Solingen „Das Klima wird rauer“

Solingen · Solingen gehört zwar wieder zu den sichersten Großstädten in NRW; allerdings ist die Zahl der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 12,3 Prozent gestiegen, davon wird laut Kriminalitätsstatistik jede zweite aufgeklärt.

Der Vorhaltung, man würde an den gesunkenen Zahlen von erwischten Tätern etwa im Bereich der Rauschgiftkriminalität erkennen, dass nach der Umstrukturierung im Polizeipräsidium Wuppertal weniger Polizei auf den Solinger Straßen unterwegs sei, wollte Polizeipräsident Joachim Werries bei der Präsentation der Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr nicht stehen lassen. "Wenn es in Solingen Probleme gibt, werden wir massiv dort sein. Massiver als wir es nach dem alten Konzept gekonnt hätten", verteidigte er noch einmal die Neuerung, die im September in Kraft trat und unter anderem vorsieht, die Kradstaffel von Wuppertal aus in den Einsatz zu schicken. Der Handel mit Rauschgift habe sich zudem im Vorjahr nach Wuppertal verlagert, ergänzte Claudia Greve vom Polizei-Leitungsstab.

Keine Insel der Glückseligen

Doch ob eine massive Präsenz derzeit überhaupt nötig ist, scheint fraglich — findet sich die Klingenstadt doch mal wieder in der Reihe der sichersten Großstädte Nordrhein-Westfalens wieder. Hochgerechnet auf 100 000 Einwohner gab es im Vorjahr 6904 Straftaten zu vermelden; in Remscheid waren es 6124, in Wuppertal immerhin 7799. Aber auch Solingen ist längst keine Insel der Glückseligen mehr. Im Vergleich zum Vorjahr gab es einen Anstieg der Straftaten von 12,3 Prozent auf 11 250; die Hälfte (50,22 Prozent) wurde geklärt.

Sorgen bereitet den Beamten aber vor allem der Bereich der Gewaltkriminalität. "Das Klima wird rauer", nennt es Joachim Werries. Darum will sich die bergische Polizei nun auch verstärkt um straffällig gewordene Jugendliche kümmern.

Gemeinsam mit den Ordnungsbehörden der Kommunen will sie Treffpunkte junger Leute aufsuchen; denn die Beamten haben zudem bemerkt, dass jedes zweite Körperverletzungsdelikt eines jungen Menschen unter Alkoholeinfluss geschah. Rund jedes dritte Rohheitsdelikt (392 von insgesamt 1160) wurde von einem Täter begangen, der unter 21 ist. In 52 Fällen waren die Täter sogar nicht älter als 14.

14 jugendliche Intensivtäter, darunter Deutsche, Nichtdeutsche und Täter mit Migrationshintergrund, hat die Polizei in Solingen auf dem Kieker. Wer einmal nach einem Punktesystem in die Wertung kommt, etwa durch verübte Gewaltdelikte, Diebstähle oder Sachbeschädigungen, kann sich einer besonders aufmerksamen Beobachtung der Polizei erfreuen. "Wir kümmern uns um die Jugendlichen", beschreibt es Claudia Greve.

(RP)
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