Wohnungsbesichtigung in Remscheid So klappt es mit dem Mietvertrag

Serie | Remscheid · Wer in Remscheid eine Wohnung mieten möchte, muss sich oft gegen viele Mitbewerber durchsetzen. Wir sagen zum Start der Themenwochen, wie man seine Chancen erhöht.

Basak Gökce von der Gewag zeigt BM-Redakteurin Daniele Funke eine leerstehende Wohnung in Büchel.

Basak Gökce von der Gewag zeigt BM-Redakteurin Daniele Funke eine leerstehende Wohnung in Büchel.

Foto: Jürgen Moll

Das Gefühl erinnert ein wenig an die Liebe auf den ersten Blick. „Die nehme ich“, sind meine ersten Worte, als Basak Gökce die Haustür öffnet und mich in die leerstehene Wohnung am Anton-Küppers-Weg hinein bittet. Eine große Fensterfront mit Terrassentür und Blick ins Grüne. Eine wunderschöne Aussicht. Direkt sehe ich mich mit der Kaffeetasse und mit Laptop arbeitend auf dem Sofa sitzend, während mein junger Hund im Garten tobt. „Wann kann ich einziehen?“, ist also meine zweite Frage. Die junge Frau von der Gewag lacht mich an. „Gar nicht. Die Wohnung ist bereits vergeben.“

Gott sei Dank suche ich gar keine Wohnung, dieser Besichtigungstermin ist fiktiv und dient nur dazu, dass ich mir ein Bild davon machen kann, wie ein solches Treffen abläuft, welche Fragen ich stellen sollte und natürlich interessiert mich auch, nach welchen Kriterien der Vermieter entscheidet, wer letztlich den Zuschlag für eine begehrte Wohnung bekommt und wer die Absage. Aus diesem Grund bleibe ich erst mal in der Rolle der Interessentin. „Hätte ich hier denn einen Hund halten können?, frage ich. Basak Gökce nickt. „Grundsätzlich ist es nicht verboten, aber das ist immer eine Einzelfallentscheidung. Wir fragen dann zum Beispiel, ob jemand eine Hundehaarallergie hat und wir erkundigen uns auch bei den direkten Nachbarn, ob sie ein Problem mit einem Hund hätten. Denn wir achten sehr darauf, dass die Nachbarschaft in unseren Immobilien ein gutes Verhältnis zueinander hat.“

Das Haus im Anton-Küppers-Weg gehört zu den Gewag-Bestandsimmobilien.

Das Haus im Anton-Küppers-Weg gehört zu den Gewag-Bestandsimmobilien.

Foto: Jürgen Moll

Die kleine Wohnung im Souterrain eines Mehrfamilienhauses in Büchel ist 49 Quadratmeter groß, das helle Laminat ist gepflegt Gut, vielleicht müsste die Raufasertapete an den Wänden mal gestrichen werden, ansonsten ist der Zustand nicht zu beanstanden. „Wir übergeben die Wohnungen in der Regel nicht frisch renoviert, aber in einem gepflegten Zustand“, erklärt Thomas Kühn, Abteilungsleiter Vermietungen bei der Remscheider Wohnungsaktiengesellschaft Gewag. „Es sei denn, sie sind gerade saniert worden, so wie es ja bei einigen Bestandsimmobilien derzeit der Fall ist.“

Insgesamt acht Besichtigungen hat Basak Gökce in dieser Wohnung bislang durchgeführt, Interessenten gab es aber wesentlich mehr. „Wenn wir eine Wohnung online stellen und sich jemand dafür interessiert, kann er sich online bewerben, muss aber auch einige Fragen beantworten, etwa, mit wie vielen Personen er einziehen möchte“, informiert sie. „Wenn da bei einer Wohnung dieser Größenordnung etwas von drei bis vier Personen steht, werden diese Anfragen schon vom Computer automatisch aussortiert.“

Zudem, darauf weist Thomas Kühn hin, gebe es ein Feld, in das Interessenten optional etwas hineinschreiben könnten. „Ich kann nur jedem raten, dies zu nutzen und ein paar nette Worte über sich zu schreiben, denn eins muss ganz klar sein: Bei den ganzen Bewerbungsformularen, die bei uns eingehen, ist dies die einzige Möglichkeit für uns, uns einen ersten persönlichen Eindruck von den potenziellen Mietern zu machen.“

308,21 Euro kostet die Wohnung kalt, das klingt erst mal günstig. Für eine Einzelperson aber, die Leistungen über das Jobcenter bezieht, wäre sie derzeit inklusive Nebenkosten rund 40 Euro zu teuer. „In solchen Fällen können wir durchaus auch Kontakt mit dem Jobcenter aufnehmen und gegebenenfalls eine Sonderregelung finden, wenn wir gut begründen können, warum genau diese Wohnung für diesen Interessenten absolut passend ist. Manchmal kann der Mieter dann zum Beispiel die höheren Kosten aus eigener Tasche zahlen“, informiert Basak Gökce.

Das ist wichtig zu wissen, vor allem für all diejenigen, die der Auffassung sind, dass bestimmte Menschengruppierungen bei der Wohnungssuche benachteiligt sind. „Wir können nur für uns sprechen“, sagt Thomas Kühn. Es gehe immer um Einzelfallentscheidungen. „Vermieter sind auch nur Menschen. Interessenten, die freundlich rüberkommen, haben eine bessere Chance als andere, die vielleicht zwar die letzten Gehaltsabrechnungen und die Schufa-Auskunft bereits bei der ersten Besichtigung vorlegen können, aber nach unserem Gefühl überhaupt nicht in das Nachbarschaftsgefüge passen würden.“

Um zu unterstreichen, wie wichtig diese zwischenmenschliche Ebene ist, bringt Thomas Kühn noch ein Beispiel. „Wir haben derzeit eine sanierte Vierzimmerwohnung in der Vermietung. Große Wohnungen sind rar und wir haben bereits über 200 Bewerbungen. Irgendwie müssen wir da ja eine Entscheidung treffen.“

Der kleine Rundgang durch die Wohnung ist beendet. Basak Gökce schließt die Tür wieder ab. „Wir freuen uns immer, wenn wir den Menschen auf der Suche nach den passenden vier Wänden unterstützen können“, sagt die sympathische Vermieterin zum Abschied. „So, wie es hier bei dieser Wohnung auch der Fall war.“

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