Solingen Beroma auf festen Füßen

Solingen · Der Stadtteilladen in der Hasseldelle ist ab heute eine Genossenschaft. Vorgestern wurde der Übergabevertrag mit dem Insolvenzverwalter der Ittertal gGmbH unterzeichnet. Das Angebot ändert sich nicht.

Tütchen für Tütchen zählt Teresa Geca (52) das Soßenpulver durch. "59, 60, 61, das war's. Hast du das?", fragt sie Elisa Barretta, die ihr zugeschaut hat und die Zahl nun in eine Liste einträgt. "Ja", antwortet die 31-Jährige und erklärt: "Jetzt brauchen wir Spaghetti mit Tomate/Mozzarella. Wo sind die denn?" Gemeinsam werfen sie einen Blick auf das Warenregal und suchen das Gewünschte. Dann wird erneut gezählt. Im Beroma-Laden in der Hasseldelle ist Inventur angesagt, und die beiden Frauen vom Verein "Wir in der Hasseldelle" helfen dabei mit. "Es ist nicht die schönste Arbeit, aber sie muss ja getan werden", sagt Barretta. Denn am heutigen Samstag eröffnet der Stadtteilladen der insolventen Ittertal gGmbH unter einem neuen Eigentümer: der Beroma eG, die sich zurzeit in Gründung befindet.

Künftig jeden Monat Inventur

Vorgestern Morgen, am Donnerstag, unterzeichneten Hans-Peter Harbecke und Christian Petschke vom Genossenschafts-Vorstand den entsprechenden Vertrag mit Robert Fliegner, dem Insolvenzverwalter der Ittertal gGmbH. "Das war ein historischer Moment", sagt Harbecke. "Ich habe noch nie eine Firma gekauft." Dem 59-jährigen Unternehmensberater liegt das kleine Geschäft, das die Nahversorgung der Hasseldelle sicherstellen soll, sehr am Herzen. "Wir werden künftig jeden Monat Inventur machen, damit es nicht so weit kommt wie bei der Ittertal gGmbH, sondern wir sofort merken, wenn es irgendwo hakt und wir kein Geld mehr haben."

Für die Kunden wird sich durch den Eigentümerwechsel nichts ändern. "Angebot und Service bleiben wie bisher", sagt Geschäftsleiterin Andrea Durst (39). "Wir liefern nach wie vor auf Wunsch nach Hause oder holen ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, zum Einkauf ab." Insgesamt erfahre das Geschäft einen guten Zulauf. "Vor allem seit den vergangenen vier Wochen haben wir hohe Umsatzsteigerungen." Manche Kunden tätigten ihre Wocheneinkäufe in dem Laden, einige kämen nur, wenn sie etwas vergessen hätten.

Weitere Genossen gesucht

Adelheid Hoffmann stand gestern vergeblich vor der wegen der Inventur verschlossenen Eingangstür. "Ich habe nicht mitbekommen, dass Inventur ist", sagt die 70-Jährige, die in der Hasseldelle wohnt. Ein Mal die Woche gehe sie in dem Mini-Supermarkt einkaufen. "Der Laden ist gut. So muss ich nicht in die Stadt fahren." Viele Waren seien zwar etwas teurer. "Aber dafür sind sie auch frischer. Vor allem die Eier schmecken toll." Die kommen laut Andrea Durst direkt vom Bauern.

Die Zukunft des Ladens sieht gut aus. "52 Genossenschafter aus ganz Solingen haben bereits unterschrieben, 21 weitere haben erklärt, Genossenschafter werden zu wollen", berichtet Hans-Peter Harbecke und ist sehr zufrieden. "Damit bringen wir schon 10 200 Euro privat auf." Um die junge Genossenschaft auf solide Füße zu stellen, seien jedoch 12 000 bis 15 000 Euro nötig. "Das heißt, wir suchen dringend noch weitere Genossen." Um Steuern zu sparen, habe man zudem die Gemeinnützigkeit beantragt. "Ich bin zuversichtlich, dass wir sie auch bekommen werden."

(RP)
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