Solingen Bernd Krebs - ein Grenzgänger zwischen den politischen Welten

Solingen · Der CDU-Politiker, der 2019 nicht mehr für den Rat kandidieren will, wird heute 75 Jahre alt.

 2014 übergab Bernd Krebs den Fraktionsvorsitz an Jan Welzel. Heute hat Carsten Voigt das Amt inne.

2014 übergab Bernd Krebs den Fraktionsvorsitz an Jan Welzel. Heute hat Carsten Voigt das Amt inne.

Foto: mak (Archiv)

Denkt Bernd Krebs an das Jahr 2019, überkommen den CDU-Politiker durchaus zwiespältige Gefühle. In dreieinhalb Jahren werden die Solinger das nächste Mal einen Stadtrat wählen. Doch den Namen des Mannes, der seit Jahrzehnten die Geschicke seiner Heimatstadt mitprägt, werden die Bürger auf dem Wahlzettel dann wohl nicht mehr finden.

 Bernd Krebs mit 28 Jahren im Jahr 1969. Damals zog der Christdemokrat das erste Mal in den Stadtrat ein, dem er inzwischen 46 Jahre angehört.

Bernd Krebs mit 28 Jahren im Jahr 1969. Damals zog der Christdemokrat das erste Mal in den Stadtrat ein, dem er inzwischen 46 Jahre angehört.

Foto: Halet (Archiv)

"2019 ist endgültig Schluss", sagt Bernd Krebs, der am heutigen 29. Dezember seinen 75. Geburtstag feiert, mit dem für ihn typischen Lächeln, das Gesprächspartner bisweilen zweifeln lässt, ob die gerade gehörten Worte ernst gemeint waren. Denn immerhin ist der Mann fast 60 Jahre in der Politik aktiv - und da wäre es nun wirklich mehr als verständlich, würde der Abschied aus dem Stadtrat nicht einfach mal so mit links zu bewerkstelligen sein. Aber Spaß beiseite. 2019 soll tatsächlich "Feierabend" sein. Wobei Bernd Krebs durchaus ahnt, was auf ihn zukommt.

"Das Aufhören wird mir gewiss schwer fallen", ist sich Krebs schon heute sicher. Was im Umkehrschluss aber nicht bedeuten soll, dass an der Entscheidung, in drei Jahren die Politik an den sprichwörtlichen Nagel zu hängen, noch zu rütteln wäre. 2019 ist Schluss mit der politischen Karriere des Christdemokraten, der dann immerhin 50 Jahre, mithin ein halbes Jahrhundert, im Solinger Stadtrat verbracht haben wird.

Eine verdammt lange Zeit, die Spuren hinterlassen hat - bei Bernd Krebs und Anderen. Denn wenn es auch so ist, dass die Klingenstadt - rein geografisch betrachtet - heute noch exakt an der selben Stelle liegt wie 1969, als CDU-Mann Krebs mit gerade einmal 28 Jahren seine Premiere im Rat gab: Es hat sich ansonsten doch viel seit damals verändert.

Rückblende: 1969, das war nicht allein das Jahr, in dem Bernd Krebs die politische Bühne betrat, sondern auch das Jahr, in dem die Menschen die ersten Schritte auf dem Mond machten - und in dem in Solingen und anderswo so ziemlich alles denkbar schien. Zumindest für viele aus Krebs' Generation, die glaubten, mit Hilfe der Studentenbewegung nach den politischen Sternen greifen zu können.

Die Weltrevolution indes war von Beginn an nicht die Sache des Bernd Krebs. 1940 in einem Krankenhaus in Haan zur Welt gekommen und drei Tage später in die Klingenstadt "übergesiedelt", begann der Ur-Solinger in den 50er Jahren eine kaufmännische Lehre, trat 1957 der Jungen Union bei und schloss sich 1959 der CDU an. Genau genommen gehörte Krebs also Ende der 60er Jahre in den Augen etlicher Altersgenossen bereits zum Establishment - was den Christdemokraten aber nicht daran hinderte, moderne, damals irgendwie "linke" Themen aufzugreifen und in der Folgezeit auch mal ungewöhnliche politische Wege zu gehen.

Dabei gelang dem Politiker Bernd Krebs auf diesem Terrain beileibe nicht alles. In seiner Vita finden sich neben erfolgreichen Phasen durchaus Rückschläge. So musste der Mann, der zwei Mal Bürgermeister und zwei Mal CDU-Fraktionschef (zuletzt bis 2014) war, als Kandidat für den Landtag (1980) und für den Bundestag (2005) bittere Niederlagen einstecken. Gleichwohl führte vielleicht gerade dies dazu, dass Krebs im Lauf der Jahre zu einer politischen Marke wurde.

Die große Koalition mit der SPD ab 2006, die zumindest teilweise Entkrampfung des Verhältnisses zwischen CDU und Grünen in Solingen: Bernd Krebs war immer irgendwie mit von der Partie, wenn es darum ging, neue Wege zu beschreiten. Und das zur Not auch schon mal gegen den Willen der eigenen Partei. Denn während viele CDU-Leute etwa im Umweltschutz noch lange Jahre politisches Teufelszeug zu entdecken glaubten, erkannte der spätere Bundesgeschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bereits früh die Wichtigkeit des Themas, was sich beispielsweise an der Verabschiedung der Solinger Baumschutzsatzung von 1977 ablesen lässt.

Also ein Grenzgänger zwischen den Welten? "Eigentlich hätte ich auch bei den Grünen landen können", sagt Bernd Krebs - und signalisiert gleichzeitig mit dem für ihn typischen Lächeln, dass Letztgesagtes doch nicht so ganz ernst gemeint ist.

(RP)
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