Neue Arena in Solingen „Multifunktionsarenen sind defizitär“

Solingen · Die Stadt hat eine Machbarkeitsstudie zur BHC-Arena vorgestellt. Sie soll jetzt im Rat und in Ausschüssen besprochen werden. Oberbürgermeister Tim Kurzbach pocht auf der Grundlage der Studie weiter auf eine Grundsatzentscheidung.

 Zuschauer stehen in der Klingenhalle auf, um die Mannschaft beim Spiel des Bergischen HC gegen Stuttgart im Juni anzufeuern.

Zuschauer stehen in der Klingenhalle auf, um die Mannschaft beim Spiel des Bergischen HC gegen Stuttgart im Juni anzufeuern.

Foto: Peter Meuter

Am 16. Dezember soll der Stadtrat über den Grundsatzbeschluss zu einer möglichen „Arena Bergisch Land“ als Alternative zur sanierungsbedürftigen Klingenhalle abstimmen. Die Stadtspitze sieht in der Multifunktions-Arena am Weyersberg die richtige Wahl und möchte die weitere Planung voranbringen. Dazu stellte sie am Montag die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vor, die die Grundlage für die politische Entscheidung sowie weitere Gespräche in der Sache bilden soll.

„Es gibt durchaus Bedarf an Arenen dieser Größenordnung, zum Beispiel für Comedy-Veranstaltungen“, sagte Klaus Grundmann, Geschäftsführer der S.E.M. Sport- und Eventmarketing GmbH, die die Studie durchgeführt hat. Die Machbarkeitsstudie sei von einer Kapazität der Arena für rund 5282 Zuschauerinnen und Zuschauern bei Handball-Spielen ausgegangen. Mit mobilen Tribünen im unteren Bereich der Halle könne der Platz für Konzert- oder Show-Veranstaltungen für bis zu 8000 Personen ausgeweitet werden. „Wichtig ist, dass die Halle für Veranstalter optimiert wird. Sie muss so schnell und so sicher wie möglich umgebaut werden können“, sagte Grundmann.

Die Studie schätzt in der Prüfung der Wirtschaftlichkeit einer solchen Arena die Baukosten auf 50,1 Millionen Euro bei einem Baustart Ende 2023. Die Belegung der Halle würde sich aus Handballspielen des BHC, Shows, gegebenenfalls Firmen- und sonstige Sport-Veranstaltungen sowie Schulsport ergeben. Im ersten Jahr des Betriebs geht die Studie von einer geschätzten Besucheranzahl von rund 173.000 Menschen aus. Daraus errechnet die Studie für das erste Jahr Erlöse von rund 1,05 Millionen Euro bei Betriebskosten von etwa 1,24 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis liege damit „branchentypisch negativ“ bei einem Defizit von 190.000 Euro, erklärte Grundmann. „Wir glauben, dass man das durch eine positive Entwicklung verbessern kann, aber der Wert bleibt negativ.“ Auch das sei branchenüblich. „Multifunktions-Arenen sind defizitär, aber gewinnbringend“, betonte Grundmann.

 Die Luftbild-Ansicht zeigt die Klingenhalle und das Klingenbad von oben.

Die Luftbild-Ansicht zeigt die Klingenhalle und das Klingenbad von oben.

Foto: Stadt Solingen

Die Alternative sei deutlich weniger wirtschaftlich. Bei einer sanierten Klingenhalle käme die Stadt laut Studie auf etwa 680.000 Euro jährliche Betriebskosten bei einer maximalen Lebensdauer von 15 Jahren. Die neue Arena wiederum könne mindestens 30 Jahre Bestand haben. Bei einer Investition von circa 20 Millionen Euro für die Sanierung, die das städtische Gebäudemanagement errechnet hat, käme die Stadt auf eine jährliche Zahlung von 950.000 Euro. „Es ist somit wirtschaftlich sinnvoller, die Arena zu bauen und zu betreiben, weil hier eine positive Entwicklung stattfinden kann“, schloss Grundmann. Nach fünf bis sechs Jahren sei der Punkt erreicht, an dem die Arena sich gegenüber einer sanierten Klingenhalle voraussichtlich rentieren würde.

Das betonte auch Oberbürgermeister Tim Kurzbach: „Der Neubau hat klare wirtschaftliche Vorteile.“ Er sehe in dem Neubau zudem ein „bergisches Vorzeige-Projekt“, das dem Bergischen HC den Rahmen schaffe, den der Bundesligist brauche, um in Solingen zu bleiben. „Ich erwarte außerdem einen erheblichen Mehrwert für unsere Innenstadt“, sagte Kurzbach, beispielsweise durch Zuschauerinnen und Zuschauer, die vor oder nach einer Arena-Veranstaltung die örtliche Gastronomie nutzen.

Gerade für den letzten Punkt brauche es ein passendes Mobilitätskonzept. Stadtdirektor Hartmut Hoferichter verwies dabei unter anderem auf das nahegelegene Gleis der S7. „Wir müssen schnell mit der Deutschen Bahn klären, ob es Sinn macht, zu konkreten Veranstaltungen eine Bedarfshaltestelle einzurichten.“ Die Mobilität sei ein Aspekt, der künftig ausführlich geprüft werden solle. Insgesamt sieht der Grundsatzbeschluss 13 Punkte vor, die die Stadtentwicklungsgesellschaft Solingen (SEG) im Auftrag der Stadt im weiteren Verlauf des Planungsverfahren prüfen solle. Andere Punkte seien beispielsweise die Parkplatzsituation, Alternativen für Vereine, die die Klingenhalle derzeit nutzen, sowie diverse Gutachten, beispielsweise zu Klima- und Artenschutz. Der Schulsport solle weiterhin in der Arena möglich sein. Außerdem solle das Klingenbad erhalten werden.

Wenn der Rat der Vorlage am 16. Dezember zustimmt, werde die SEG mit der Prüfung aller 13 Punkte parallel beginnen, sagte Geschäftsführer Carsten Zimmermann. Begonnen werden soll mit der Erstellung einer Gesamtprojektskizze.

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