Solingen Brücke: Dampfloks gestoppt

Solingen · Die Hoffnung, dass beim Brückenfest wieder Dampfzüge übers Stahlbauwerk in Müngsten fahren können, ist zerplatzt. Zahlreiche Details der 30 Millionen Euro teuren Sanierung sind noch offen. Zeitlich wird es langsam eng.

 Ein Dampfzug auf der Müngstener Brücke: In der Vergangenheit war dies beim Brückenfest ein Erlebnis, in Zukunft ist es ausgeschlossen.

Ein Dampfzug auf der Müngstener Brücke: In der Vergangenheit war dies beim Brückenfest ein Erlebnis, in Zukunft ist es ausgeschlossen.

Foto: MAk (Archiv)

Nicht einmal in Schrittgeschwindigkeit werden historische Dampfzüge die Müngstener Brücke passieren können. Auch nach der Sanierung des imposanten Stahlbauwerks, in die die Bahn ab dem Sommer 30 Millionen Euro investieren will, bleibt das ausgeschlossen. Dies betonte ein Bahnsprecher jetzt gegenüber unserer Zeitung.

Damit sind die Hoffnungen zerplatzt, beim Brückenfest wieder fauchende Dampfloks über die 465 Meter lange Schienenverbindung zu schicken.

Keine Frage, dies wäre die Attraktion beim großen Fest zu Ehren von Deutschlands höchster Eisenbahnbrücke am letzten Oktoberwochenende, das in der Klingenstadt mit einem bunten Programm gefeiert wird. Nicht nur für den Güterverkehr, wie ohnehin schon von der Bahn angekündigt, sondern auch für die Sonderfahrten unter Dampf wird das 107 Meter hohe Industriedenkmal wegen des zu hohen Gewichts der Züge in Zukunft also nicht mehr nutzbar sein. Dabei hatte sich die Bahn dies sogar selbst gewünscht und eine ernsthafte Untersuchung angekündigt, um die Dampffahrten an wenigen Tagen im Jahr und bei absoluter Langsamfahrt möglich zu machen. Doch jetzt liegt das ernüchternde Ergebnis dieser Prüfung vor.

Spezielles Bauwerk

"Das ist ein ganz spezielles Bauwerk. Es ist nicht so einfach", beschreibt der Bahnsprecher die geplante Sanierung, um die Brücke für "mindestens 30 Jahre" für den Personenverkehr zu ertüchtigen. Schwieriger als erwartet gestaltet sich dies offensichtlich. Problem ist, den hohen Ansprüchen des Denkmalschutzes an den Kandidaten fürs Weltkulturerbe gerecht zu werden und gleichzeitig zu gewährleisten, dass Tausende Pendler tagtäglich über eine funktionsfähige Brücke kommen.

An vielen Details der Sanierung wird derzeit gefeilt. Unbeantwortet ist auch noch die Frage, ob höhere Geländer oder Netze aufgespannt werden, um dem Thema Suizid gerecht zu werden beziehungsweise Fallschirmspringer abzuhalten.

Klar ist, dass die Brücke in den Sommer- und Herbstferien gesperrt wird. Wie der Busersatzverkehr zwischen Solingen und Remscheid in der Zeit geregelt wird und ob diesmal die örtlichen Stadtwerke das übernehmen, um es besser zu machen — all das hat die Bahn noch nicht entschieden. Dabei sollen mit dem Start der großen Ferien die ersten Widerlager auf den Betonsockeln, auf denen das ganze Gewicht des Stahlkolosses ruht, ausgetauscht werden. Auch die ersten Eisenträger zur Verstärkung sollen im Sommer eingezogen werden. "Die großen Arbeiten werden allerdings im nächsten Jahr laufen", kündigt der Bahnsprecher an. In 2012 und 2013, während der Sommer- und Herbstferien, sind Brückensperrungen jedenfalls noch einmal fest eingeplant.

Ende Mai trifft sich die fünfköpfige Jury erneut, um zu entscheiden, welche zwei NRW-Sehenswürdigkeiten in das Rennen um das Weltkulturerbe gehen. Erwartet wird, dass die Entscheidung vom Landes-Bauminister vor der Sommerpause verkündet wird. Die Brücke ist einer von neun Bewerbern.

(RP)
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