Corona-Pandemie in Solingen Stadt schließt Gymnasium Vogelsang

Solingen · Auch an anderen Schulen steigen die Zahlen. Drei Schulen gehen nun erstmal zu Distanzunterricht über. SPD will Debatte über „Solinger Weg“.

 Das Schulzentrum Vogelsang: Am dortigen Gymnasium wurden am Montag nach neuen Corona-Fällen alle Schüler nach Hause geschickt.

Das Schulzentrum Vogelsang: Am dortigen Gymnasium wurden am Montag nach neuen Corona-Fällen alle Schüler nach Hause geschickt.

Foto: Peter Meuter

Die schlechte Nachricht erreichte die Betroffenen noch vor dem offiziellen Schulschluss – und dürfte in dieser Woche wahrscheinlich etliche Familien einmal mehr vor nur schwer zu lösende Aufgaben stellen. Weil in den zurückliegenden Tagen mehrere Schüler sowie ein Lehrer des Gymnasiums Vogelsang positiv auf das Coronavirus getestet worden sind, hat sich die Stadt am Montagmittag dazu entschieden, die Schule bis einschließlich Mittwoch zu schließen.

„Alle Schüler sind nach Hause geschickt worden“, sagte eine Rathaus-Sprecherin, die darüber hinaus mitteilte, der Unterricht solle nun zunächst digital erfolgen. So hätten die Kinder und Jugendlichen entsprechende Materialien zur Hand bekommen, mit deren Hilfe bis zur Wochenmitte zumindest ein Distanzunterricht sichergestellt werde.

 Der Hintergrund für die kurzfristig angeordnete Schließung des Gymnasiums liegt dabei einige Tage zurück. So hatte jener Lehrer, der jetzt positiv auf das Coronavirus getestet wurde, bereits am Montag, 2. November, mit dem vollzähligen Kollegium des Gymnasiums an einem pädagogischen Tag teilgenommen. Was wiederum zur Folge hat, dass sich nunmehr sämtliche Pädagogen in Quarantäne begeben müssen, bis ein negatives Testergebnis vorliegt.

Die Resultate der durchgeführten Corona-Testungen werden für Mittwoch erwartet. Ab Donnerstag soll der Präsenzunterricht dann wieder aufgenommen werden. Wobei dies nicht für alle Lehrer und Schüler gilt. Weil der infizierte Lehrer bei dem besagten pädagogischen Tag nämlich in einer Arbeitsgruppe zu sechs Kollegen einen besonders engen Kontakt hatte und außerdem rund 50 Schülern direkt unterrichtete, bleibt den Betroffenen nichts anderes übrig, als eine 14-tägige Quarantäne anzutreten.

Dabei spitzt sich die Corona-Lage aber nicht allein am Gymnasium Vogelsang zu. Wie die Stadt am Montag weiter mitteilte, befinden sich zurzeit 276 Lehrkräfte und 2049 Schüler in Quarantäne. Betroffen sind insgesamt 111 Klassen. Positiv getestet sind wiederum 13 Lehrer sowie 80 Schüler.

Dementsprechend steigt in der Verwaltung die Befürchtung, die Gesamtsituation nur noch unzureichend unter Kontrolle zu haben. „Ich habe große Sorge, dass das Gesundheitsamt bei der Nachverfolgung des Infektionsgeschehens jenseits einer Grenze liegt, bis zu der eine Feststellung der Infektionswege möglich ist“, sagte beispielsweise Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD), der am Montag einmal mehr für das sogenannte Solinger Modell warb.

Dieses bereits Ende Oktober präsentierte Konzept von Stadt und Schulen sieht vor, in weiterführenden Schulen lediglich 50 Prozent der Schüler vor Ort zu unterrichten. Die andere Hälfte der Kinder und Jugendlichen würde parallel von zu Hause aus lernen. Ein Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht fände jeweils nach maximal einer Woche statt.

Zwar hatte die CDU/FDP-Landesregierung den „Solinger Weg“ vergangene Woche zunächst verboten – was allerdings nicht bedeutet, dass der Unterricht von zu Hause vom Tisch wäre. Im Gegenteil: So gehen einige Schulen in der Klingenstadt mittlerweile dazu über, auf einer anderen Basis doch noch Distanzunterricht einzuführen.

Beispielsweise stellten neben dem Gymnasium Vogelsang zuletzt die Alexander-Coppel-Schule sowie eine weitere Schule Anträge beim Land. Und in der Tat meldete die Coppel-Schule am Montagnachmittag schließlich, nach einer „Unterredung in der vorgesetzten Behörde“ seien für „Mittwoch, Donnerstag und Freitag drei Testtage zur Erprobung des Distanzunterrichtes genehmigt“ worden.

Wobei dies laut Schulministerium nicht auf dem „Solinger Modell“ beruht. Vielmehr komme eine Verordnung des Landes „zur befristeten Änderung der Ausbildungs- und Prüfungsordnungen“ vom 2. Oktober zur Anwendung. Diese sieht vor, dass Distanzunterricht dann statthaft ist, wenn „Präsenzunterricht auch nach Ausschöpfen aller Möglichkeiten wegen des Infektionsschutzes oder deshalb nicht vollständig möglich“ erscheint. Im Klartext: Sind nicht mehr genug Lehrer oder Ersatzlehrer vorhanden, findet das Lernen von zu Hause aus statt.

Ein Weg, der nach Ansicht der Stadt sowie der Opposition im Landtag längst hätte eingeschlagen werden müssen. „Wir dürfen nicht warten, bis wir aufgrund des Infektionsgeschehens die Schulen komplett schließen müssen“, sagte etwa der Solinger Landtagsabgeordnete und SPD-Chef Josef Neumann, dessen Fraktion für die Parlamentssitzung am Mittwoch nun einen entsprechenden Eilantrag zum Thema stellte.

Darin fordern die Sozialdemokraten „angesichts steigender Infektionszahlen die Landesregierung auf, das ‚Solinger Modell‘ endlich zu genehmigen“. Denn dies sei „eine Brücke“, um einen Schulbetrieb in hybrider Form, nämlich als Präsenz- und Digitalunterricht“, aufrecht zu erhalten.

Das Schulministerium von Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) verteidigte derweil noch einmal die eigene Position. Distanzunterricht sei nur dann eine Option, wenn vor Ort keine andere Chance mehr für einen regulären Schulbetrieb bestehe, sagte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage.

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