Erfahrungsbericht über die Blutspende in Solingen In 15 Minuten anderen Menschen helfen

Solingen · Blutspendedienste und Krankenhäuser klagen über einen Blutkonserven-Mangel. In Solingen ist die Spendenbereitschaft recht hoch, zurzeit werden aber mehr Konserven benötigt. Unsere Autorin berichtet über ihre erste Spende im Clemenssaal.

 Redakteurin Carolin Streckmann durchläuft die Blutspende des mobilen Blustpendediensts West im Clemenssaal. Unter dem Tisch auf der rechten Seite gibt eine Waage an, wenn der Blutbeutel mit 500 Millilitern gefüllt ist.

Redakteurin Carolin Streckmann durchläuft die Blutspende des mobilen Blustpendediensts West im Clemenssaal. Unter dem Tisch auf der rechten Seite gibt eine Waage an, wenn der Blutbeutel mit 500 Millilitern gefüllt ist.

Foto: Carolin Streckmann

„Heute: Blutspende“, steht auf einem Schild, dem ich bereitwillig in den Clemenssaal folge. Es ist meine erste Blutspende, die ich hier beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) abgeben möchte. Ein leichtes nervöses Flattern im Magen ist da, als ich eintrete, doch das hält mich nicht zurück. Ich möchte mir ansehen, wie die Blutspende abläuft. Und natürlich hoffe ich, dass mein Blut jemandem helfen kann. Schließlich sind Blutkonserven ein knappes Gut.

Das DRK organisiert regelmäßig Blutspenden in Solingen, mindestens zweimal im Monat. Häufig finden die Termine im Clemenssaal statt, manchmal auch im Walder Stadtsaal oder in der Grundschule Südstraße in Ohligs. Der DRK-Kreisverband Solingen organisiert die Termine, wie Melanie Manske, Leiterin der Blutspendebetreuung, mir erklärt. „Wir machen die Anmeldung und die Verköstigung, die eigentliche Spende übernehmen die Kollegen vom Blutspendedienst West, die in ganz NRW unterwegs sind“, sagt Manske. Durchgeführt werden die Spenden von Medizinisch-technischen Assistenten (MTA), zur Abklärung medizinischer Fragen vorab sind an diesem Tag zwei Ärztinnen vor Ort.

Melanie Manske empfängt die Spender am Eingang. „Seit Corona muss man vorab online einen Temrin machen“, sagt sie. Das habe Vorteile, denn so wisse man, mit wie vielen Spendern man rechnen muss, sagt eine ehrenamtliche Helferin. Heute stehen 140 Termine zur Verfügung, alle sind gebucht. Die Spendenbereitschaft in Solingen habe in der Corona-Zeit zugenommen, erzählt Manske. Das sei ungewöhnlich, aber wohl mit dem gesteigerten Bewusstsein für Gesundheitsthemen zu erklären, sagt sie. „Und wir waren im Lockdown eine Anlaufstelle, wo man unter Menschen kam.“ Manske findet es wichtig, dass viele Spender kommen. „Wir haben gerade einen akuten Blutkonserven-Mangel“, sagt sie. „Der steigt gerade noch durch den Ukraine-Krieg.“

Wer spenden will, muss Manske einen Impfnachweis vorzeigen und eine FFP2-Maske tragen. Nachdem ich Corona-App und Personalausweis gezückt habe, darf ich hochgehen. Oben im Gemeindesaal erfolgt die Anmeldung. Als Erstspenderin zeige ich erneut meinen Ausweis vor und gebe damit meine Daten an. Danach gibt es einen Fragebogen zum Ausfüllen, mit dem medizinische Daten abgeklärt werden. Habe ich Vorerkrankungen? Hatte ich in den letzten vier Wochen einen medizinischen Eingriff? Auch Fragen zu einem riskanten Sexualverhalten oder eingenommenen Medikamenten und Drogen werden gestellt. Es geht darum, herauszufinden, ob man sich selbst oder die Person, die das Blut empfängt, durch die Spende gefährden könnte, wie mir das medizinische Personal vor Ort erklärt. Den Fragebogen müssen alle Spender ausfüllen, auch die, die regelmäßig spenden.

