Cosplayer bei Fantasy-Festival in Solingen Am liebsten ist sie Prinzessin

Solingen / Düsseldorf · Alexandra Wolter ist in ihrem Leben schon in viele Rollen geschlüpft – mit großem Erfolg. Für die Medieval Fantasy Convention, die an diesem Wochenende wieder auf Schloss Burg in Solingen stattfindet, verwandelt sie sich in Rapunzel. Wir haben die Verwandlungskünstlerin bei der Vorbereitung getroffen.

In der Rolle der Eiskönigin lässt Alexandra Wolter viele Mädchen die Welt um sich herum vergessen.

In der Rolle der Eiskönigin lässt Alexandra Wolter viele Mädchen die Welt um sich herum vergessen.

Foto: Voltaire

Manchmal entdeckt Alexandra Wolter in den Augen der Kinder dieses Glitzern. Dann können die kleinen Mädchen ihren Blick nicht von den langen blonden Haaren wenden, von der Krone, von dem fließenden Stoff des Kleides und den glitzernden Schuhe. Dann sehen die Kinder nicht Alexandra Wolter, sondern die Eiskönigin. Sie glauben an die Magie von Elsa und können es nicht glauben, dass die Märchenprinzessin ausgerechnet in ihrem Leben und an ihrem Krankenbett einen Halt einlegt. „Und dann weiß ich: Jede einzelne Minute der Vorbereitung hat sich gelohnt“, sagt Alexandra Wolter. Die Stunden an der Nähmaschine, in denen das Prinzessinnenkleid entstanden ist. Die mühsame Arbeit vor dem Spiegel, die ihr eigenes Gesicht in das der Eiskönigin verwandelt hat. Und die vielen Spangen, die ihr eigenes Haar für die Perücke in Schach halten.

Die 31-Jährige ist eine Verwandlungskünstlerin – schon seit vielen Jahren. Und weil sie selber so großen Spaß an Märchenfiguren und Kostümen hat, will sie auch bei anderen für Freude sorgen und macht sich auf den Weg in die Krankenhäuser, auf Kinderstationen. „Ich habe schon Mädchen erlebt, die sich von Elsa ermutigen lassen, weiterzukämpfen“, erzählt sie. Auch deswegen genießt Alexandra Wolter die Stunden, in denen sie sich verwandelt.

Inzwischen hängen in dem Schrank der Solingerin unzählige Kostüme – Elfen, der Harry Potter-Charakter Fleur Delacour, Belle oder auch Rapunzel. „Cosplay“ heißt ihr ungewöhnliches Hobby: Das aus dem Japanischen geliehene Wort meint die Verwandlung in Fantasy-Figuren. Alexandra Wolter hat sie perfektioniert. Für Conventions – wie am Wochenende auf Schloss Burg – wird sie inzwischen gebucht, um die Besucher zu begeistern und als lebendiges Fotomotiv umherzustreifen. Die Kostüme erfindet sie selbst – erst auf dem Papier und dann an den Schneiderpuppen in ihrer Wohnung. Glitzernde Details, besonderer Stoff: Die kreative Solingerin spart nicht an Hinguckern.

 Als Cosplayerin zeigt sich die 31-jährige Solingerin wandlungsfähig. Auch als Action-Heldin Black Widow von den Avengern macht sie eine gute Figur.

Als Cosplayerin zeigt sich die 31-jährige Solingerin wandlungsfähig. Auch als Action-Heldin Black Widow von den Avengern macht sie eine gute Figur.

Foto: Voltaire

„Die Faszination für Kostüme hatte ich schon als Kind“, erzählt sie. Damals sang sie bei der Sängerjugend Solingen, aus der 2008 die Bergische Chorakademie hervorging. „Und dann wurden Kinder für das Musical Joseph in Essen gesucht“, erinnert sich Alexandra Wolter. Gemeinsam mit ihrer Schwester nahm sie am Casting teil – mit Erfolg. „Das war damals alles sehr aufregend“, sagt sie. Zwei Abende in der Woche stand sie auf der Bühne. Am Morgen danach durfte sie später zur Schule kommen – aber nur, solange die Leistungen stimmten.

Die Tür in eine andere Welt hatte sie geöffnet: Viele Castings konnte sie danach für sich entscheiden. Mit 18 übernahm sie beim „Geist der Weihnachten“ zum ersten Mal eine Solo-Rolle im Profi-Ensemble. Es folgten Rollen in „Die Schöne und das Biest“ oder „Shrek“. Nebenbei bestand sie ihr Abitur und später die Uni-Prüfungen. „Vielleicht habe ich mal einen Moment mit dem Gedanken gespielt, die Schule zu schmeißen und beruflich als Schauspielerin zu arbeiten“, sagt sie heute. „Aber ich bin niemand, der nicht durchzieht, was er beginnt.“

Also schloss sie die Schule ab, studierte Betriebswirtschaftslehre und arbeitet heute bei Nespresso in Düsseldorf. „Ich habe mir aber den kreativsten Bereich der Betriebswirtschaftslehre ausgesucht“, sagt sie und lacht, „das Marketing“. Theater, Cosplay und Musical sind ihr Hobby geblieben. Vielleicht wolle sie irgendwann Beruf und Theater unter einen Hut bringen, sagt sie. Aber bis dahin freue sie sich über die Möglichkeit, im Ehrenamt und nebenberuflich ihr Hobby zu pflegen.

Inzwischen steht sie mit dem Ensemble des „Jungen Musicals Leverkusen“ auf der Bühne, für das sie fast zehn Jahre lang die Kostüme schneiderte. Sie nimmt an Foto-Shootings an besonderen Orten, in Schlössern und an Seen teil, die ihre Rollen in Szene zu setzen wissen. „Das ist zeitaufwändig“, sagt sie, „aber es ist meine Leidenschaft.“

Heute lebt Alexandra Wolter in Düsseldorf, pflegt aber den Draht zu ihrer Familie in ihrer Heimatstadt Solingen. Die neue Session will sie ihr Kostüm-Glück im Übrigen auch einmal im Karneval versuchen. Vielleicht in einer fiesen Rolle? „Nein“, wehrt sie ab und lacht. „Am liebsten bin ich Prinzessin.“

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