Ansichtssache Beim Busverkehr sind weitere Abstriche zu befürchten

Meinung | Solingen · Der Verkehrsbetrieb der Stadtwerke Solingen darf neun Millionen Defizit nicht überschreiten. Weitere Kürzungen im Busangebot wurden diese Woche beschlossen.

 Cüneyd Ulupinar steuert einen der Taxibusse, die auf Abruf unter anderem in Ohligs unterwegs sind. Nach dem Wegfall der Kleinbuslinie im Bereich Nümmen / Eipaß gibt es poltische Bemühungen, das Angebot auch dort zu installieren.

Cüneyd Ulupinar steuert einen der Taxibusse, die auf Abruf unter anderem in Ohligs unterwegs sind. Nach dem Wegfall der Kleinbuslinie im Bereich Nümmen / Eipaß gibt es poltische Bemühungen, das Angebot auch dort zu installieren.

Foto: Köhlen

Wer auf Bus und Bahn angewiesen ist, den treffen Einschnitte beim Öffentlichen Personennahverkehr hart. Weil es an Alternativen fehlt. Am eigenen Auto oder an Mitfahrgelegenheiten, um beispielsweise zur Arbeit zu kommen. Mit schöner Regelmäßigkeit werden zudem die Fahrpreise erhöht. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) kündigte jetzt an, dass Bus- und Bahnfahren ab Januar kommenden Jahres im Durchschnitt um 1,9 Prozent mal wieder teurer wird.

Das mag der eine oder andere Bus-/Bahnfahrer noch verkraften. Schwieriger wird es, wenn Busverbindungen gestrichen werden. Allein aus dem Grund, weil manche Buslinien nicht wirtschaftlich betrieben werden können. Das liegt an der mangelnden Auslastung, die aber auch damit einhergehen kann, dass die Abfahrtzeiten der Busse nicht immer stimmig sind und nicht unbedingt mit den Bedürfnissen potenzieller Fahrgäste im Einklang stehen.

In dieser Woche ist im Solinger Busverkehr einmal mehr der Rotstift angesetzt worden. Im sechsstelligen Bereich liegen unter dem Strich die Einsparungen für den Verkehrsbetrieb der Stadtwerke. Rein wirtschaftlich betrachtet ist das bitter nötig, angesichts des riesigen Defizits. Aber es ist lediglich ein Tropfen auf dem heißen Stein. Konsens ist immerhin, dass der Verlust der Verkehrsbetriebe neun Millionen Euro nicht übersteigen darf. Beim Nachtexpress wurden allerdings keine Abstriche gemacht, obwohl auch hier Einsparpotenzial gesehen wird, zumal es in der Nacht vorkommt, dass Busfahrer auf einzelnen Strecken lediglich mit einem oder gar keinem Fahrgast unterwegs sind.

Doch die Kommunalpolitik machte sich stark für den Nachtexpress - und setzte damit zumindest symbolisch ein Zeichen für den Öffentlichen Personennahverkehr. Mehr aber auch nicht. Denn Busse und Bahnen sind mit Blick auf die Zukunft von großer Bedeutung für den Klimaschutz. Wer mehr Fahrgäste und damit mehr Einnahmen generieren will, der muss sich flexibel zeigen und sich insbesondere den Bedürfnissen potenzieller Fahrgäste öffnen.

So lange aber Benzin betriebene Autos, selbst Dieselstinker, immer noch in der ersten Reihe fahren und es keine Anzeichen gibt, dem ÖPNV Vorrang zu gewähren, so lange wird sich an den jährlichen Kürzungen bei den Verkehrsbetrieben nichts ändern. Weitere Abstriche im Fahrplan sind also zu befürchten. Es sei denn, es kommt irgendwann mit Blick auf den Klimaschutz zu einem Umdenken, das Menschen veranlasst, das Auto stehenzulassen beziehungsweise gänzlich abzuschaffen und in den Bus umzusteigen.

(uwv)
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