Solingen Blitzen für mehr Sicherheit

Solingen · Das Konzept von Ordnungsdezernent Ralf Weeke scheint aufzugehen. Die Zahl der ertappten Zu-schnell-Fahrer ging von 2003 bis heute kontinuierlich zurück. Allerdings füllt das Bußgeld auch die Stadtkasse schön.

Von Abzocke will Ordnungsdezernent Ralf Weeke nichts hören, wenn das Thema auf die Geschwindigkeitsüberwachung durch die Stadtmitarbeiter kommt: Es gehe um die Sicherheit. Klar, ein positiver Nebeneffekt ist es, dass die Temposünder die Stadtkasse füllen: Immerhin für dieses Jahr mit 1,2 Millionen Euro. Nach Abzug aller Kosten von rund 660 000 Euro sollen so auf der Habenseite rund 540 000 Euro verbucht werden.

Wichtiger als das Geld sind dem Dezernenten aber ganz andere Zahlen: Die Zahl der Raser geht seit 2003 kontinuierlich zurück. War damals noch jeder 58. zu schnell, ist es heute nur noch jeder 34. Fahrer. Ursächlich dafür sind drei Faktoren: Inzwischen findet der Schichtwechsel an den Messfahrzeugen statt und die Messzeit (Beginn 6 Uhr) wurde um zwei Stunden auf 22 Uhr verlängert. Und entscheidend: Im Herbst vorigen Jahres wurde ein zweites Fahrzeug mit neuer Lasertechnik angeschafft, das kann direkt in zwei Richtungen Temposünder aufnehmen. Mit all den Maßnahmen will die Stadt in den kommenden Jahren auf eine Zahl der gemessenen Fahrzeuge von zwei Millionen kommen.

Trauriger Rekordhalter ist in diesem Jahr ein verkappter Formel-1-Pilot, der auf der Neuenkamper Straße in Höhscheid mit 123 km/h erwischt wurde – erlaubt sind 50. Drei Monate lang sind alle Solinger Verkehrsteilnehmer von dessen Rennfahrerallüren verschont, so lange wird ihm der Führerschein entzogen.

Wenn es bei der Ahndung solcher Verstöße nach dem Wunsch von Ralf Weeke ginge, müsste dieser Rowdy härter bestraft werden: „Denn so schnell fährt keiner, der nur in Gedanken ist.“ Denn davon, in Gedanken mal ganz woanders zu sein, kann sich auch der 38-Jährige nicht freimachen: Drei Mal seit seinem Amtsantritt in Solingen – der war 2001 – bekam er von der städtischen Bußgeldstelle bereits ein Bildchen mit seinem Konterfei frei Haus, alle aufgenommen auf der Opladener Straße, einer Strecke, so Weeke: Auf der man schon bremsen müsse, um nicht automatisch 60 statt erlaubter 50 zu fahren. Auch sein erster Gedanke sei jedes Mal „Raubritter“ in Richtung seines Leiters der Bußgeldstelle Wolfgang Linden. Der kennt kein Pardon, weder gegen seinen heutigen Dienstherren, noch gegen seinen frühereren, Finanzdezernent Ernst Schneider, von dem einer der heutigen 14 Außendienstmitarbeiter der Geschwindigkeitsüberwachung auch schon ein Bildchen knipste.

Allerdings weiß auch Linden, dass keine Geschwindigkeitsüberwachung der Welt Unfälle wie diesen verhindern kann, wo ein BMW-Fahrer sturzbetrunken in der Kohlfurth von der Straße abkam. Aber auch er lässt den Vorwurf „Abzocker“ nicht gelten. Im Vergleich zu anderen Städten habe Solingen nicht mehr „Radarwagen“. In Leverkusen, mit einer nahezu gleichen Bevölkerungszahl, macht ein Fahrzeug Jagd auf Temposünder, hinzu kommen aber 15 stationäre Blitzer. Die sind in Solingen politisch jedoch nicht gewollt.

(RP)
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