Immobilie in Remscheid Das Reihenhaus, das keinen Käufer findet

Remscheid · In Bergisch Born ist eine neue Reihenhaussiedlung entstanden. 19 Häuser sind bereits bewohnt, doch eins findet einfach keinen Käufer. Woran liegt das?

 Ines Hesper, Projektleiterin bei Bonava, hofft, dass auch dieses Haus bald verkauft wird.

Ines Hesper, Projektleiterin bei Bonava, hofft, dass auch dieses Haus bald verkauft wird.

Foto: Jürgen Moll

Wald und Wiesen, wohin man schaut. In dem neu entstandenen Wohnquartier „Am Wiesenblick“ in Bergisch Born wachsen die Kinder im Grünen auf. Gummistiefelchen vor den Türen, Laufräder und Buggys zeugen davon – hier wohnen (fast) ausschließlich junge Familien oder die, die es zeitnah werden wollen. Die Rudolf-Steiner-Waldorfschule liegt vis-à-vis der Siedlung. Kindergärten, Supermärkte und Ärzte sind wenige Minuten entfernt.

In 19 Doppelhaushälften ist mittlerweile das Leben eingezogen, die meisten Türen und Fenster sind weihnachtlich dekoriert, auch die ersten Gärten sind bereits angelegt. Nur Nr. 20 steht noch immer leer. Es findet sich schlicht und einfach kein Käufer für das Haus Schwarzer Weg 42. Und das, obwohl Wohnraum auch in Remscheid so knapp ist.

     Die rechte Haushälfte steht zum Verkauf.

Die rechte Haushälfte steht zum Verkauf.

Foto: Jürgen Moll

„Ehrlich gesagt wundern wir uns schon ein wenig, weil es eigentlich als das Schönste gilt, da es am Ende der Sackgasse liegt und eben diesen einzigartigen Blick in die Natur bietet“, sagt Bonava-Projektleiterin Ines Hesper, räumt aber auch ein, dass es als Letztes fertiggestellt wurde. „Die Familien wollten schnell in ihre Häuser, daher haben sie sich vermutlich für eins der anderen entschieden.“

   Der Blick in die Natur.

Der Blick in die Natur.

Foto: Daniele Funke

Zwei Haustypen sind in der neuen Siedlung entstanden – Häuser mit Sattel- und Häuser mit Pultdach. Das „übrig gebliebene Haus“ ist ein Satteldachhaus mit einer Gesamtfläche von 178 Quadratmetern (Wohnfläche 148 Quadratmeter) auf einem 562 Quadratmeter großen Grundstück.

Gebaut wurden die Reihenhäuser nach den Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Dieses schreibt seit Anfang 2021 vor, dass Neubauten den Niedrigenergiestandard gewährleisten müssen. Geheizt wird mit Gas. „Als die Wohnsiedlung in die Vermarktung ging, gab es das Problem mit der Gasknappheit und dem enormen Preisanstieg noch nicht. Aktuell aber tun sich die Menschen damit natürlich extrem schwer“, weiß Ines Hesper.

Dazu kommt, dass die Zinsen kräftig angezogen haben und sich die Kreditraten damit um bis zu 1500 Euro erhöht haben – pro Monat. Das muss man bei einem Kaufpreis von 599.000 Euro erstmal finanzieren können – zumal grundsätzlich eine allgemeine Verunsicherung darüber herrscht, wie es überhaupt weitergeht. Viele fragen sich: Behalte ich meinen Job? Müssen meine Kinder vielleicht bald frieren, weil ich die monatlichen Belastungen nicht mehr stemmen kann?

Dass die Vernunft in dieser Zeit über die Emotion, den Wunsch nach dem Eigenheim für die kleine (oder große) Familie, siegt, ist verständlich. Doch es gibt auch die Menschen die solche Sorgen nicht kenne.

Deshalb verwundert es trotz aller Krisen, dass das Haus partout keinen Käufer findet. Zumal einige Familien, die sich für ein Eigenheim in der Wiesenblick-Siedlung entschieden haben, ursprünglich aus den benachbarten Großstädten wie Köln oder Düsseldorf hergezogen sind, weil die Preise dort bekanntlich noch ganz andere Dimensionen erreichen. Da gilt der Remscheider Immobilienmarkt schon fast als Schnäppchen mit einem durchschnittlichen Wohnflächen-Quadratmeter-Preis von aktuell 2735,41 Euro und einem Grundstücks-Quadratmeterpreis von 434,33 Euro.

„Wir haben natürlich schon ein paar Interessenten gehabt, aber wie das so ist, manchmal wollen sie dann plötzlich doch nicht. Manchen gefällt es auch einfach nicht oder die Finanzierung kippt“, sagt die Projektleiterin. „Bei anderen Objekten, die sich noch im Bau befinden, bieten wir den Kunden jetzt auch häufiger an, den Innenausbau selbst zu übernehmen, um so Kosten einzusparen.“

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 28. November 2022 veröffentlicht. Da er weiter aktuell ist, bieten wir ihn erneut zum Lesen an.

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