Regeln während der Pandemie Geburt unter Corona-Auflagen

Leichlingen · Babys erblicken derzeit unter besonderen Bedingungen das Licht der Welt. Schwangere Frauen, die kurz vor der Entbindung stehen, plagen Ängste. Die Kliniken in Leverkusen und Solingen beruhigen: Väter dürfen weiter dabei sein.

  Jährlich kommen im Remigius-Krankenhaus rund 600 Babys zur Welt. Chefärztin ist Mahdis Najafpour (l.), Hebamme Julia Lorenz leitet den Kreißsaal.

Jährlich kommen im Remigius-Krankenhaus rund 600 Babys zur Welt. Chefärztin ist Mahdis Najafpour (l.), Hebamme Julia Lorenz leitet den Kreißsaal.

Foto: Remigius-Krankenhaus

Viele Hochschwangere sorgen sich seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie darum, wie die Geburt ihres Kindes und die ersten Tage danach in der Klinik ablaufen werden. Unsicherheit und Angst nehmen zu. Spätestens seit dem Beschluss der Uniklinik Bonn, dass Frauen nicht mehr mit Begleitung in die Geburtenstation dürfen, um das Risiko für Infektionen zu verringern, klingelt auch das Telefon von Daniela Jansen deutlich öfter. „Die Beratung hat definitiv zugenommen“, sagt die Leichlinger Hebamme.

Jansen betreut derzeit in der Vor- und Nachsorge rund 30 Frauen in allen Stadien der Schwangerschaft. Wenn es möglich ist, vermeidet sie Besuche und hält telefonisch Kontakt. Wichtige Nachsorgetermine aber wird es weiter geben. Die Unsicherheit sei zu spüren, sagt sie, gerade bei den Frauen, die ihr erstes Kind erwarten. „Diese Situation ist auch ohne Corona schon aufregend genug.“ Nun stellen sich bange Fragen wie: Darf der Partner im Kreißsaal dabei sein und wie schnell muss ich das Krankenhaus wieder verlassen?

Wichtige Anlaufstellen rund um Leichlingen sind die Kliniken in Solingen, Schlebusch und Opladen. Dort gibt es zwar auch Einschränkungen, aber Schwangere müssen ihr Kind trotz Corona nicht alleine bekommen. Jansen begrüßt das. „Ich befürworte die Schutzmaßnahmen, aber bei Geburten ohne Begleitperson bin ich skeptisch“, sagt sie. „Wir wissen um die Bedeutung der Männer. Die Begleitperson hat als Unterstützung für die werdende Mutter eine wichtige Funktion.“

Eine Geburt lasse sich nun mal nicht verschieben. Babys kommen zur Welt, wann sie wollen. Die Hilfe und das gemeinsame Erleben wollen die Kliniken den Paaren möglichst nicht nehmen. Das Städtische Klinikum Solingen, das Klinikum Leverkusen und das Opladener Remigius-Krankenhaus haben Fragen zum Thema Geburt wie folgt beantwortet:

Geburt Bislang ist es in Solingen und Leverkusen erlaubt, den Partner oder auch eine andere Vertrauensperson mit in den Kreißsaal zu nehmen. Allerdings nur, wenn diese keine Krankheitsanzeichen aufweist und nicht mit einer an Covid-19 erkrankten Person in Kontakt gewesen oder vor kurzem aus einem Risikogebiet zurückgekommen ist. „Die Begleitperson erhält einen Mundschutz und wird über die Wichtigkeit und Durchführung der Händehygiene informiert“, sagt Sandra Samper, Sprecherin des Leverkusener Klinikums. Eine schnellere Entlassung könne auf Wunsch stattfinden, werde aber nicht generell durchgeführt.

Dass die Frauen unsicher sind, kann Karin Morawietz vom Städtischen Klinikum Solingen (SKS) bestätigen. Hauptsorge sei weniger die Gesundheit der Mutter, als die Angst, in Abwesenheit des Vaters entbinden zu müssen. „Das Hebammenteam setzt auf Kommunikation. Mit jeder Frau wird ausführlich gesprochen, wir informieren so gut es geht, um Ängste zu nehmen.“

Besuche Nach der Geburt will man dem Familien- und Freundeskreis sein Baby zeigen und mit seinem Partner das Glück genießen. Wegen des allgemeinen Besuchsverbots an Krankenäusern ist dies nicht mehr möglich. Viele Mütter hätten dafür Verständnis. Die insgesamt ruhigere Atmosphäre führe sogar zu einer intensiveren Wochenbettphase. „Die Eltern können sich in den ersten Tagen ohne Besuch ganz in Ruhe völlig auf sich und ihr Kind konzentrieren. Dies wird von manchen Paaren als sehr positiv empfunden“, sagt Samper. Zwischen dem 19. März und 1. April seien 61 Babys im Klinikum zur Welt gekommen. Für den Partner gebe es eine Besuchszeit von 15 bis 19 Uhr.

Im Remigius-Krankenhaus, wo jährlich etwa 600 Kinder geboren werden, darf eine „konstante Person“ während des stationären Aufenthalts täglich für eine Stunde zu Besuch kommen. Der Zugang zum Krankenhaus erfolgt nur über die Zentrale Aufnahmeeinheit (Notaufnahme). Dort wird etw abgefragt, ob der Besucher unter Symptomen wie Fieber oder Husten leidet oder ob er sich kürzlich in einem Risikogebiet aufgehalten hat. Es wird ein Besucherausweis ausgestellt.

Der Besucher sollte sich telefonisch in der Geburtsklinik anmelden, da jede Abteilung täglich eine Liste der Personen mit Besuchserlaubnis erstellt und weiterleitet.

Familienzimmer Das Übernachten von Vater, Mutter und Kind bleibt erlaubt. „Geschwisterkinder allerdings nicht. Wir achten auch darauf, dass die Besuche von weiteren Familienmitgliedern und Freunden nicht einfach nach draußen verlegt werden und die Raucher keine Gruppen bilden. Im Bereich der Familienzimmer haben wir leider bereits uneinsichtige Väter erlebt“, betont Remigius-Sprecherin Saskia Kipping. „Natürlich machen wir das nicht gerne, aber nur so können wir unseren Patienten und Mitarbeitern den bestmöglichen Schutz bieten.“

Geburtsanmeldung In der Geburtshilfe des SKS läuft die Anmeldung weiterhin über die Hebammensprechstunde. Die Schwangeren werden gebeten, alleine dort hinzukommen. Zur Geburtsvorbereitung kann der Vater seine Partnerin begleiten. Auch in den beiden anderen Krankenhäusern finden die Anmeldungen wie bisher vor Ort statt. Allerdings nur nach Anmeldung. Im Leverkusener Klinikum ist eine Variante per Telefon in Arbeit.

Kreißsaalführung, Elternabende Wegen des Besuchsverbots und der Kontaktbeschränkungen fallen die Führungen bis auf Weiteres aus. „Um die Elternabende zu kompensieren, sind wir dabei, ein Video zu produzieren, das über die Geburtsmöglichkeiten und den Service informiert. Dies wird voraussichtlich vor Ostern auf der Homepage veröffentlicht“, kündigt Morawietz an.

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