Brückenfest in Solingen Großer Tag für Bahn-Nostalgiker

Solingen · Nach zehn Jahren Pause fuhr zum Brückenfest wieder ein historischer Zug über Deutschlands höchste Eisenbahn-Brücke – und nahm am Solinger Hauptbahnhof viele Gäste mit.

Impressionen rund um das Brückenfest 2019 in Solingen
10 Bilder

Impressionen rund um das Brückenfest 2019 in Solingen

10 Bilder
Foto: Meuter, Peter (pm)

Fast war es, als sei ein großer Star aus der Unterhaltungswelt an Bahnsteig 8 eingetroffen. Denn als der cremefarben-violette Speisewaggon mit der Aufschrift „Deutsche Reichsbahn“ und dem markanten Adler zum Stehen kam, zückten Dutzende von Gästen am Hauptbahnhof ihre Handys und Fotoapparate, knipsten aus allen Lagen drauflos und posierten mit dem Zugbegleiter. „Nostalgie pur“, entfuhr es einem Fahrgast beim Anblick der Schaffner in ihren blauen Uniformen.

Das Brückenfest zu Ehren der Müngstener Brücke hatte die Bahnbegeisterten am Sonntag wieder einmal nach Ohligs geführt. Von dort aus fuhr nämlich erstmals seit zehn Jahren wieder eine historische Eisenbahn über das stählerne Wahrzeichen – wenn auch ohne Dampflok, denn die wäre für das seit Jahren sanierte Bauwerk noch immer zu schwer.

So zog eine Diesellok Wagen des Rheingoldzuges aus dem Jahr 1928 und Nahverkehrswagen aus den 50er Jahren auf drei Fahrten über die Wupper. Und wer sich nicht bereits im Vorfeld ein Ticket für die erste Klasse gesichert hatte, kam spontan zum Bahnhof, um wenigstens in der 2. Klasse die Bergische Runde Solingen-Remscheid-Wuppertal zu drehen – wie Wolfgang Gerhards: „Ich bin schonmal mit dem Schienenbus über die Brücke gefahren“, erzählte der Oldtimer-Fan, der in seiner Jugend eine Modelleisenbahn besaß. „Die Technik ist auf jeden Fall immer interessant“, sagte er.

Bereits in Wuppertal eingestiegen war Markus Nellen. „Wir besuchen hier Freunde“, verriet der Aachener, der mit seiner Familie in der zweiten Klasse mitfuhr. „Das ist schon ein ganz anderes Gefühl als in einem heutigen Zug“, erklärte er. Die Bahn fahre langsamer und ruckele mehr. Interessante Gespräche habe er in der Bahn zudem mit Mitgliedern jenes Vereins geführt, der die Sonderfahrten zum Brückenfest überhaupt erst ermöglicht hatte.

„Bergische Bahnen / Förderverein Wupperschiene“ organisierte das Angebot, unterstützt vom Rheinischen Industriebahn-Museum und dem Freundeskreis Eisenbahn Köln, der die alten Züge für die Nachwelt erhält. „Ein Kollege aus unserem Kreis machte darauf aufmerksam, dass wieder die Möglichkeit für solche Fahrten über die Müngstener Brücke besteht“, erklärte Fabian Müller vom Verein „Wupperschiene“. Dann habe man schnell Nägel mit Köpfen gemacht. Ähnliche Fahrten habe man zuvor bereits zum Tag des offenen Denkmals organisiert.

Wer einen Platz im Speisewagen mit seinem schmucken Interieur, den eleganten Tischlampen und der Holzverkleidung ergattert hatte, kam auf der Fahrt über die Wupper auch noch in den Genuss der Bewirtung durch die ehrenamtlichen Helfer. Damit wandelten die Fahrgäste auf den Spuren gut betuchter Reisender, die vielfach von den britischen Inseln aufs europäische Festland gekommen waren. Denn einst verkehrte der Rheingoldzug zwischen Hoek van Holland und Zielen in der Schweiz.

Nicht auf Schienen, aber nicht weniger geschichtsträchtig waren die Fahrgäste im historischen Obus des gleichnamigen Museums unterwegs: Der Wagen von 1959 startete viermal ab Hauptbahnhof in Richtung Hästen. Doch auch im Stadtteil selbst gab es wieder ein buntes Programm.

Die Ohligser Werbe- und Interessengemeinschaft (OWG) hatte einmal mehr einen Büchermarkt und andere Angebote in der Fußgängerzone organisiert.  So durchstöberten die Besucher Tische nach Krimis, Kinderbüchern oder Reiseliteratur. Aber auch ein Kinderprogramm, Musik, offene Geschäfte und – bereits ab Freitag – Imbissbuden und ein Karussell lockten die Gäste in den Ohligser Kern.

Die Chancen auf eine erneute Runde im historischen Rheingoldzug zum nächsten Brückenfest stehen offenbar nicht schlecht. „Das ist sehr positiv aufgenommen worden“, kommentierte Fabian Müller von „Wupperschiene“ die Resonanz auf das Angebot. Über eine Fortsetzung im kommenden Jahr werde man auf jeden Fall sprechen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort