Hafenegers Renntrainings Das schnellste Hobby in Solingen

Solingen · Die Firma Hafeneger Renntrainings organisiert Veranstaltungen für Motorradfahrer. Jetzt reisen rund 350 Teilnehmer nach Oschersleben.

Wenn Jérémie Lapurée alias Jéjé L'Aspi in Rennkleidung im Café auftaucht und ein "Rendezvous mit der Piste" ankündigt, dann hat sein Instruktor auf dem Circuit du Haut Taquet wenig und der Leser der "Joe Bar Team"-Cartoons viel zu lachen. Wo andere bremsen, gibt Jéjé seiner Buell S1 Lightning die Sporen - mit zu erwartenden Resultaten.

Bei Philipp Hafeneger müsste Jéjé wahrscheinlich in die Anfänger-Gruppe - nicht wegen möglicher Schwellenangst, sondern wegen der Besonderheiten, die das Fahren auf der Rennstrecke auszeichnen. Die hat Hafeneger 14 Jahre lang selbst in den höchsten Rennsportserien kennengelernt. 2010 fuhr der heute 35-Jährige sein letztes Rennen. Schon vier Jahre vorher begann er aber damit, sein Wissen weiterzugeben. "Das war eine eintägige Veranstaltung auf dem Rennkurs in Oschersleben", berichtet Veranstaltungskaufmann Dorian Rudolph, Mitarbeiter der Firma Hafeneger Renntrainings. Seit Juli 2015 hat sie ihren Sitz im Gewerbegebiet Piepersberg.

 14 Jahre lang war Philipp Hafeneger als Motorradsportler in den höchsten Rennserien am Start. Heute gibt er sein Wissen weiter.

14 Jahre lang war Philipp Hafeneger als Motorradsportler in den höchsten Rennserien am Start. Heute gibt er sein Wissen weiter.

Foto: Hafeneger Renntrainings/René Unger

Das Training in Oschersleben wurde mit zehn Terminen im Jahr zum beliebtesten Angebot des Gräfrather Unternehmens. Heute reisen wieder rund 350 Teilnehmer zu der Motorsportarena, wo sie morgen und übermorgen in Gruppen von 30 bis 50 Fahrern auf die Strecke gehen. Während die Verpflegung 2006 noch vom Grill kam, macht sich das 25-köpfige Hafeneger-Team inzwischen mit vier großen Lkw und einem Koch auf den Weg in die Magdeburger Börde. "Wir sind bestrebt, den Event-Charakter ständig zu steigern", erläutert Rudolph, der auch selbst als Instruktor arbeitet. "Das Wort Rennzirkus kann man schon in den Mund nehmen."

Es ist ein Zirkus, der manchmal bis zu zwei Wochen am Stück auf Tour ist und der trotz zahlreicher Mitbewerber auf ein treues Stammpublikum vertrauen kann. "Wir haben einen Kundenstamm von mehr als 10.000 Motorradfahrern", sagt der 27-Jährige. Alleine in Solingen gibt es etwa 100 Interessenten. Die Kunden - der älteste ist fast 80 Jahre, der Schnitt liegt bei rund 40 Jahren - kommen aber aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Manche buchen bis zu acht Veranstaltungen pro Jahr. Die meisten gönnen sich zwei Tage, denn alles in allem (mit Gebühr, Reifen und anderen Ausgaben) ist es nicht nur ein schnelles, sondern auch sehr kostspieliges Hobby.

Wenn der Veranstaltungskalender Anfang Dezember online geht, sind manche Trainings trotzdem schnell ausgebucht. Philipp Hafeneger, der bei jedem Termin selbst dabei ist, bietet mit seinem erfahrenen Team Rennstrecken in Deutschland, Belgien (seit diesem Jahr), Spanien, Frankreich, Tschechien und der Slowakei an. "Das Wochenende in Brünn Ende Juli ist unser Top-Termin", erklärt Dorian Rudolph - und natürlich ausgebucht. Für den Slovakia-Ring eine Woche vorher gibt es noch freie Plätze.

Das Angebot ist so vielseitig, wie es die Vorlieben der Motorradfahrer sind. Hafeneger offeriert von März bis September eine breite Palette, die von Einzelcoachings mit Videoanalyse bis zum Supermoto-Fahren reicht. Wer dafür nicht das passende Motorrad hat, kann sich auch eine Maschine leihen. Fahrer, die sich auf der Rennstrecke mit anderen messen wollen, können zudem an verschiedenen Spaß-Rennen teilnehmen. Das normale Training findet in vier verschiedenen Leistungsgruppen statt.

Was Jéjé, wenn es ihn gäbe, freuen würde: Auf geraden Strecken erreichen die Fahrer 250 bis 260 km/h. Was ihn ärgern dürfte: Die Rundkurse haben unterschiedliche Lautstärke-Begrenzungen. In Oschersleben liegt das maximale Fahrgeräusch bei 100 db. Wenn die Fahrer am Vorabend mit ihren Maschinen eintreffen, werden bei der technischen Abnahme die Motorräder und die Helme geprüft. Wer so oft wie Jéjé unorthodox von seiner Maschine absteigt, hat zudem den Rückenprotektor dringend nötig. Rudolph: "Auch Airbags für Motorradfahrer sind immer mehr im Kommen."
www.hafeneger-renntrainings.de

(RP)
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