Solingen Brandanschlag: Täter leugnet weiter
Solingen · Der damals zu 15 Jahren verurteilte Markus G. meldet sich zum Jahrestag.
Während Solingen sich auf das Gedenken zum 20. Jahrestag des Brandanschlages vorbereitet, hat sich der damals bereits erwachsene Haupttäter, Markus G., gegenüber einer Zeitung zu Wort gemeldet. "Ich war es nicht", sagte G., heute 43 Jahre alt, der "Welt". Er war der einzige von vier Angeklagten, der damals nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt wurde. Er erhielt 15 Jahre Haft, wurde 2005 vorzeitig aus der Haft entlassen und lebt nun in einer anderen Stadt.
G. hatte in dem Prozess zunächst ein umfassendes Geständnis abgelegt, es aber am 80. Prozesstag widerrufen. Damals hatte er sich in einem Brief zunächst bei der Solinger Familie Genç entschuldigt, die bei dem Brandanschlag fünf ihrer Angehörigen – zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte – verlor. Aber die Entschuldigung gelte nun nicht mehr, sagte G. der "Welt" – "Ich war's ja nicht." Auf die Frage, warum er jetzt reden wolle, sagte G. : "Weil der Brandanschlag zum 20. Jahrestag wieder Thema ist."
Rechtsanwalt Siegmund Benecken, einer von G.s damaligen Pflichtverteidigern, kann die Aussage seines früheren Mandanten, mit dem er noch heute in Kontakt steht, nicht nachvollziehen: "Ich hatte und habe keine Zweifel an seiner Schuld." Benecken, der das Mandat während des laufenden Prozesses übernommen hatte, war damals aus allen Wolken gefallen, als G. sein Geständnis widerrief. Er hatte daraufhin seine Entpflichtung beantragt, doch das lehnte der Strafsenat ab.
Auch Hassan Firouzkhah, Ratsmitglied der Grünen und Angehöriger des Zuwanderer- und Integrationsrats, dreht derzeit eine Filmdokumentation über den Brandanschlag und hatte erst kürzlich Zeitzeugen zu einem öffentlichen Gespräch geladen. "Solche Aussagen bringen nur Unsicherheit für die Opfer", sagt Firouzkhah. "Wer eine solche Tat begangen hat, sollte dazu stehen und sich bei den Opfern entschuldigen, zumal er seine Strafe ja bereits verbüßt hat."