Solingen Campingplatz vereint mehrere Generationen

Solingen · Die Dauercamper sind die größte Gruppe auf dem Waldcampingplatz in Glüder. Ganze Familien stehen dort mit ihren Wohnwagen.

Rosen und kleine Barockengelchen säumen den Weg. An einem Baumstumpf prangt ein Schild mit der passenden Aufschrift "Gartenstraße." Neben den Wohnwagen und Vorzelten flattern die Fahnen verschiedener Fussballclubs im Wind. Auf dem Campingplatz Glüder haben sich viele Gäste eingerichtet wie zu Hause. "Wenn die Tür geschlossen ist, bitte gegenüber klingeln", besagt ein Hinweis neben dem Türknauf an der Rezeption. "Ich muss nur kurz auf meine Spaghetti achten", ruft Inhaberin Silvia Liedgens aus dem Nachbarhaus. Auf dem idyllisch gelegenen Campingplatz geht es familiär zu. "Wir haben hier 75 bis 80 Prozent Dauergäste", sagt Liedgens. Sie führt die Anlage zwischen den Hügelrücken im Tal der Wupper seit 2002 gemeinsam mit ihrem Ehemann Thomas.

"Ich bin hier aufgewachsen", verrät sie. "Meine Eltern sind hier früher zum Urlaub hingefahren und haben den Platz dann selbst übernommen", erzählt die 53-Jährige. Neben den bekannten Stammgästen begrüßt das Ehepaar auch Besucher aus den Niederlanden, Frankreich und sogar Neuseeland oder Australien. "Die fliehen wohl vor dem australischen Winter in unseren Sommer", mutmaßt Liedgens. Einmal habe sich eine Frau aus Kanada in Glüder einquartiert, die ihre Schwester in der Schweiz besuchen wollte. "Die hat dann auch die Gegend mit dem Fahrrad erkundet", erinnert sich die Chefin. Die Lage des Platzes birgt enormes Potenzial: Die Sengbachtalsperre ist nicht weit, ebenso wie Schloss Burg. Auch viele Gäste mit ihren Zelten kommen für einige Übernachtungen nach Glüder.

Die Dauercamper entspannen derweil vor dem eigenen Wohnwagen und tauschen sich aus. Einer der ältesten unter ihnen ist Helmut Ferger. "Der schönste Platz ist der Campingplatz", sagt der sonnengebräunte 87-Jährige und lässt sich zufrieden in seinem Gartenstuhl nieder. Er ist nicht irgendein Gast: Seine ganze Familie, vom Sohn mit Schwiegertochter bis zum Enkel, hat Stellplätze in Glüder. Und das ist noch nicht alles: "In zwei Monaten kommt mein Urenkel auf die Welt", freut sich Ferger über weiteren Nachwuchs auf der Anlage. Camping liegt ihm im Blut. Früher reiste er mit seinem Wohnwagen unter anderem nach Österreich und Italien.

Jahrelang belegte er zudem einen Campingplatz in Baumberg, doch das wiederkehrende Hochwasser am Rhein trieb ihn und seine Freunde schließlich an die Wupper. Einige Bekannte hätten ihm den Platz in Glüder empfohlen, erzählt der gebürtige Koblenzer, der im Zuge des Zweiten Weltkriegs nach Wuppertal gelangt war. Auf Fergers Parzelle gedeihen unter anderem Tomaten und Basilikum, ein metallener Storch wacht über das kleine Beet. Im Sommer verbringt Ferger mit seiner Lebensgefährtin fast die ganze Woche auf dem Platz oder durchwandert die Umgebung.

"Hier geht alles sehr kameradschaftlich zu", sagt er. Als er 80 Jahre alt wurde, gab der Rentner auf dem Platz ein Fest – mit seiner Familie und vielen Bekannten. "Vielleicht feiere ich hier ja auch meinen 90. Geburtstag", sagt er schmunzelnd, "da muss ich oben nur mal nachfragen."

(RP)
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