Solingen Das letzte Stück Industrie verschwindet

Solingen · Bergstraße: Diakonisches Werk Bethanien will Teile einer ehemaligen Fabrik nutzen. Gleichzeitig zum Umbau entstehen neue Eigentumswohnungen. Der Investor spricht von einer guten Nachfrage.

 Der Neubau im Hof wird vorbereitet: "Wir sind jetzt dabei, die Entwässerung und die Hausanschlüsse zu machen", sagt Bauleiter Hans Schneider (l.), hier neben Klaus Marquardt von Kempe Immobilien auf der Baustelle. Mitte November soll der Rohbau beginnen.

Der Neubau im Hof wird vorbereitet: "Wir sind jetzt dabei, die Entwässerung und die Hausanschlüsse zu machen", sagt Bauleiter Hans Schneider (l.), hier neben Klaus Marquardt von Kempe Immobilien auf der Baustelle. Mitte November soll der Rohbau beginnen.

Foto: Stephan Köhlen

Die Bergstraße ändert weiter ihr Gesicht: Wo früher produziert und verkauft wurde, entstehen Wohnungen. Zuerst hatte plan 8 seniorengerechte Apartments auf dem früheren Gelände von Paul Wirths Bestecke errichtet (jetzt Teil der Amefa-Gruppe an der Mühlenstraße). Dann machte die schräg gegenüber liegende Immobilie von Bier-Buschhaus (jetzt an der Focher Straße) Platz für Wohngebäude. Während sie fast bezugsfertig sind, geht es auf dem Areal der Papier-Industrie gerade los. Dort entwickelt sich das "Berg-Carré".

"Das wird die Straße weiter aufwerten", sagt Klaus Marquardt, Senior Partner der Kempe Immobilien GmbH. Die Düsseldorfer sanieren den mittleren Trakt des langen Papier-Industrie-Riegels und bauen zwei neue Häuser - ein etwas kleineres an der Bergstraße und eines im neu entstehenden Hof. Dafür wurde ab Ende Januar ein Teil der alten Gebäude abgerissen. "Der Industriecharakter verschwindet", erläutert Marquardt. Auch die bisherige Nutzung endete: An der Bergstraße waren unter anderem eine Ballettschule, ein Sportstudio und ein Kfz-Betrieb Mieter.

Im Altbau bleiben wird "Orlando's Caffé", das der Betreiber vielleicht noch um eine Trattoria im Keller erweitert. Die restlichen Flächen gehen sehr wahrscheinlich an das Diakonische Werk Bethanien. "Die Gespräche mit dem Vermieter Klaus Kempe sind sehr weit gediehen, der Vertrag ist aber noch nicht unterschrieben", erklärt der Vorstandsvorsitzende Otto Imhof. Ab Ende 2017, nach dem Umbau, will die Diakonie im Parterre rund 300 Quadratmeter für eine Tagespflege-Einrichtung nutzen. Auf der ersten Etage soll es auf zirka 500 Quadratmetern eine Wohngemeinschaft für "technologieabhängige" Patienten geben - besonders solche, die beatmet werden.

"Wir werden damit weitere Arbeitsplätze schaffen", unterstreicht Imhof. Das Diakonische Werk Bethanien hat in Solingen etwa 1000 Mitarbeiter, außerhalb rund 700. Eine Tagespflege-Einrichtung gibt es beispielsweise nicht nur in Aufderhöhe, sondern auch noch an sechs anderen Standorten in NRW und Hessen. Die neue Niederlassung an der Bergstraße soll bei Bedarf auch den Käufern der Neubauwohnungen zugutekommen.

Sie erhalten über den Keller einen Zugang zu dem ehemaligen Fabrikgebäude, dessen Nutzungsänderung noch beantragt werden muss. "Wir wenden uns an Kunden im gesetzteren Alter, die in einer sehr zentralen Lage wohnen wollen", beschreibt Kempe-Partner Klaus Marquardt das Klientel. Menschen, die bereit sind, 3200 bis 3500 Euro/qm für die schlüsselfertigen, 70 bis 135 Quadratmeter großen Eigentumswohnungen mit gehobener Ausstattung auszugeben.

Dafür gibt es unter anderem dreifach verglaste Fenster mit integrierter Belüftung, Fußbodenheizung und Eichenparkett. Im Keller sind Lademöglichkeiten für E-Bikes und einen E-Smart vorgesehen, der von allen genutzt werden kann. Acht Wohnungen wird es an der Bergstraße geben - in einem Haus, das den Charakter des benachbarten ehemaligen Verwaltungsgebäudes aufgreift. 14 Apartments entstehen im neuen Hofgebäude dahinter. "Die Nachfrage ist gut", merkt Klaus Marquardt an. Eine der barrierefreien Wohnungen sei verkauft, drei seien reserviert. Der Trakt im Hof soll bis Mitte Januar im Rohbau stehen. Gebaut wird mit schweren Fertigelementen aus Blähbeton. "Die Bewohner werden ein sehr angenehmes Raumklima haben", verspricht Bauleiter Hans Schneider. Kempe hat das Material bereits bei Einfamilienhäusern an der Lenbachstraße verwendet und will es auch bei Neubauten zwischen Dürener Straße und Ellerstraße einsetzen.

Die neuen Gebäude an der Bergstraße sollen im Frühjahr 2018 bezugsfertig sein. Im Riegel von der Berg- bis zur Friedrichstraße wird es länger dauern, bis alles saniert ist. Zunächst entstehen Miet-Lofts und -Apartments angrenzend an den Bereich für die Diakonie. Über Pläne für das Verwaltungsgebäude an der Bergstraße und das denkmalgeschützte ehemalige Wohnhaus an der Friedrichstraße wird noch nicht gesprochen.

(flm)
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