Solingen Blankwaffen für die stille Post

Solingen · Das Klingenmuseum zeigt Brieföffner und Briefbesteck, die von der Firma Lerche zur Verfügung gestellt wurden.

Briefe schrieb man sich zunächst auf Papierbögen, die dann zusammengefaltet und versiegelt wurden. "Bis Mitte des 19. Jahrhunderts gab es noch keinen Briefumschlag", weiß Isabel Immel, Leiterin des Deutschen Klingenmuseums. "Aus der Briefform in England schuf man das Kuvert." Und Ende des 19. Jahrhunderts kam dann die Idee auf, dass man ein schönes Werkzeug benötigte, um diese Briefumschläge zu öffnen - den Brieföffner. Von da an nahm die Erfolgsgeschichte des Utensils seinen Lauf.

"Im Vergleich zu den Blankwaffen ist der Brieföffner ein sehr junges Produkt", sagt Dietmar Stoelben, Inhaber der Firma Lerche, die bis Ende 2014 exklusive Büro- und Wohnaccessoires - vornehmlich Briefbestecke - produzierte. Aber der Brieföffner wird auch ein junges Produkt bleiben, denn durch die rasante Wandlung der Kultur ist er bereits wieder dem Untergang geweiht. "Die Zeit der Briefkultur neigt sich leider dem Ende zu", bedauert auch Isabel Immel.

Um die Erinnerung an eine Hochkultur zu bewahren, aber auch um der Familie Baus, die die Firma Lerche aufgebaut und lange geführt hat, zu gedenken, hat Dietmar Stoelben dem Klingenmuseum nun zwei Vitrinen zur Verfügung gestellt, die mit den unterschiedlichsten Brieföffnern und Briefbestecken bestückt sind - alle produziert von der in Gräfrath ansässigen Firma Lerche. So lässt sich hier sehr gut die Entwicklung von den aufwendig verzierten, vergoldeten und mit Mustern ziselierten Brieföffnern hin zu den ganz schlichten Exemplaren nachverfolgen, die vor allem durch ihr reduziertes Design bestechen.

Aber auch die Verwendung unterschiedlicher Materialien ist hier zu erkennen. Da sind die Brieföffner, die aus Eisen ausgestanzt und danach verziert und vergoldet wurden, aber auch die aus flüssigem Zink gegossenen, voluminöseren Exemplare. Und natürlich auch die Briefbestecke sind hier in ihrer Entwicklung zu entdecken. "Man fügte dem Brieföffner eine Papierschere hinzu", so Dietmar Stoelben. Und diese beiden Werkzeuge wurden in ein Lederetui gesteckt. Doch dann wurde experimentiert. "Der Durchbruch kam mit dem aufrecht stehenden Briefbesteck", so Stoelben.

Die Idee, Brieföffner und Briefbestecke aus den Zeiten ihrer Hoch-Zeit im Klingenmuseum zu präsentieren, fassten bereits Dietmar Stoelben und Barbara Grotkamp-Schepers, ehemalige Museumsleiterin. Nun wurde die Idee in die Tat umgesetzt. Wer ins Museum kommt und sich sofort nach rechts wendet, wird bald die Vitrinen und auch ein Öl-Portrait von Peter Daniel Baus finden. "Hier haben wir ein Solinger Produkt, das zeigt, wie sich die Kultur inzwischen verändert hat", meint auch Franz Haug, Vorsitzender der "Freunde des Deutschen Klingenmuseums", der selbst noch gerne Briefe mit dem Federhalter schreibt.

(sue)
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