Denkmal Rüdenstein Steinerner Vierbeiner wacht über die Wupper
Solingen · Das Denkmal Rüdenstein ist noch immer Anziehungspunkt und Ziel vieler Wanderungen. Für seinen Erhalt setzt sich der Verschönerungsverein Rüden-Friedrichstal ein.
Das besondere Verhältnis von Mensch und Tier beflügelt seit jeher Legenden, Mythen und Sagen rund um den Erdball: Das Pferd Bukephalos etwa ist bis heute berühmt als Streitross Alexanders des Großen, das seinen Herrn in allen Schlachten begleitete und ihn aus tödlichen Gefahren rettete. Und der Aufstieg Roms zum Weltreich ist der Sage nach bekanntlich dem Mutterinstinkt einer Wölfin zu verdanken.
Im Tal der Wupper ist es wiederum ein Hund, der die Fantasie der Menschen beflügelt: Sein überlebensgroßes Abbild wacht, mit majestätisch gestrecktem Rücken und in die Höhe gerecktem Kopf vom Hang aus über den Fluss. Das Denkmal „Rüdenstein“ an der bewaldeten Grenze zwischen Solingen und Leichlingen gelegen, ist auch heute noch ein beliebtes Ziel ausgedehnter Wanderungen durch die Wupperberge, an deren Ende idealerweise eine Bergische Kaffeetafel steht.
„Wir haben uns als Kinder das erste Taschengeld damit verdient, dass wir Ausflüglern die Geschichte des Denkmals erzählt haben“, erinnert sich Petra Meis, stellvertretende Vorsitzende des Verschönerungsvereins Rüden-Friedrichstal und Inhaberin der Gaststätte Rüdenstein. Das romantisch am Solinger Wupperufer gelegene Fachwerkensemble ist Luftlinie nur wenige hundert Meter von der Hundefigur entfernt – und daher potentielles „Basislager“ für Touristen. „Wir waren ganz stolz auf das Denkmal“, sagt Meis. Mittlerweile besucht sie den Anziehungspunkt mit ihren eigenen Enkeln.
Feierlich eingeweiht worden war das Denkmal „Rüdenstein“ auf Betreiben des damaligen Verschönerungsvereins Widdert im Mai 1927. Den Entwurf hatte der Künstler Ferdinand Otto Hoppe geliefert, die Elberfelder Bildhauerwerkstatt Pollmann & Stupp wiederum fertigte den ebenso schlanken wie muskulösen Körper des Vierbeiners aus gemahlenem Muschelkalk. Und für den hohen Bruchsteinsockel zeichnete Maurermeister Karl Groh verantwortlich.
Angeblich ist es nicht die erste Hundestatue, die an diesem Platz gegenüber dem Obenrüdener Kotten auf die Wanderer herabblickt. Vor fast 600 Jahren soll der Jungherzog Robert von Berg ein Denkmal einem treuen Vierbeiner gewidmet haben, dem er sein Leben verdankte. Kurz vor dem Weihnachtsfest des Jahres 1424, so will es die Sage, war er mit seinen Getreuen zur Jagd ausgeritten. Auf dem beschwerlichen Heimweg durch Schnee und eisigen Wind merkte die Gruppe demnach, dass der junge Herzog fehlte. Auf einen Stoß ins Hifthorn folgte kein menschliches Lebenszeichen. Dafür sprang ein Rüde aufgeregt bellend heran und führte die Jäger schließlich zum Herzog: Der war bei der Verfolgung eines Hirsches einen Steilhang hinabgestürzt und lag schwer verwundet und dem Erfrieren nahe im Schnee. Nachdem er sich am Wupperhof von seinen Veletzungen erholt hatte, ließ er das Steinbild zu Ehren des namenlosen Retters aufstellen, das sich angeblich bis ins 17. Jahrhundert hielt. Dann soll es bei einem Sturm in die Wupper gestürzt sein.
Was auch immer an dieser Geschichte dran ist – ein Magnet ist der Rüde noch immer. Dass das so bleibt, hat sich der Verschönerungsverein Rüden-Friedrichstal auf die Fahnen geschrieben. Seine Mitglieder kümmern sich um das Denkmal und die Spazierwege dorthin. Ehrenamtlich kontrollieren und leeren sie regelmäßig die Papierkörbe, pflegen die Wege – und melden etwaige Schäden am Steinbild, das seit 1986 auf der Denkmalliste der Stadt Leichlingen steht.
Mehrere Restaurierungsarbeiten hat es inzwischen hinter sich – die letzte im Oktober 2018. Dabei galt es, den bröckelnden Steinsockel und auch die durch eindringendes Wasser geschädigte Skulptur selbst wieder auf Vordermann zu bringen. Zuständig für die Arbeiten war die Bezirksregierung Köln. Der Verschönerungsverein hatte sich dafür stark gemacht – damit der Lebensretter auf vier Pfoten auch in Zukunft noch ein waches Auge über das Tal der Wupper richtet.