Verkehrskonzepte Wer E sagt, muss auch G sagen – die soziale Frage der E-Mobilität

Meinung | Solingen · Solingen ist eine Stadt der E-Mobilität. Vor allem im Individualverkehr darf aber die Bezahlbarkeit nicht vergessen werden.

 Der BOB gilt als Pilotprojekt der E-Mobilität und wird mit Bundesmitteln gefördert.

Der BOB gilt als Pilotprojekt der E-Mobilität und wird mit Bundesmitteln gefördert.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Langsam aber sicher wird es ernst. Ab Oktober soll die neue Generation von Obussen mit Zusatzbatterie erstmals im regelmäßigen Linienverkehr auf die Solinger Straßen. Und viele sind schon heute überzeugt, dass mit den modernen Fahrzeugen das nächste Kapitel in der Geschichte der Solinger E-Mobilität aufgeschlagen werden wird.

Jedenfalls dürften sich alle Befürworter dieser Antriebsart über eine Meldung gefreut haben. die am Freitag in die Öffentlichkeit gelangte und in der der Anteil des ÖPNV in der Klingenstadt an der NRW-weiten Zunahme der Elektromobilität eigens Erwähnung fand. Gleichwohl tun die Verantwortlichen gut daran, die Erwartungen nicht in den Himmel wachsen zu lassen. Denn zum einen wird die BOB-Technik in den kommenden Jahren noch manchen Sprung machen müssen. Und zum anderen bleibt abzuwarten, in welchen anderen Städten beziehungsweise in welchem Umfang das „Solinger Modell“ später mal Anwendung finden kann.

Was auch für weitere Formen der E-Mobilität gilt. Gewiss, das Aufkommen von E-Bikes hat gerade im Bergischen zu einer Veränderung des Verkehrs geführt. Aber eine „Revolution“ auf den Straßen sollte einstweilen besser nicht ausgerufen werden. Denn im Winter sind elektronische Zweiräder kaum Mittel der Wahl. Und was in der ganzen Diskussion um emissionsfreien Verkehr bisweilen zu kurz kommt, ist die soziale Komponente. Gerade in Solingen, wo etliche Menschen jeden Euro zweimal umdrehen müssen, ist es für viele Bürger einfach nicht darstellbar, eben mal ein paar 1000 Euro für ein Pedelec auszugeben. Von den weit höheren Summen für E-Autos und der Frage, woher all die Energie kommen soll, mal ganz zu schweigen.

Es wird die Aufgabe auch der Solinger Politik sein, dies den Entscheidungsträgern und jeweiligen Parteifreunden im Bund klar zu machen. Vom einfachen Ratsmitglied bis zum Bundestagsabgeordneten – sie alle haben in Sachen Verkehrswende Realitätssinn zu bewahren.  Wozu im Übrigen auch gehört, beim ÖPNV neben dem BOB vernünftige Takte im Blick zu halten. Auf Letzteres sind gerade die Leute angewiesen, die es nicht so dicke haben. Wer diese Menschen – wie es so schön heißt – „mitnehmen“ will, benötigt jenseits der E- auch eine G-Mobilität für Gerechtigkeit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort