Solingen Bitter präsentiert Körperwelten von monumentaler Präsenz

Solingen · Der Maler Eberhard Bitter zeigt großformatige figurative Malerei und Zeichnungen in der Galerie SK. Eröffnung ist morgen um 16 Uhr.

"Haben Sie schon einmal einen Krimi oder einen Aktionfilm ohne Ton angesehen?" Die Frage des Künstlers irritiert zunächst, führt aber im nächsten Schritt direkt ins Zentrum seines künstlerischen Interesses. Was Eberhard Bitter fasziniert, sind körperliche Gesten, Bewegungen von Menschen aufeinander zu oder auch voneinander weg, Nähe und Distanz, eben die verschiedenen Variationen von Körpersprache. Auch die freien Formen des Tanzes inspirieren den in Wuppertal lebenden und arbeitenden Maler zu seinen dynamischen Figurengruppen. Die großformatigen Ölgemälde, die Bitter ab morgen in der Galerie SK in den Güterhallen präsentiert, zeigen fast ausschließlich Menschen in bewegten Kommunikationssituationen. Sie agieren als Zweier-, Dreier- oder Vierergruppen in exaltierten Beziehungsformen, die für den Betrachter mehrdeutig bleiben. Handelt es sich um körperliche Anziehung oder Ablehnung, Liebe oder Hass, Zuwendung oder Kampf?

Jedes Bild spielt mit anderen Bewegungsabläufen, die momenthaft in Szene gesetzt sind. Ein Mensch drückt den anderen zu Boden, zwei Individuen winden sich umeinander, heben oder tragen den anderen und bilden als Vierergruppe einen fast pyramidalen Aufbau. Die Körper sind plastisch durchgearbeitet, ohne akademisch zu wirken. Auffallend ist der expressive Duktus, mit dem der Maler die Körperlichkeit mit heftigen breiten Pinselstrichen eines Flachpinsels herausarbeitet, ohne Detailverliebtheit, eher fragmentarisch und mit monumentaler Kraft. "Pinselstriche korrespondieren miteinander wie Eisschollen", erläutert der Künstler seinen markanten Malstil, der an Cézannes "Farbformen" erinnert. Wo Cézanne jedoch darauf bedacht war, die durch den Pinselabdruck entstehenden rechteckigen Formen in eine tektonisch feste Ordnung zu bringen, setzt Eberhard Bitter die Pinselformen bewusst unsystematisch in kraftvollem Mit- und Gegeneinander kreuz und quer über die Körperoberfläche. So erzeugt er eine ausdrucksstarke Monumentalität. Zudem sind alle Figuren unbekleidet, bleiben in gewisser Weise anonym und reduziert auf das allgemein Menschliche ihrer Existenz. Auch der Hintergrund bietet dem Betrachter keine Lokalisierung, keine Verortung der Figur in eine bestimmte Umgebung. Die Menschen treten in unmittelbarer Präsenz vor einem flächenhaft abstrakten Fond direkt auf den Betrachter zu, drängen sich formbetont in den Vordergrund. Die Farbe der Figuren ist eher zurückhaltend. Der Maler verwendet Braun-, Rot- und Ockertöne für das Inkarnat, variiert mit Blau- und Grautönen. "Rötliche Fleischtöne evozieren die Energie des Lebendigen", so der Künstler.

In der ersten Etage der Galerie zeigt Eberhard Bitter Zeichnungen, die teils als Vorarbeiten, teils als eigenständige Werke neben seiner Malerei stehen. Tuschezeichnungen und Mischtechniken kreisen um den menschlichen Körper, erinnern an anatomische Skizzen und erfassen wesentliche Bewegungsmerkmale in zahllosen Linienbündeln, in nervösen schnellen Strichen. "Um nicht der malerischen Routine zu verfallen, denn ich arbeite seit 20 Jahren mit figurativer Malerei," verrät der Künstler, "habe ich für mich neue Motive entdeckt: Baumkörper, Felskörper und sogar Tierbilder". Der symbolträchtige "Hahnenkampf" zeigt in der aufgeplusterten Aggression der Tiere die Dynamik und das Flirrende der Bewegung, die durch den Malduktus hervorragend eingefangen werden.

Der 1960 im Ruhrgebiet geborene Künstler studierte an der Fachhochschule Dortmund Grafik Design und wechselte nach seinem Studium zur freien Kunst.

(RP)
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