Zu dem Termin im Clemenssaal kommen viele Mehrfachspender, sie machen fast 85 Prozent aus, sagt Melanie Manske. Einen von ihnen, einen Herrn im mittleren Alter, habe ich vor der Anmeldung getroffen. Er habe schon mehr als 100 Mal Blut gespendet, sagt er. „Es kostet mich nichts und ich kann etwas Gutes tun. Ich hoffe, dass andere auch bereit sind zu spenden, wenn ich mal was brauche.“ Diesen Gedanken kann ich gut nachvollziehen.

Nach dem Ausfüllen des Fragebogens wird meine Temperatur gemessen und der HB-Wert bestimmt. Das ist der Eisengehalt des Blutes. Bei Frauen sollte er zwischen 12,5 und 16,5 liegen, damit sie spenden dürfen, bei Männern etwas höher. Meine Temperatur ist in Ordnung. Der Hämoglobin-Wert allerdings ist im ersten Anlauf zu niedrig, er liegt nur bei 12,2. „Wir messen den Wert zweimal. Manchmal braucht es etwas mehr Blut, um ihn richtig bestimmen zu können, das geht beim zweiten Mal besser“, erklärt mir der MTA, der meine Werte erfasst. ­Diesmal habe ich Glück: Mit 13,1 ist der Wert zwar immer noch etwas niedrig, aber hoch genug für die Spende.

Beim anschließenden Arztgespräch geht Anne-Karen Orzechowski den zuvor ausgefüllten Fragebogen mit mir durch und erklärt den weiteren Ablauf. Sie fragt auch, ob ich genug getrunken habe – mindestens 1,5 Liter sollte man vor der Spende trinken, lieber mehr. Orzechowski erklärt auch, dass die Angaben auf dem Fragebogen Einfluss darauf haben können, wie das gespendete Blut verwendet wird. „Wenn ein Spender bestimmte Medikamente eingenommen hat, darf sein Blut zum Beispiel nicht an Säuglinge und Schwangere gegeben werden“, sagt sie. Zum Schluss schärft sie mir ein, dass ich mich während der Spende sofort melden soll, wenn mir schwindelig oder schlecht wird. „Sind Sie nervös?“, fragt Orzechowski mit Blick auf meinen Puls, während sie den Blutdruck misst. Ja, tatsächlich.

Schließlich geht es rüber in den großen Raum im Erdgeschoss des Clemenssaals. Acht Spenderliegen stehen dort bereit, einige weitere zum Ausruhen nach der Spende. Eine MTA nimmt mich in Empfang. Die Nadel, die sie mir in die Armbeuge sticht, ist etwas dicker, als man es von einer Blutabnahme kennt. Schmerzhaft ist es aber nicht wirklich. Zum Glück.

500 Milliliter Blut werden entnommen. Zusätzlich werden drei Röhrchen gefüllt, mit denen das Blut auf mögliche Krankheiten untersucht werden kann. Bei mir als Erstspenderin ist ein viertes Röhrchen zur Bestimmung der Blutgruppe dabei. Das Ergebnis wird mir später zugesandt. Ich bin gespannt. Dass die Blutgruppe auch ein Motivator zum Spenden sein kann, erzählt Saskia Degenhardt, die nach eigener Aussage „mehr oder weniger“ regelmäßig spendet. „Ich habe eine ganz seltene Blutgruppe“, sagt sie.

Meine erste Blutspende überstehe ich gut. Mir ist nicht schlecht geworden, nur beim Aufstehen fühle ich mich etwas wackelig auf den Beinen. Das habe ich aber auch nicht anders erwartet. Zehn bis 15 Minuten dauert eine Spende in der Regel, danach sollten Spender noch mindestens zehn Minuten liegen bleiben. Zum Abschluss versorgen ehrenamtliche Helferinnen die anderen Spender und mich mit Obst, Brötchen, Süßigkeiten und Getränken zur Stärkung. „Haben Sie Kinder?“, fragt eine Helferin einen Spender vor mir. Er bejaht. Sie lächelt unter ihrer Maske und gibt ihm ein paar Lollis extra mit.

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