Solingen Creditreform sieht Trend zur Selbstständigkeit

Solingen · Gefragt, ob die Talsohle durchschritten sei, kann Achim Kirschner nur zum Blick in die Glaskugel raten, denn die wirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr ist geprägt von Unwegsamkeiten, mit denen die Creditreform auch bei ihrem Bericht für das Krisenjahr 2009 Jahr zu kämpfen hatte. Gestern stellte Geschäftsführer Achim Kirschner zusammen mit Kurt Ludwigs die Unternehmensentwicklung mit Neugründungen und Pleiten bis zum 31. Oktober der Öffentlichkeit vor.

Danach ist die Region mit 1255 Pleiten belastet, hochgerechnet auf 2009 hat die Creditreform eine Zahl von 1500 ermittelt. Die meisten Pleiten in der Region sind hierbei mit 920 die nicht-öffentlichen in der Mehrheit, nur in 335 Fällen wurde ein Insolvenzverfahren eröffnet.

Die meisten Firmen, die sich nicht am Markt behaupten konnten, sind jung und klein, das bedeutet, sie sind noch nicht lange am Markt und haben weniger als fünf Mitarbeiter. Doch auch einige spektakuläre Firmenpleiten hat es in Solingen in den ersten neun Monaten des Jahres gegeben: die Bäckerei Menge & Eckhardt mit 65 Beschäftigten, die Hering Fertigungstechnik, bei der 62 Arbeitsplätze vom Markt verschwanden und die S-tec GmbH (früher B+S) mit 78 Beschäftigten. Insgesamt sind in der Region rund 6700 Arbeitsplätze akut gefährdet oder bereits betroffen.

Vergleichsweise stabil, so Achim Kirschner, sind jene Unternehmen, in denen der Inhaber selbst hinter der Firma steht. Und auch die Selbstständigen haben nach den Erhebungen der Creditreform keinen besonders hohen Anteil an den Firmenpleiten. "Dass es zum Beispiel den frei praktizierenden Ärzten besonders schlecht geht, kann man aus unserer Statistik nicht herauslesen", sagt der Geschäftsführer. Besonders "pleitenanfällig" seien nach wie vor die voll haftenden Gewerbetreibenden und Einzelkaufleute. Mit den Pleiten ist verbunden, dass Gläubiger ihre Forderungen abschreiben müssen. Im Bereich Solingen-Remscheid-Leverkusen liegt die Summe der Forderungen, die nicht beglichen werden, bei 220 Millionen Euro.

Erfreuliche Tendenz

Bei den Neugründungen – rechnet man in Solingen Pleiten und Existenzgründen gegeneinander, bleibt ein Überhang von 110 – ist eine erfreuliche Tendenz zu verzeichnen. "Es sind viele darunter, die sich nicht nur wegen eines Metro-Scheins oder der Steuerersparnis selbstständig machen und auch der Boom der Ich-AG's ist etwas abgeflacht", sagt Kurt Ludwigs von der Creditreform. Für viele sei der Schritt in die Selbstständigkeit wieder eine Alternative zur Arbeitslosigkeit und den verschlechterten Perspektiven eines abhängigen Beschäftigungsverhältnisses.

(RP)
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