Solingen Das Messer als Kunstgegenstand

Solingen · Dichtes Gedränge herrschte bei der 17. Internationalen Messermacher-Messe im Deutschen Klingenmuseum. Knapp 100 Aussteller aus 15 Nationen präsentierten ihre Klingenprodukte, die von 3000 Besucher begutachten wurden.

Ein vielseitiges Ding: Der eine schneidet sein Brot mit ihm, der andere meuchelt damit die Schwiegermutter, für den Dritten ist es ein Kunstwerk. Irgendwo im Bermudadreieck zwischen Werkzeug, Waffe und Fetisch ist das Messer unterwegs. Aber wenn es um die Klinge als Kunst geht, führt der Weg unweigerlich ins Klingenmuseum.

Zur 17. Internationalen Messermacher-Messe wurde am Wochenende eingeladen. Volle Parkplätze und zugeparkte Straßen rund ums Museum zeigen zweierlei: Es wird voll im Museum, und - die Kennzeichen betrachtend - viele kommen von außerhalb. So auch Hans Spits, der sich schon am frühen Morgen auf den Weg gen Klingenstadt gemacht hat. Nun fachsimpelt er an den Tischen der etwa 100 Messermacher aus rund 15 Nationen. Das Gedränge ist groß und die Luft in den Sälen oft so dick, dass man sie mit dem Messer schneiden könnte - passend zur Veranstaltung.

"Ich versuche, jedes Jahr zur Messe zu kommen, aber manchmal klappt es eben nicht", sagt der Niederländer aus Eindhoven. Diesmal nun doch. Was fasziniert ihn so ? "Jeder hat Messer im Haus, in der Werkstatt oder in der Hosentasche. Es ist erstmal ein alltäglicher Gegenstand." Aber wie vieles andere kann es zum Kunstgegenstand werden. "Sie hängen ja auch keine nackte Glühbirne an die Decke, sondern suchen einen schönen Lampenschirm dafür." Das sei eine Frage der Ästhetik. Die Mischung aus Funktionalität und Schönheit fasziniere ihn.

An seinem Stand präsentiert Christoph Daim seine filigranen Arbeiten. Vor allem die fein gesetzten Maserungen der Damastklingen springen ins Auge. "Natürlich sind diese Klingen funktional - es sind eben Messer. Aber Wurst schneidet man damit doch nicht", sagt der Wiener. "Es sind kleine Gesamtkunstwerke." Etwa die Klinge mit einem dem Bambus nachgebildeten Stahlgriff - und natürlich mit Bambusscheide. Das sind echte Hingucker und keine Käsemesser. "Eigentlich bin ich Kaufmann, aber handwerklich sehr begeistert", verrät der österreichische Messermacher. Ein feines, sehr dünnes und vor allem sehr langes Messer - fast schon ein kleines Schwert - mit einem ebenso schlichten wie kunstvollem Griff scheint auch nicht gerade Grillbesteck zu sein. Schon gar nicht wegen der fast noch origineller gestalteten Halterung, an der es ruht.

Am Stand von Petr Hofman ist es zu sehen. Der aus der Nähe des mährischen Brünn kommende Messerkünstler ist zum ersten Mal im Klingenmuseum. "Ich hatte Glück, noch einen Platz zu bekommen", berichtet der Tscheche. Von Hause aus ist er Schmied. Da ist der Weg zum Messer nicht weit. "Das Messer in Form des Faustkeils steht am Anfang der Menschheitsentwicklung. Es ist mehr als nur ein Objekt, es zeigt den Beginn der Zivilisation an."

Edelstahl, Damast, Jagd- und Ziermesser aller Größen ("Geil", entfährt es einem Knirps am Stand eines ungarischen Messermachers beim Anblick einer Samuraiklinge) sind zu bestaunen: mal schlicht, mal opulent, mal eigenwillig - aber immer kunstvoll. Das hat auch seinen Preis. Im vierstelligen Bereich darf man durchaus hinblättern.

Vierstellig ist aber auch die Zahl der Besucher. Denn die Messe bietet auch ein spannendes Programm vom Schärfen-Seminar über philippinische Fechtkunst bis hin zu Schmiedevorführungen. "Bis zu 3000 Besucher haben wir jährlich bei der Messe", sagt Dr. Barbara Grotkamp-Schepers, die sich mit dieser Veranstaltung als Museumsdirektorin in den Ruhestand verabschiedet. "Die Idee dazu wurde Ende der 90er Jahre geboren." Man hat es einfach ausprobiert, und es wurde schnell ein Renner. Wie auch in diesem Jahr.

(crm)
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