Solingen Das Leid Christi auf den Schultern tragen

Solingen · Trotz des strömenden Regens kamen am Karfreitag wieder viele Zuschauer zu der Prozession der Missione Cattolica Italiana in Wald. Der Kreuzweg ist seit rund 30 Jahren feste Tradition der italienischen Gemeinde in Solingen.

Den ganzen Freitag über regnete es in Strömen, so dass die Missione Cattolica Italiana sogar für kurze Zeit überlegte, die Karfreitagsprozession durch Wald abzusagen. Aber dann wurde doch entschieden, den Kreuzweg Jesu an den verschiedenen Stationen nachzuempfinden. "Es ist uns wichtig, diese Tradition fortzuführen", sagte Luciano La Mendola, der die Karfreitagsprozession mitorganisiert hatte. "Wir wollen darstellen, wie Jesus gelitten hat, und versuchen uns in die Leiden hineinzuversetzen."

Das ist im Freien natürlich ein ganz anderes Erleben als in einer Kirche. Obwohl auch die Missione Cattolica Italiana in Solingen ihren Kreuzweg zunächst in der Kirche hatte stattfinden lassen. "Dann haben wir es gewagt, es draußen zu machen", erinnerte sich Luciano La Mendola. Und seit rund 30 Jahren ist das nun feste Tradition der italienischen Gemeinde. Eine Tradition, die den Menschen wichtiger ist, als ein trockenes Plätzchen in der Kirche. Das zeigten gestern auch die vielen Besucher mit Schirm, die in den Walder Stadtpark gekommen waren. "Hier wird Jesus gefangen genommen", erklärte Luciano La Mendola die erste Station.

Sprechen brauchte Francesco Soresi, der zum zweiten Mal den Jesus darstellte, während der Prozession nicht. Die Texte wurden auf Italienisch vorgelesen und verstärkt, so dass alle Zuschauer sie verstehen konnten. Nur die Worte, die Jesus am Kreuz spricht - "Vater, Vater, warum hast du mich verlassen?" - wollte Francesco selbst ausrufen. "Das ist ihm wichtig", sagte Luciano La Mendola. Überhaupt nahm Soresi die Rolle sehr ernst. So ließ er sich Haare und Bart wachsen und ging den Kreuzweg barfuß. Außerdem bestand er darauf, das 60 Kilogramm schwere Kreuz statt eines leichteren Exemplars zu tragen.

Vom Stadtpark ging es zur evangelischen Kirche, wo Petrus den Jesus dreimal verleugnete. Von da aus bewegte sich die Prozession zur Friedrich-Albert-Lange-Schule, wo Pilatus zu Gericht saß. Die Kreuzigungsszene hatte die Gemeinde wegen des Regens in die Kirche St. Katharina verlegt. Dort wurde nicht nur Jesus gekreuzigt, sondern es wurden auch die beiden Räuber mit ihm hingerichtet. Dabei konnte sich Francesco Soresi auf eine Plattform stellen und an Seilen festhalten. "Wir haben das professionell gebaut", sagte Luciano La Mendola.

Seit Januar probten die 50 Darsteller. "Wir haben einige Neue dabei, aber viele machen schon lange mit", so La Mendola. Frauen, Kinder, Männer - alle in zumeist selbstgeschneiderten Kostümen. "Die haben unsere Frauen damals gemacht", verriet La Mendola.

(RP)
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