Jugendtheater Beeindruckende Inszenierung gegen Komasaufen

Solingen · Das Licht geht aus im gut besuchten Theater - nur die Bühne wird beleuchtet. Es wird still, die Schüler verfolgen, was vor sich geht. Schon das Bühnenbild ist bezeichnend, besteht es doch zum Großteil aus Bierkästen, die mal gestapelt als Wand, als Begrenzung - ja Eingrenzung - dienen, einzeln als Sitzgelegenheit oder ein anderes Mal voller Wut durch die Gegend geworfen werden.

Das Stück "Alk - außer Kontrolle", das das Westfälische Landestheater auf die Bühne gebracht hat, spricht ein Thema an, das derzeit die Jugendlichen immer stärker betrifft. Es geht um Alkoholmissbrauch bis hin zum Komasaufen. Authentisch bringen es die Schauspieler Daniel Printz als Marx, Caroline Knebel als Alex, Steffen Weixler als Krawinski, Julia Panzilius als Marie und Svenja Marija Topler als resignierte Mutter rüber.

Marx und seine Kumpels Krawinski und Alex haben nur zwei Freizeitbeschäftigungen - rumhängen oder feiern. Bei beidem wird reichlich Alkohol getrunken. Doch das Stück "Alk - außer Kontrolle" weist keineswegs mit dem Zeigefinger auf das Problem hin.

Im Gegenteil, es versucht, den Hintergründen auf die Spur zu kommen, den Ursprüngen von Wut und Hoffnungslosigkeit, von Einsamkeit und Verzweiflung, an welchen die jungen Menschen zu zerbrechen drohen. Wut auf die Doppelmoral, die ihnen überall entgegenstößt. Wenn die Mutter Marx verbieten will, Alkohol zu trinken, dabei aber im eigenen Weinkeller so viel Bordeaux liegt, dass man davon einen Kleinwagen hätte bezahlen können.

Wut auf die Kleinkariertheit, die sich aufregt, wenn jemand trotz Verbotes den Rasen betritt, aber bei Waffenexporten, Steuerhinterziehung und Menschenrechtsverletzungen wegschaut.

"Wut ist besser als Traurigkeit", heißt es in dem Stück, "wo Wut ist, da ist Leben." Und Marx hat Angst, diese Wut eines Tages zu verlieren. Marx ist ein Jugendlicher, der Werte hat, der interessiert ist, aber der an seinem Wissen zu verzweifeln droht. Vor allem aber das Trauma des Todes seines Freundes Hendrik, der volltrunken an seinem eigenen Erbrochenem erstickt ist, droht ihn aufzufressen. Bis er Marie kennenlernt, die ihm zeigt, dass er nicht allein ist. Das Stück ist authentisch, die Protagonisten sprechen die Sprache der Jugendlichen, verhalten sich, wie sie. In ihnen konnte sich sicher der eine oder andere Schüler wiederfinden. "Alk - außer Kontrolle" wurde vom Kulturmanagement in Kooperation mit der Jugendförderung nach Solingen geholt.

Sandra Grünwald

(sue)
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