Solingen Bedenkliche Zustände in Obdachlosenheim

Solingen · Nach heftigen Anwohnerbeschwerden beschäftigt die Lage in einer Ohligser Notunterkunft nun auch die Politik. Ein "Runder Tisch" soll Verbesserungen bewirken. Die Stadtteilpolitiker erwarten rasche Ergebnisse.

Die Stadtteilpolitiker reagierten erschüttert auf die Schilderungen einer Anwohnerin: Die hatte als Gast der Bezirksvertretung Ohligs/Aufderhöhe/Merscheid von ständigen Streitereien, Gegröle und sogar aus dem Fenster geschütteten Fäkalien in der Nachbarschaft berichtet. 46 Einsätze, davon 20 wegen Ruhestörung, führten die Polizei in den letzten neun Monaten ins Obdachlosenheim an der Scharrenberger Straße. In seiner Sitzung am Montag forderte das Stadtteilgremium schließlich einstimmig die Verwaltung auf, einen "Runden Tisch" mit sozialen Diensten und Bürgern ins Leben zu rufen. Ideen sollen her, wie sich die Situation in der Ohligser Notunterkunft verbessern lässt. Dort leben derzeit 26 Menschen in Einzelzimmern - die meisten von ihnen unauffällig, wie Peter Strotmann vom Stadtdienst Wohnen klarstellte.

Im Umgang mit Unruhestiftern habe die Stadt kaum eine Handhabe, verdeutlichte er: "Wir sind schließlich zur Unterbringung verpflichtet." Jeden Tag kümmere sich ein Mitarbeiter der Stadt für eineinhalb Stunden um die Einrichtung und stehe auch als Ansprechpartner für die Bewohner zur Verfügung.

Das sei viel zu wenig, urteilten die Bezirksvertreter unisono.

"Wir haben das Gefühl, nicht nur wir, sondern auch die Menschen in dem Haus werden sich selbst überlassen", schimpfte eine Nachbarin. Diesen Vorwurf wollte Strotmann nicht auf sich sitzen lassen. Schließlich habe jeder Bewohner die Möglichkeit, sich an die Sozialarbeiter der Stadt zu wenden. "Manche wollen aber eben auch einfach in Ruhe gelassen werden", gab er zu Bedenken. Eine 24-Stunden-Betreuung durch ausgebildete Sozialarbeiter, wie von einigen Bezirksvertretern über Parteigrenzen hinweg gewünscht, sei schlicht nicht finanzierbar. "Dafür müsste man dann drei Schichten einrichten und bräuchte noch Vertretungen", führte Strotmann aus.

Die Finanzlage verhinderte in der jüngeren Vergangenheit auch eine umfassende Sanierung des 1954 errichteten Gebäudes.

Der Versuch, den Lärmbelästigungen durch eine zusätzliche Dämmung der Wand zu begegnen, verpuffte nach Aussagen der Nachbarn wirkungslos. Zwar will die Stadt in die Erneuerung des Daches, der Fassaden und der Fenster rund 160 000 Euro investieren - die Maßnahmen werden allerdings auf jeden Fall erst nach dem Jahr 2015 stattfinden.

Hoffnungen ruhen derzeit einzig und allein auf einem neuen Haus, das die Stadt angemietet hat, um die Lage an der Scharrenberger Straße zu entzerren. Vom beschlossenen "Runden Tisch" erwartet die Bezirksvertretung jedoch rasche Ergebnisse: Schon in der nächsten Sitzung am 24. November um 17 Uhr im Ohligser Rathaus sollen die an den Gesprächen Beteiligten Lösungsvorschläge aufzeigen.

(RP)
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