nicht nur gemütlich Kaffee trinken, sondern auch Kultur genießen. So wurden im Dezember weihnachtliche Lieder gespielt. "Ab und zu haben wir auch eine Tötterstunde." Dann wird über dieses und jenes geplaudert. "Die Leute haben sich ja lange nicht gesehen." Organisiert wird alles von Heinrich Koch.

In der Adventszeit hat Heinrich Koch noch eine weitere Aufgabe. "Ich bin der Chef der Krippen-Verwaltung", erklärt er und lächelt. Denn die Gemeinde St. Martinus hat ihre ganz eigene Weihnachtskrippe. "Das ist keine herkömmliche Krippe, das ist eine echte Burger Krippe", betont Koch. Hier finden sich vertraute Burger Persönlichkeiten wie der Brezelbäcker, die Heilige Irmgard und andere Figuren aus dem Schloss. Ganz neu ist die Figur des Schliepers. "Seit zehn Jahren wächst diese Krippe." Gut, dass die Gemeinde einen erstklassigen Holzkünstler zur Verfügung hat. "Der bekommt ein Foto von der Figur, die wir gerne hätten", sagt Heinrich Koch. "Dann schnitzt er sie." Auch das Krippengebäude ist kein einfacher Stall. "Das ist das Schloss."

Seit 20 Jahren ist Heinrich Koch auch Mitglied des Sozialdienstes Katholischer Männer und Frauen (SKFM), die letzten sechs Jahre war er Mitglied des Vorstandes. Nun möchte er sich nicht mehr aufstellen lassen. "Bis die nächste Periode vorbei ist, bin ich 83 Jahre alt." Lieber möchte er sich auf sein Amt im Kirchenvorstand konzentrieren, denn Koch vertritt die Überzeugung: "Wenn man was machen will, soll man es richtig machen."

Als er 55 Jahre alt war, verlor er seinen Job. Die Firma meldete Insolvenz an. "Das war am Anfang schlimm", erinnert er sich. Das Arbeitsamt hatte keine Anstellung mehr für jemanden in seinem Alter. So blieb ihm Zeit für sein ehrenamtliches Engagement. "Es wurde immer mehr", erzählt er. Das wandelte die Einstellung zum Verlust seines Berufs: "Im Nachhinein kann ich sagen, mir konnte nichts Besseres passieren".

(sue)
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