Solinger Wirtschaft Weniger Pleiten – höhere Schäden

Solingen · Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform untersuchte im ersten Halbjahr 2018 die Zahl neuer Unternehmen, die Abmeldungen und die Zahl der Insolvenzen in der Region der Großstädte Solingen, Remscheid und Leverkusen.

Die Klingenstadt hinkt bei der Zahl der Gründungen neuer Unternehmen weiter hinterher: Nach einer Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform wird voraussichtlich bis zum Ende dieses Jahres die Zahl der Abmeldungen von Unternehmen die Zahl neu gegründeter Firmen übersteigen. 1250 Neugründungen werden in 2018 etwa 1290 Abmeldungen gegenüberstehen. Das würde bedeuten, dass am Ende des Jahres etwa 40 Selbstständige weniger in der Klingenstadt zu Buche schlagen werden. Seit 2015 weist Solingen einen Minussaldo auf.

In der Nachbarstadt Remscheid wird sich nach Einschätzungen von Creditreform ebenfalls der Negativtrend fortsetzen: 800 Neugewerbe bei 840 Löschungen werden – vorausgesetzt, der Trend der ersten fünf Monate bestätigt sich – am Ende des Jahres zu einem negativen Saldo von 40 Unternehmungen führen. Wie im Vorjahr nimmt somit die Zahl der Selbstständigen in Remscheid weiter ab.

Die Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung hat nicht nur die Entwicklung der bundesdeutschen Wirtschaft allgemein untersucht. Das untersuchte Gebiet umfasste neben den Großstädten Solingen, Remscheid und Leverkusen auch die Städte Burscheid, Haan, Hückeswagen, Langenfeld, Monheim, Radevormwald, Leichlingen und Wermelskirchen. Per Saldo aller dieser Städte ergibt sich voraussichtlich bis Jahresende, dass rund 700 Selbstständige mehr vorhanden sind. 6010 neuen Betrieben stehen 5320 Abmeldungen gegenüber. Basis des Untersuchungsergebnisses bilden die lokalen Creditreform-Datenbanken mit 39.000 wirtschaftsaktiven Unternehmen, über die pro Jahr knapp 150.000 Wirtschaftsauskünfte abgefragt werden.

Neben den Neugründungen untersuchte die Wirtschaftsauskunftei auch die Zahl der Insolvenzen seit Beginn dieses Jahres bis Mitte Juni. Unter dem Strich war bei den Firmenpleiten im Bundesgebiet und in der Region Solingen, Remscheid und Leverkusen ein Rückgang zu verzeichnen. 119 Insolvenzen listet Creditreform für den Untersuchungszeitraum auf. Im Vergleich zum Vorjahr (152) ist das ein Rückgang von gut 21 Prozent. Hochgerechnet auf das Jahr 2018 ergibt sich eine Gesamtzahl zu erwartender Insolvenzen von rund 290 (Vorjahr 360). Der wirtschaftliche Schaden, der der Region durch die Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr 2018 entstanden ist, wird von Creditreform Solingen mit etwa 100 Millionen Euro beziffert. „Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist auch in der Region weiter rückläufig. Leider sind aber die Schäden für die Gläubiger gestiegen, da es im letzten Jahr einige größere Unternehmen ‚erwischt‘ hat“, sagt Ole Kirschner, Geschäftsführer von Creditreform Solingen.

Zu den größeren und spektakulären Fällen von Unternehmen, die in den ersten sechs Monaten „über die Wupper gegangen“ sind, zählen in Solingen beispielsweise die Dr. Bergfeld Schmiedetechnik GmbH mit 21 Beschäftigten, der Messerhersteller Ernst Darmann EDACO Stahlwarenfabrik mit 24 Mitarbeitern sowie das Pfeilringwerk mit 75 Beschäftigten. Im letzteren Fall laufen Geschäftsbetrieb und Produktion uneingeschränkt weiter. Die bisherige Geschäftsführung ist weiter am Ruder, um eine Sanierung in Eigenregie hinzubekommen. Zum vorläufigen Sachwalter wurde dem Pfeilringwerk Prof. Dr. Peter Neu zur Seite gestellt.

In Remscheid wurde bei der Firma Helbeck & Kusemann GmbH & Co. KG am 1. April das Insolvenzverfahren eröffnet. Das Unternehmen beschäftigt 30 Mitarbeiter und ist Hersteller von Wasserzählern.

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