Solingen "Bufdis" sollen Kulturen verbinden

Solingen · In einem dreiwöchigen Intensivkurs bildet der Sportbund zwölf junge Menschen, darunter sechs Flüchtlinge, zu Übungsleitern aus.

 Viel Teamgeist beweisen die jungen Menschen, die im Rahmen eines NRW-weiten einmaligen Pilotprojektes zu Sport-Übungsleitern ausgebildet werden.

Viel Teamgeist beweisen die jungen Menschen, die im Rahmen eines NRW-weiten einmaligen Pilotprojektes zu Sport-Übungsleitern ausgebildet werden.

Foto: mak

Nasser Amiry strahlt über das ganze Gesicht, als er die lobenden Worte aus berufenem Munde hört: "Er hat sich unwahrscheinlich entwickelt, ihm würde ich jederzeit mein Kind im Sportverein anvertrauen", befindet Achim Böhm. Die Ausbilderlegende beim Solinger Sportbund gibt derzeit einem Dutzend junger Menschen das nötige Rüstzeug mit, um selbst im Rahmen ihres Bundesfreiwilligendienstes Bewegungsangebote in Sportvereinen zu leiten.

Das Besondere daran: Seine Schüler lernen in Tandems aus jungen Solingern und Flüchtlingen für ihren Übungsleiter C-Schein. "Ich hoffe, dass so etwas zu einer ständigen Einrichtung wird", sagt Böhm über das Pilotprojekt zum "Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug im Sport".

Die "Bufdis", wie die freiwilligen Nachfolger der Zivildienstleistenden abgekürzt genannt werden, sollen den Kontakt zwischen Vereinen und Flüchtlingen ausbauen und Brücken schlagen. Und schon das gemeinsame Lernen im Team mit Einheimischen, auch über Sprachbarrieren hinweg, kann offenbar einen wichtigen Beitrag zur Integration der Einwanderer leisten, wie der 20-jährige Amiry verdeutlicht: "Früher hatte ich nur zu meiner Betreuerin Kontakt." Inzwischen habe der junge Mann, der vor knapp zwei Jahren allein aus Afghanistan nach Deutschland gekommen war, Hemmungen abgebaut und traue sich auch, vor der Gruppe zu reden, berichtet sein Ausbilder. Und zu seinem Teampartner, dem angehenden Sportstudenten Marlon Böntgen (22) hat Amiry ohnehin einen guten Draht.

Gemeinsam werden sie in den nächsten zwölf Monaten Kurse beim Wald-Merscheider Turnverein (WMTV) leiten. Erst einmal müssen sie allerdings die letzten ihrer insgesamt 120 Lerneinheiten absolvieren. Und die haben es durchaus in sich: Von morgens bis nachmittags stehen für die Schüler sowohl theoretische Grundlagen der Sportmedizin und Trainingslehre, als auch praktische Übungen auf dem Programm. "Alle kannten Fußball, als sie hierherkamen", berichtet Mirella Kuhl vom Sportbund. Viele andere Sportarten und auch kinderspezifische Übungen hätten sie erst kennenlernen müssen - genauso wie den Aufbau einer Kursstunde im gesundheitsorientierten Breitensport. Am vergangenen Samstag machten die Kursteilnehmer im Alter zwischen 17 und 33 Jahren - unter ihnen auch Jugendliche aus dem Irak, Syrien und Guinea - in der Walder Jahnkampfbahn ihr Sportabzeichen. Wenn ihre Ausbildung vorüber ist, werden sie zum Beispiel beim Merscheider oder Ohligser TV, beim TSV Aufderhöhe oder beim Solinger Turnerbund im Einsatz sein. Als "spannende Erfahrung" bezeichnet Achim Böhm die Arbeit mit den Zweier-Gespannen: "Sie kannten sich vorher alle nicht, aber in kürzester Zeit hat sich ein toller Teamgeist entwickelt."

(ied)
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