Solingen Brücke schützen wie den Kölner Dom

Solingen · Während sich unter der Müngstener Brücke die ersten Fernsehteams tummeln, um Beweise für die Existenz des Goldenen Niets zu finden, freut man sich bei der Bergischen Entwicklungsagentur (BEA) über Post vom Land.

Solingen: Brücke schützen wie den Kölner Dom
Foto: MAN-Museum

"Punktgenau zum Hype um den Goldenen Niet, dessen Existenz immer noch nicht wissenschaftlich belegt ist, ist der Aufruf des Landes zur Bewerbung um einen Platz auf der begehrten Unesco-Liste zum Weltkulturerbe bei der BEA eingegangen", berichtet Projektleiter Carsten Zimmermann.

Jeder Vertragsstaat der Welterbekonvention der Unesco ist gehalten, eine Vorschlagsliste mit den mittelfristig beabsichtigten Nominierungen zu führen. Die deutsche Vorschlagsliste wurde 1998 zuletzt aktualisiert und wird bis 2015 abgearbeitet sein. Zur Fortschreibung kann jedes Bundesland bis zum 1. August 2012 zwei Vorschläge einreichen.

Der offizielle Aufruf zur Bewerbung kommt aus dem NRW-Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen und Wohnen. Er hat die Bergische Entwicklungsagentur am Freitag erreicht. Zum Ausfüllen des Antragsformulars ist nun Zeit bis zum 1. November 2011.

Die bergische Landtagsabgeordnete Sylvia Löhrmann (Grüne) sagt zu der Bewerbung: "Im Grunde ist die Müngstener Brücke ein typisches Weltkulturerbe und gehört geschützt wie der Kölner Dom. Gleichzeitig ist aber auch die aktive Nutzung der Bahnstrecke für die Menschen im Bergischen Land unentbehrlich. Die Bahn soll endlich den Menschen und den Verantwortlichen in Stadt und Land reinen Wein über ihre Ziele und konkreten Planungen einschenken."

Für die Zulassung als Weltkulturerbe hat die Unesco sechs Kriterien aufgestellt, von denen am Ende nur eins zutreffen muss (wir berichteten). Die Existenz eines Goldenen Niets bezweifeln inzwischen allerdings nicht nur die Experten der Bahn. Elsa Böhm, Besitzerin eines Kiosks mit Minigolfanlage unter der Brücke und engagierte Heimatforscherin jedenfalls hält die Geschichte für frei erfunden. Jahrelang hat sie alles über Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke gesammelt, und sie ist sicher: "Gold wäre für einen Niet viel zu weich."

Horst Becker, Parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium, hat die Bahn gestern aufgefordert, die Brücke "zügig zu sanieren, statt über Neubaupläne nachzudenken", so dass sie dauerhaft für Personenzüge zu befahren sei. Er fordert die DB Netz auf, unverzüglich Gespräche mit dem Eisenbahnbundesamt aufzunehmen, um zu klären, welche Maßnahmen nötig sind, um die zunächst bis Ende 2014 befristete Genehmigung für den Zugbebtrieb auf die neuen Abellio-Züge auszuweiten.

(RP)
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