Solingen Barbara Eufinger Solingerin des Jahres

Solingen · Seit vielen Jahren kennt Barbara Eufinger das russische Mädchen Tanja. Hat erlebt, wie aus dem Kind eine Jugendliche und schließlich eine junge Frau wurde. Heute ist Tanja 17 Jahre alt. Sie hat das Down-Syndrom und lebt in der russischen Kleinstadt Nowosybkow in einer nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl stark radioaktiv verstrahlten Region. In einer Region, in der das integrative Lernen und Leben von behinderten und nichtbehinderten Kindern bis vor wenigen Jahren nicht bekannt waren. Dank Barbara Eufinger und ihrem Verein "Pro Ost" kann Tanja heute eine Sonderschule besuchen und jedes Jahr am Ferienlager Nowocamp teilnehmen. "Alleine für dieses Mädchen hat sich die Arbeit gelohnt", sagt Eufinger. Am vergangenen Donnerstag wurde sie vom Verein "Hexenkessel" mit der "Silbernen Hexe" als "Solingerin des Jahres" für ihr Engagement geehrt.

Hilfe für Nobosybkow

1992 gründeten die 43-Jährige und eine Gruppe von Freunden den Verein Pro Ost. Wenig später fuhr der erste Hilfstransport, ein mit Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten voll gepackter VW-Bus, in einer 26-stündigen Non-Stop-Tour nach Nowosybkow – und die Helfer stellten schnell fest, dass sporadische Transporte nur wenig bewirken. Sie entschieden, ein Netzwerk aufzubauen, dass die Lebenssituation der Kinder in der Region langfristig verbessern sollte. "Denn sie stehen immer am Ende der Kette", sagt die Volkswirtin und Journalistin. Bereits 1993 gründete der Verein ein Frühförderzentrum vor Ort, in dem Kinder mit Körperbehinderungen krankengymnastisch behandelt werden. Seit 1995 gibt es das Kinderferienlager Nowocamp, in dem sich jedes Jahr 500 Kinder auf unverstrahltem Gelände erholen. 1997 entstand eine Tagesstätte für Kinder mit geistigen Behinderungen, die inzwischen zu einer Sonderschule ausgebaut wurde. 2003 startete schließlich das Schilddrüsenzentrum des Vereins, ein Vorsorgeprogramm zur Erkennung von Schilddrüsenkrebs. "Heute beschäftigen wir 30 Mitarbeiter in Russland, die vorwiegend vom Verein und durch EU-Gelder bezahlt werden." Regelmäßig führen deutsche Pädagogen, Ärzte, Sozialpädagogen, nach Russland, um die Mitarbeiter vor Ort zu schulen. Vor einem Jahr hat die dreifache Mutter mit den gleichen Aktiven einen weiteren Verein gegründet: "Füreinander-Chancen für Solingen" fördert sozial benachteiligte Kinder und Jugendlicheen in der Klingenstadt. "Ziel ist es insbesondere, Bildungsnachteile auszugleichen und Lebenschancen zu verbessern." Die Auszeichnung, so Eufinger, würdigt die Arbeit des Vereins: "Ich bin stolz darauf und freue mich, dass unsere Arbeit so noch einmal ins Bewusstsein gerufen wird."

(RP)
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