Silvester 2014 Visionen Der Blick in die Sterne rückt näher

Solingen · Die Mitglieder der Walter-Horn-Gesellschaft sind ihrem Ziel, Planetarium und Sternwarte im Kugelgasbehälter in Ohligs neu aufzubauen, ein großes Stück näher gekommen. Der erste Spatenstich soll im Sommer erfolgen.

Wenn Guido Steinmüller den Kopf in den Nacken legt, seinen Blick über die gewölbten Wände schweifen lässt, über die rostige Patina, die sich in fast 60 Jahren auf das Metall gelegt hat, und hinauf in das Dach der Kugel, dann sieht er alles vor sich: Den Zwischenboden, der an der breitesten Stelle des ehemaligen Kugelgasbehälters eingezogen werden soll, das Planetarium, das darauf - als Kugel in der Kugel - entstehen wird. Den kleinen Gang, auf dem die Besucher zwischen der Außenwand des Planetariums und der Außenwand der Kugel wandeln und hinab in die Tiefe blicken können. Den Turm mit Fernrohr und begehbarer Aussichtsplattform, der als Heimat der Sternwarte gleich neben der Kugel entstehen soll. Dann sieht der Präsident der Walter-Horn-Gesellschaft das "Galileum" vor sich, für das er und seine Mitstreiter seit Jahren kämpfen.

Allerdings: Als Astronomie-Enthusiast und damit als Naturwissenschaftler ist Steinmüller - wie auch Dr. Frank Lungenstraß, Geschäftsführer und Schatzmeister der Gesellschaft - vor allem eins: Realist. "Wir sind jetzt tatsächlich im Besitz einer der merkwürdigsten Immobilien, die man erwerben kann", sagt Lungenstraß und schmunzelt.

Am 22. Dezember hat die Gesellschaft den Schlüssel vom Vorbesitzer, den Stadtwerken, erhalten. Der Vertrag wurde eine Woche zuvor unterzeichnet. Jetzt gehört der Kugelgasbehälter - 540 Tonnen Stahl mit einem Durchmesser von 26 Metern an der breitesten Stelle und nur durch ein 65 Zentimeter großes Loch im Boden zu betreten - offiziell der Walter-Horn-Gesellschaft.

Guido Steinmüller musste hoch hinaus, um dies zu realisieren: "Als ich nach der Schlüsselübergabe oben auf der Kugel stand, einen Moment die Aussicht Richtung Düsseldorf und Solingen genossen habe, ist mir bewusst geworden, was das bedeutet." Es bedeutet nicht weniger als das Ende der mehr als sieben Jahre dauernden Suche nach einer neuen Bleibe für die Sternwarte. Und es bedeutet, sagt Frank Lungenstraß, dass es jetzt erst richtig losgeht. "Natürlich haben wir kräftig durchgeatmet, als Ende November der Förderbescheid der Bezirksregierung eingegangen ist und es uns gelungen ist, für den Nachweis des nötigen Eigenanteils innerhalb einer Woche 173 000 Euro Spenden zu sammeln. Wir haben damit einen der wichtigsten Schritte gemacht - und jetzt geht es weiter."

Denn angepeilt ist bereits ein Baubeginn im Sommer. "Die Architekten haben jetzt ein Zeitfenster von vier bis sechs Monaten, parallel beginnen die ersten Ausschreibungen", erklärt Lungenstraß. Wenn alles passt, soll im Spätsommer 2016 Eröffnung gefeiert werden. Es gebe, sagt Frank Lungenstraß, allerhand zu tun. "Ein solches Projekt baut man nicht alle Tage, weder wir noch die Architekten. In eine solche Kugel hat noch niemand ein Planetarium gebaut." Rund fünf Millionen Euro für die Finanzierung des Projektes hat die Gesellschaft sicher, knappe 1,4 Millionen fehlen noch, um das Galileum fertigstellen zu können. "Für uns ist es ein tolles Zeichen nach außen, dass wir es in diesem Jahr noch geschafft haben, den Bewilligungsbescheid zu erhalten und Grundstück und Kugel zu übernehmen", so Guido Steinmüller.

Die nächsten Schritte auf dem Weg zur Realisierung der Vision von Planetarium und Sternwarte sind ganz handfest und vor allem bürgernah: Anfang Januar soll in der Ohligser Sauerbreystraße 4 ein Baustellenbüro eingerichtet werden. "Dort wird es eine Ausstellung geben, um die Bürger über den Baufortschritt zu informieren." Auch in einem Büro-Container vor Ort an der Kugel wollen die Verantwortlichen ansprechbar sein. Steinmüller: "Wir fühlen uns in Ohligs angekommen."

(mxh)
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