Solingen Cobra: Trotz Rettung zu?

Solingen · Ein Konzept steht. Insolvenzverwalter droht aber weiter mit Aus auf Zeit. Die Stadt widerspricht.

Die Band "Lax Alex Contrax" gehört zu den lauteren Musikern im Kulturzentrum Cobra. Jedenfalls, wer gestern Abend den Weg nach Merscheid gefunden hatte, um die Jungs aus Köln mal wieder live zu hören, der wusste schon, worauf er sich einlässt: Rock ist kein Kindergeburtstag – und die Cobra kein Ponyhof!

Was Stunden zuvor im Übrigen auch für das Solinger Rathaus galt. Oberbürgermeister Franz Haug sowie Kulturdezernent Norbert Feith präsentierten gestern ein Konzept für die insolvente Cobra, mit dem das Kulturzentrum wieder auf die Gleise gesetzt werden soll – und gingen gleichzeitig mit Insolvenzverwalter Stephan Ries hart ins Gericht. So erklärte Dezernent Feith, er hätte sich in den Wochen zuvor "ein bisschen mehr" Präsenz des Rechtsanwalts gewünscht. Die werden dafür nun aber die Unternehmer Michael Kölker und Jörg Föste zeigen, die demnächst zu je einem Drittel Mitgesellschafter in der neuen gemeinnützigen "Cobra Kultur" GmbH werden, während der Förderverein "Cobra Club" den Rest schultert. Die Basis einer erfolgversprechenden Konstruktion, denn dadurch, das betonte Norbert Feith, sei es möglich, dass auch in Zukunft ein städtischer Zuschuss von 80 700 Euro pro Jahr fließt. Entsprechende Abstimmungen habe es bereits mit der Bezirksregierung als Genehmigungsbehörde gegeben. Und darüber hinaus sei nun, so der Kulturdezernent weiter, ebenfalls der Weg frei für eine Sanierung des Cobra-Gebäudes für 500 000 Euro, die aus Mitteln des Konjunkturpakets II gestemmt werden soll. Feith: "Ein guter Tag."

Nach eher schlechten Tagen zuvor, sollte man allerdings hinzufügen. Denn Oberbürgermeister Franz Haug betonte gestern, dass ihn vor allem ein "Ultimatum" durch Insolvenzverwalter Ries in dieser Woche gestört habe. Tatsächlich hatte der Rechtsanwalt gegenüber unserer Zeitung angekündigt, die Cobra demnächst schließen zu wollen, da "die finanziellen Mittel erschöpft" seien. Und auch gestern blieb Ries bei seiner Ankündigung: "Ich bin finanziell tot. Wenn nichts passiert, mache ich die Cobra Montag zu!" Ist das Zentrum also trotz der gefundenen Lösung immer noch gefährdet? In der Tat scheint es so, als könnte ein zumindest vorübergehendes Aus drohen. Denn Ries beziffert die seit März fehlenden Beträge für laufende Kosten wie Gehälter "auf 12 500 Euro, für die ich hafte ". Und so verlangt er nun zumindest eine "Bürgschaft oder Absicherung". Aussagen, die man bei der Stadt nicht nachvollziehen kann. "Wir haben die Zuschüsse bezahlt", erklärte Kulturamtsleiter Hans Knopper, während Norbert Feith darauf verwies, dass überdies Geld aus Veranstaltungen da sein müsse. Sollte Ries aber wirklich zu machen, würde er sich "am Montag den Schlüssel holen", stellte Hans Knopper klar.

Haug: "Ein neues Zeitalter"

Doch wie immer: Das Konzept soll nun so schnell wie möglich auf den Weg gebracht werden. Noch vor dem Sommer wird es im Rat verabschiedet, kündigte Franz Haug an, der "den Willen aller Fraktionen" lobte, "die Cobra zu bewahren" und der erklärte, ohne das Engagement der "Ur-Solinger" Unternehmer Föste und Kölker wäre eine Rettung undenkbar geblieben. Haug: "Ein neues Zeitalter!" Aber keine grundlegend neue Ausrichtung der Cobra. Auch in Zukunft sollen dort Künstler Platz haben, die das Ambiente prägten. Des weiteren ist aber geplant, das Zentrum für andere Veranstaltungen zu öffnen, um jene Konzerte wie das von "Lax Alex Contrax" zu sichern.

(RP)
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