Ein Jahr nach dem Hochwasser Wupperverband sieht sich durch Gutachten entlastet

Bergisches Land · Ein Gutachter im Auftrag des Wupperverbandes kommt zu dem Schluss, bei der Hochwasser-Katastrophe 2021 sei sogar Schlimmeres verhindert worden.

 Viele Anwohner von Unterburg mussten am späten Abend des 14. Juli 2021 evakuiert werden.

Viele Anwohner von Unterburg mussten am späten Abend des 14. Juli 2021 evakuiert werden.

Foto: Peter Meuter

Ein vom Verbandsrat des Wupperverbandes in Auftrag gegebenes Gutachten zur Aufarbeitung des Extremhochwassers vom Juli 2021 kommt zu dem Schluss, dass der Verband keine Verantwortung für die verheerenden Schäden trägt, die seinerzeit bei der Flut entstanden sind. Das hat der Wupperverband am Mittwoch bekannt gegeben, nachdem der Gutachter Prof. Dr. Holger Schlüttrumpf von der RWTH Aachen die Ergebnisse seiner Untersuchung Ende vergangenen Monats dem Aufsichtsgremium des Wupperverbandes vorgelegt hat.

Demnach kommt der Wissenschaftler vom Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der RWTH zu dem Schluss, dass der Verband im Vorfeld der Katastrophe am 14. Juli vergangenen Jahres korrekt gehandelt und sogar noch größere Schäden verhindert habe. So seien beispielsweise die Talsperren an der Wupper während des „Extremregenereignisses richtig bewirtschaftet worden“, fasste der Wupperverband jetzt eines der Gutachten-Ergebnisse zusammen.

Denn tatsächlich seien die Überflutungen – vor allem im Unterlauf der Wupper – damals maßgeblich durch die Regenmengen und Abflüsse aus nicht von Talsperren beeinflussten Bereichen ausgelöst worden. Darüber hinaus hätten aber auch die Prognosen etwa des Deutschen Wetterdienstes keine Veranlassung gegeben, schon frühzeitig insbesondere aus der Wupper-Talsperre abzulassen.

Gleichwohl habe der Wupperband in den Tagen vor dem Hochwasser in den Talsperren vorsorglich einen größeren Puffer geschaffen, als angesichts der Vorhersagen eigentlich notwendig gewesen wäre. Und dies wiederum habe noch Schlimmeres verhindert. Jedenfalls, so zeigte sich der Wupperverband unter Bezugnahme auf das Gutachten am Mittwoch überzeugt, wären „ohne die Talsperren größere Schäden entstanden“.

Das allerdings wird von Kritikern in Zweifel gezogen. So waren nach der Hochwasserkatastrophe vor knapp einem Jahr relativ schnell Stimmen laut geworden, die dem Wupperverband vorwarfen, zu spät auf das sich anbahnende Unglück reagiert zu haben. Denn nach Einschätzung dieser Kritiker hätte der Verband aufgrund des regenreichen Frühjahres 2021 bereits viel früher damit beginnen müssen, Wasser aus den Talsperren am Oberlauf der Wupper abzulassen.

Die Vorsitzende des Verbandsrats, Claudia Fischer, reagierte derweil erleichtert auf das Gutachten. Dieses sei „Entlastung und Auftrag zugleich“, sagte Fischer, die ankündigte, das Wassermanagement weiterentwickeln zu wollen. Claudia Fischer: „Die Region muss sich mit der Frage beschäftigen, inwiefern klimatische Veränderungen das Wassermanagement beeinflussen und umfassend wie zeitnah Maßnahmen umsetzen“.

Das sieht auch Georg Wulf, Vorstand des Wupperverbandes so. „Die Gefahr von Extremwetter nimmt zu“, sagte Wulf. Denkbar wäre etwa eine auf künstlicher Intelligenz basierende Talsperren-Steuerung. Dies, so der Wupperverband, sei bereits in ein „Zukunftsprogramm Hochwasserschutz“ eingeflossen. Wichtig seien der Bau neuer Rückhaltebecken oder die Verbesserung der Alarm-Kette. „Auch für Punkte, die über unsere Handlungssphäre hinausgehen, versteht sich der Verband als Impulsgeber und Kooperationspartner“, sagte Wulf.

 Foto: Peter Meuter / Solingen, , Schaeden und Aufraeumarbeiten nach Hochwasser,  17.07.2021.

im Bild:
Schaeden und Aufraeumarbeiten nach dem Hochwasser nach Starkregen. Hier kehrt ein Helfer den Schlamm aus einem Haus

Foto: Peter Meuter / Solingen, , Schaeden und Aufraeumarbeiten nach Hochwasser, 17.07.2021. im Bild: Schaeden und Aufraeumarbeiten nach dem Hochwasser nach Starkregen. Hier kehrt ein Helfer den Schlamm aus einem Haus

Foto: Peter Meuter

Die Stadt Solingen als einer dieser potenziellen Partner sah sich am Mittwoch allerdings außer Stande, eine erste Einschätzung zu dem Gutachten zu geben. Dieses umfasse ja schließlich über 160 Seiten und müsse erst gelesen werden, sagte ein Stadtsprecher. Vielleicht könne man sich nächste Woche äußern.

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