Prozessauftakt Prozessauftakt: Solinger zündelte in LVR-Klinik

Solingen/Langenfeld · Viel hat nicht gefehlt, und die Sache wäre in einer Katastrophe geendet.

(mag) Viel hat nicht gefehlt, und die Sache wäre in einer Katastrophe geendet. Bett, Matratze und Bettdecke brannten schon lichterloh, als zwei Pfleger in das Zimmer des 32-jährigen Patienten eilten, der im Dezember 2018 nur wenige Tage zuvor in die LVR-Klinik in Langenfeld eingeliefert worden war. Der Solinger leidet seit sieben Jahren unter paranoider Schizophrenie, in der geschlossenen Abteilung war er bereits bekannt. Vor drei Jahren soll er dort eine Socke und Papier angezündet haben.

Diesmal wird ihm vorgeworfen, im Zustand der Schuldunfähigkeit sein Zimmer in Brand gesteckt zu haben. Mitarbeiter anderer Abteilungen waren zu Hilfe geeilt, um den Patienten aus dem Raum zu ziehen und zu fixieren. Der Angeklagte selbst hatte seither unterschiedliche Angaben zu dem gemacht, was damals abgelaufen sein soll. Hatte er anfangs davon gesprochen, dass er sich habe umbringen wollen, so erzählte er später seiner Betreuerin, dass er sich einsam gefühlt habe. In die LVR-Klinik eingewiesen wurde er, weil er nach einem Streit mit dem Vater barfuß durch Solingen gelaufenen und auf der Suche nach Schuhen in einer Kleiderkammer in Wald gestrandet sei. „Die haben wohl gemerkt, dass ich Hilfe brauche“, erinnert sich der Angeklagte daran, dass die Mitarbeiterinnen der Kleiderkammer die Polizei gerufen hatten.

Mittlerweile sind mehrere Monate vergangen, und mit dem Verweis darauf, dass er sich psychisch stabiler fühle, erinnert er auch das Geschehen anders. Demzufolge habe er verbotenerweise auf dem Zimmer eine Zigarette rauchen wollen und sich als Nebenwirkung zuvor verabreichter Psychopharmaka plötzlich regungslos gefühlt. Er habe die Zigarette aufs Bett und das Feuerzeug auf den Boden fallen lassen. Danach sei er zur Türe seines Isolierzimmers geeilt und habe um Hilfe gerufen. „Das hat eine Mitpatientin gesehen und die Pfleger geholt.“

Die wiederum sagten aus, selbst wenige Minuten nach dem Einschluss des Patienten im Isolierzimmer nach ihm geschaut und den Brand entdeckt zu haben. Wie in solchen Fällen üblich, habe man den Mann zuvor durchsucht. Ein Feuerzeug soll er freiwillig abgegeben und das zweite aus einem aufgebrochenen Schrank des Isolierzimmers geholt haben. Wie es dort hingekommen sein soll? Ob der Angeklagte, wie er selbst behauptet, das ihm von einem Mitpatienten überlassene Feuerzeug nebst Zigarette trotz Kontrolle ins Zimmer geschleust hat? Das sind zentrale Fragen, mit dem sich das Gericht wird beschäftigen müssen.

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