Solingen in Feierlaune „Räuber“ retten Oktoberfest-Auftakt

Update | Solingen · Erstmals seit der Premiere ist das Bergische Oktoberfest bis auf ganz wenige Restkarten ausverkauft. An drei Abenden feiern knapp 6000 Besucher im Festzelt vor der Klingenhalle. Der Auftakt allerdings verlief etwas anders als geplant.

Bergisches Oktoberfest 2023 - Solingen in Feierlaune
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Bergisches Oktoberfest 2023 in Solingen – so wurde gefeiert

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Foto: Rouven Böttner

In der ansehnlich langen Schlange vor dem Einlass zum großen Festzelt fielen eher jene auf, die nicht teils bis ins Detail stilecht im zünftigen Dirndl oder der Krachledernen gekleidet standen. Bei einer gefühlten Trachtenquote von mehr als 90 Prozent hatte sich manch einer außerdem voller Vorfreude mit dem Brings-typischen roten Karostoff geschmückt.

Als am Freitag gegen 20 Uhr ein sichtlich bewegter Veranstalter Ralf Derkum ans Mikrofon trat, um die betrübliche Nachricht zu verkünden, dass die von vielen erwartete Kölschrockband beim Bergischen Oktoberfest nicht werde auftreten können, herrschte für einen kurzen Moment beinahe so etwas wie Stille – um dann mit umso größerem Applaus die Nachricht zu quittieren, dass dafür die „Räuber“ zu später Stunde spontan einspringen würden. Unüberhörbar waren die Allermeisten mit der kurzfristigen Programmänderung spätestens dann wieder versöhnt, als die „Blechsauge“ als Hausband des Events den Brings-Klassiker „Kölsche Jung“ anspielte und alle im Zelt textsicher mit einstimmten.

Kurz zuvor schon hatte Derkum im kurzen Gespräch merklich berührt, betont: „Die Hiobsbotschaft kam erst soeben. Ich kenne die Jungs schon sehr lange und gut. Wenn die nicht auftreten, dann ist keine Kleinigkeit passiert.“ Der Schlagzeuger sei zusammengebrochen – auch alle weiteren Konzerte seien bis auf weiteres abgesagt. Dass das Bergische Oktoberfest in diesem Jahr praktisch ausverkauft ist und man entsprechend selbstverständlich sehr zufrieden sei, wurde so bei aller Hektik und Betriebsamkeit zu einer Randnotiz.

„Verkleiden ist eigentlich überhaupt nicht unser Ding ist. Aber einmal im Jahr muss das einfach sein“, bekannte fröhlich Anke Röhrig, die mit Freundin Monique Beckmann und Alexina Königshofen sowie ehelichem Gefolge prompt der Aufforderung zum Schunkeln folgten und ein erstes Mal am Abend untergehakt auf die Bänke kletterte.

Mit einem bunten Potpourri unzähliger eingängiger und bekannter Melodien gelang es den „Blechsauga“, zuverlässig die Stimmung im Zelt anzuheizen und hochzuhalten. Von „An der Nordseeküste“ über „In München steht ein Hofbräuhaus“ bis hin zu „Mamma Mia“ folgte ein Gassenhauer dem nächsten. Außerdem würzten die sechs versierten Musiker aus der Pfalz ihr Programm mit der einen oder anderen überraschenden komödiantischen Einlage.

So schraubte Udo Seifert inmitten des Vip-Bereichs mit nahezu clownesker Geste sein Alphorn quer über die Tische zusammen und blies gemeinsam mit den verbliebenen Musikern auf der Bühne ein bemerkenswertes „Prosit der Gemütlichkeit“ an.

„Ich wohne zwar schon seit 17 Jahren nicht mehr hier, komme aber immer wieder gerne in die alte Heimat, um mit meinen Kumpels zu feiern“, erzählte Stefan Rosenblatt aus Sprockhövel. „Wenn ich so an die vielen Feste wie Dürpelfest, Sommerparty, Zöppkesmarkt oder Gräfrather Marktfest denke, bleibt festzustellen: In Solingen lässt sich gut feiern.“ Wie üblich an Karten für diesen Abend zu kommen, sei schon frühzeitig unmöglich gewesen. Die haben die vier Freunde sich bei E-Bay ersteigert. Und auch die Preise von 13 Euro für eine Maß sei schon recht happig, aber: „Was soll’s? Die Stimmung ist super, das Essen schmeckt. Beste Voraussetzung für einen schönen gemeinsamen Abend.“

Um solch ein Event mit an die 2000 Besucher pro Abend erfolgreich zu stemmen, bedarf es eines gut eingespielten Teams. So verrieten Celine Sieber und Laurin Schmidt während einer kurzen Verschnaufpause neben dem Cateringzelt: „Die meisten von uns sind schon lange dabei und freuen sich jedes Jahr wieder darauf.“ Drei Tage ließe sich die Musik schon recht gut aushalten.

Birgit Herr, Vip-Gast und laut eigenem Wunsch die Schwiegermutter in spe eines der Chefs der zahlreichen Sponsoren des Bergischen Oktoberfestes, zog es zwischendurch auch mal an die frische Luft. Dort beobachtet sie amüsiert den einen oder anderen Partygast, dem es schon erstaunlich früh am Abend in der dicken Bierzeltluft wohl ein wenig blümerant geworden war: „Dass Brings nicht kommen konnten“, bedauerte Birgit Herr. „Aber die Räuber sind auch super.“

Diese enterten dann souverän und wie versprochen zu vorgerückter Stunde die Bühne und sorgten noch einmal für allerbeste Laune zum Ausklang eines ausgelassenen Feierabends im rustikalen Oktoberfeststil am Weyersberg.

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