Interview: Im Blickpunkt Die Schärfste Klinge Bekenntnis zum Zentrum für verfolgte Künste

"Wenn man sagt, dass dieser Abend gut war, dann ist das stark untertrieben", sagt ein begeisterter Thomas Busch. Der Unternehmer und Kultur-Sponsor meint damit, dass endlich wichtige Dinge thematisiert wurden.

So erging es wohl allen - egal welchen Metiers und welcher Couleur -, bei der Preisverleihung der Schärfsten Klinge an Herta Müller. Sie stellte in ihrer Rede die ins Exil getriebenen Künstler während der Nazi-Zeit in den Mittelpunkt - eine fast vergessene Gruppe, der sich besonders das Zentrum für verfolgte Künste im Kunstmuseum annimmt.

"Die Wahl von Herta Müller war goldrichtig. Toll, dass Solingen es gemacht hat", erklärt der Maler Regis Noel - wie gewohnt barfuß ("Aber langsam wird es kalt, der Winter kommt") und mit feuerrotem Hut auf dem Haupt. "Sie zeigt, was man mit Worten alles machen kann - ich kann das leider nur mit Bildern." Besonders beeindruckt ist der Künstler von Müllers Engagement für das Zentrum für verfolgte Künste.

Das ist auch Prof. Dr. Jörg Becker, Vorsitzender des Kulturausschusses. "Ihre Rede zu diesem Thema hat mich sehr positiv überrascht." Herta Müller habe deutlich gemacht, wie sinnvoll dieses Zentrum für Solingen und Deutschland ist. So sieht es auch Hajo Jahn, Vorsitzender der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft: "Eine großartige Herta Müller hat da ein Bekenntnis für das Zentrum abgelegt."

Jahn erinnert daran, dass Müller schon vor vielen Jahren dafür unterschrieben habe - lange vor dem Nobelpreis. Sie wisse aus eigener Erfahrung, wie wichtig das sei. "Herta Müller hat mit ihrer Rede den von den Nazis aus der Heimat Vertriebenen eine Stimme gegeben", so Pfarrer Thomas Förster, Sprecher des Evangelischen Kirchenkreises. Die Vergessenen sind so wieder in den Vordergrund gerückt.

Einen tollen Eindruck hat die Autorin auch beim katholischen Stadtdechanten Pfarrer Bernhard Dobelke hinterlassen: "Absolut beeindruckend." Das gilt auch für den Laudator: Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert - protokollarisch nach dem Bundespräsidenten der zweite Mann im Staat. "Mit seiner Rede hat er in angemessenem Rahmen die Gemütlichkeit ausgetrieben." Das Thema sei eben ernst. Hajo Jahn: "Lammert zuzuhören, ist immer ein intellektueller Genuss." Ein sichtlich glücklicher Oberbürgermeister Norbert Feith kann auf eine ebenso "nachdenklich stimmende wie nachdrückliche Veranstaltung" zurückblicken.

Müllers Weggefährte, der Schriftsteller Ernest Wichner hält fest: "Die Schärfste Klinge ist ein großartiger Preis, und Herta Müller hat eine großartige Rede gehalten." Hajo Jahn: "Endlich eine Intellektuelle und kein Politiker als Preisträger."

(crm)
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