Fußball Das Herz der Union

Fußball · Für Union Solingen ist das Stadion am Hermann-Löns-Weg weit mehr als nur die Austragungsstätte für die eigenen Heimspiele. Das Stadion ist Stück der langen Tradition – und für den Vorstand das Herz des Vereins.

Für Union Solingen ist das Stadion am Hermann-Löns-Weg weit mehr als nur die Austragungsstätte für die eigenen Heimspiele. Das Stadion ist Stück der langen Tradition — und für den Vorstand das Herz des Vereins.

Als "Herz" des Vereins Union Solingen bezeichnet Martin Stanscheit, Vorstandsmitglied des Fußball-Niederrheinligisten Union Solingen, das Stadion am Hermann-Löns-Weg. Dieses Herz droht der Traditionsverein und ehemalige Zweitligist nun zu verlieren, denn das mittlerweile marode Stadion steht auf der am Donnerstag veröffentlichten Streichliste der Stadt.

Das Stadion am Hermann-Löns-Weg wurde 1929 erbaut und in den Jahren 1950 und 1985 jeweils renoviert. Einer der Höhepunkte in der langen Geschichte des Stadions war das Viertelfinale der Union im DFB-Pokal 1985, das die Gastgeber, die 14 Jahre in der 2. Bundesliga waren, vor 15 000 Zuschauern mit 1:2 verloren.

Für den Verein Union Solingen ist der Hermann-Löns-Weg also nicht nur ein Stadion, sondern ein Teil jahrzehntelanger auch emotional besetzter Tradition. Die Spieler wie Dirk Hupe, Werner Lenz, Wolfgang Krüger, Klaus-Dieter Dieckmann, und Trainer wie Manfred Kraft, Eckhard Krautzun und Horst Franz geprägt haben.

1989 Insolvenz

1989 stoppte eine Insolvenz die Ära der Union. Es kam zur Gründung des 1. FC Union — und der sportliche Absturz bis in die Landesliga. Eine neue Zeitrechnung begann, als der Düsseldorfer Marketing-Fachmann Michael Welling mit weiteren Unternehmern aus der Landeshauptstadt den Verein übernahm. 2002 gelang die Rückkehr in die damals noch viertklassige Oberliga Nordrhein. 6000 Zuschauer verfolgten damals im Stadion das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf. 2007 stieg die Union in die Verbandsliga ab, die nach der Umstrukturierung der Ligen durch den Verband zur Niederrheinliga (6. Liga) wurde.

Auch die Zuschauerzahlen schrumpften ständig. Waren es in der vergangenen Spielzeit bei vielen Spielen noch gut 1000 Zuschauer, verlaufen sich derzeit bei Begegnungen des Tabellenletzten nur noch 200 bis 300 Besucher im weiten Rund des Stadions.

Die Geschichte des sportlichen und finanziellen Abstiegs der Union spiegelt sich auch im Zerfall des Stadions am Hermann-Löns-Weg wieder. Seit der Ära Welling kümmert sich der Verein um die Pflege des Stadions, 2006 wurde die Pflege des Rasens aus diesem Vertrag mit der Stadt ausgeklammert. Rund 80 000 der insgesamt 100 000 Euro, die die Stadt jährlich für die Pflege des Stadions ausgibt, erhält die Union. Das Stadion ist also nicht nur emotional das Herz der Union, sondern auch finanziell. Laut Martin Stanscheit würde gut ein Drittel des Jahresetats der Union wegfallen, sollte die Stadt das Ohligser Stadion aufgeben.

2006 musste die Stadt auf Grund sicherheitsrelevanter Mängel eine Reduzierung der Zuschauerkapazitäten von ursprünglich 16 000 auf 5 000 Plätze verfügen. Zudem wurde bekannt, dass das Stadion ohne eine umfangreiche Sanierung für höherklassigen Fußball nicht mehr geeignet ist. Die vorläufig letzte negative Schlagzeile zum Stadion gab es im Juni 2009: aus Sicherheitsgründen dürfen seitdem keine Flutlichtspiele mehr ausgetragen werden.

Für die rund 30 Partien (Meisterschafts-, Pokal und Freundschaftsspiele), die die Union in der Saison im Ohligser Stadion absolviert, will die Stadt dem Verein ein anderes Stadion anbieten. In der Diskussion ist hier die Jahnkampfbahn in Wald. Die verfügt allerdings über einen ganz problematischen Rasen, der besonders nach starken Regenfällen einen normalen Spielbetrieb selten zulässt. Zudem dient das Walder Stadion den Footballern der Paladins als Heimstatt. Und bekanntlich ist Football keine besonders rasenschonende Sportart . . .

(RP)
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