Solingen Bonbons und Schokolade im Test

Solingen · In der Zentalfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft nehmen Prüfer der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft noch bis morgen Schokolade, Bonbons, Gummibärchen sowie Brotaufstriche unter die Lupe. Rund 1000 Süßwaren werden getestet.

Die Proben liegen im Karton bereit, natürlich ohne Hinweis auf den Hersteller. Sofort gehen Hartmut Gerhards, Burkhard Husemeyer und Susanne Neier ans Werk, packen die Bonbons aus, begutachten zunächst die Oberfläche und den Gesamteindruck der kleinen, runden Köstlichkeit. Das gelbe Zitronenbonbon ist gleichmäßig rund. Hartmut Gerhards, der in Simmerath selbst handgemachte Bonbons herstellt, hat bislang nichts auszusetzen. Nun schneidet er das Bonbon in zwei Teile: "So können wir sehen, ob die Füllung sauber ist." Nach kurzem Anlutschen wandert das Bonbon in den Mülleimer — und die drei Prüfer füllen in ihrem Testbogen das Ergebnis ihrer Untersuchung unter anderem über Genuss, Geruch, Form und Aussehen auf: "Das war in Ordnung", resümiert Bonbon-Experte Hartmut Gerhards.

84 ehrenamtliche Prüfer

Er ist einer von 84 ehrenamtlichen Prüfern, die seit Dienstag in den Räumen der Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft (ZDS) in Gräfrath an der jährlichen Hauptprüfung des Testzentrums Lebensmittel der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) teilnimmt.

Rund 1000 Süßwaren von rund 100 Herstellern — darunter neben Bonbons, Pralinen, Schokoladen, Gummibärchen, Marmeladen und andere Brotaufstriche — nehmen dort die Prüfer aus Wissenschaft, Forschung, Praxis und Industrie noch bis morgen genau unter die Lupe. "Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Steigerung von etwa 20 Prozent", sagt DLG-Projektleiter Dr. Thomas Schmidt mit Blick auf die angelieferten süßen Warenproben.

Zum zweiten Mal ist die DLG jetzt mit der Hauptprüfung in Solingen zu Gast, vergangenes Jahr gingen die Tests im Saal des Eugen-Maurer-Hauses über die Bühne. "Wir haben hier in der ZDS optimale Bedingungen", erklärt Schmidt.

An Tisch 18, an dem Gerhards, Husemeyer und Neier konzentriert ihrer Arbeit nachgehen, liegt — wie auf allen anderen Prüftischen auch — salzreduziertes Weißbrot auf dem Tisch. Nach jeder Probe greifen die drei Prüfer von dem vom Solinger Unternehmen Stöcker Backwaren hergestellten Brot zu, um den Geschmackssinn zu neutralisieren. Tee und Mineralwasser stehen dafür ebenfalls bereit. "Maximal 25 Proben am Tag testen die Prüfer , nach rund der Hälfte wird eine 30-minütige Pause eingelegt", sagt Schmidt zu der Arbeit der Experten.

Der DLG-Projektleiter weiß, dass vier von fünf Deutschen bei jedem Einkauf zu Süßigkeiten greifen. Damit das so bleibe, seien Innovationen gefragt. "Neue Geschmackserlebnisse sind bei der diesjährigen Qualitätsprüfung ebenso vertreten wie Bewährtes", berichtet Schmidt. Klassisch gehe es bei den Verbrauchern beim Frühstück zu: Brotaufstriche wie Honig und Konfitüren seien hier besonders gefragt. Zudem Kalorienreduziertes, vor allem fett- und zuckerverminderte Produkte oder auch Süßes mit geringem Einsatz von Zusatzstoffen. "Hersteller feilen deshalb an neuen Rezepturen", weiß Schmidt.

Gewechselt wird an den Tischen nicht. "Jeder Prüfer ist spezialisiert", erklärt Schmidt. Bonbon-Experte Hartmut Gerhards wird deshalb nicht bei den Schokoladen oder den Marmeladen eingesetzt. Für alle Prüfer gleich ist aber: Nach jedem Prüftag wird ein kleines Gläschen Schnaps angeboten — um die Zunge zu entlasten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort