Mein Solingen Denkmal am Fuß des Pfaffenbergs

Solingen · Im Balkhauser Kotten arbeiteten einst über 50 Schleifer und stellten dort neben Schwertern, Dolchen und langen Messern vor gut 100 Jahren erstmals auch Scheren her. Das Kuratorium Balkhauser Kotten verwaltet das Denkmal.

 Täglich außer montags kann der Balkhauser Kotten besichtigt werden.

Täglich außer montags kann der Balkhauser Kotten besichtigt werden.

Foto: Jana Bauch/Bauch, Jana (jaba)

Einige Brände setzten dem Solinger Wahrzeichen im Laufe der vergangenen Jahrhunderte heftig zu, überdies machte dem Balkhauser Kotten auch Hochwasser zu schaffen. Vor 1606 wurde er einst gebaut, 1612 durch einen Außenkotten zum Doppelkotten erweitert. 1830 und 1854, so die Chronik, brannte zunächst der Innenkotten ab. Dem Feuer zum Opfer fiel 24 Jahre später dann auch der Außenkotten.

Immer wieder wurde der Balkhauser Kotten, in dem um 1920 noch 56 Schleifer arbeiteten und Schwerter, Dolche, lange Messer, Tafelmesser, Fahrtenmesser und erstmals auch Scheren herstellten, aber wieder aufgebaut. Aber trotz fortdauernder Nutzung verfiel der Kotten am Fuße des Pfaffenbergs im südlichen Solingen zusehends. 1950 musste der Außenkotten überdies dem Straßenbau weichen.

Ende der 1950er Jahre bekam die Stadt Solingen den Balkhauser Kotten von den damaligen Eigentümern indes geschenkt. Seit 1962 kümmert sich ein Kuratorium um den Schleifkotten und verwaltet ihn zusammen mit Kustoren, die im Kotten wohnen und Besuchern täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr Einlass geben, damit sie das Industrie- und Schleifermuseum an der Wupper besichtigen können. „Wir verlangen kein Eintrittsgeld, es ist aber ein Spendenstein aufgestellt“, sagt Nicole Molinari.

Sie ist seit rund zehn Jahren Vorsitzende des Kuratoriums Balkhauser Kotten und sieht als „entscheidenden Schritt“ in der Geschichte des Solinger Wahrzeichens, dass 1972 Kustoren in den Kotten eingezogen sind. „Es läuft gut, wir sind ein tolles Team“, sagt Molinari mit Blick auf das Kuratorium, das Kustoren-Ehepaar Heike und Andreas Müller sowie rund 80 Mitglieder im Förderverein. Auch der Kottenladen erfreue sich großen Zuspruchs.

Viele fleißige Hände werden am 26. August wieder mit anpacken, wenn von 11 bis 18 Uhr der Kottentag gefeiert wird. Kottenbutter, Waffeln und unter anderem Pferdewürstchen werden dann ebenso angeboten wie stündliche Führungen durch den Kotten. Zum Auftakt der Veranstaltung wird auch der Film „Klingen für den Kotten“ gezeigt, kündigt Molinari an.

Zudem wird es im nächsten Jahr eine Veränderung geben: „Wir werden in einem Museumsraum eine eigene Schleiferwerkstatt einrichten“, sagt die Vorsitzende des Kuratoriums. Gerätschaften dafür sind bereits vorhanden, vor eineinhalb Jahren hat das Kuratorium Geräte aus der Schleiferei Jacobs in Gräfrath erwerben können. „Im Winter richten wir den Raum ein, 2019 wollen wir dort auch Schleifseminare anbieten“, sagt Nicole Molinari.

Sie ist wie andere Kuratoriums- und Fördervereinsmitglieder mit viel Herzblut unterwegs, wenn es um den Balkhauser Kotten geht. „Als die Stadt den Balkhauser Kotten geschenkt bekam, sah er sehr schlimm aus“, erzählt sie. Die Erneuerung der Fenster mit den Holzrahmen hält sie jetzt für dringend erforderlich. „Diese sind in einem schlechten Zustand.“ Weiter ungelöst ist seit Jahren auch das Brückenproblem. Die ist nach wie vor gesperrt. Fußgänger und Fahrradfahrer dürfen sie zwar nutzen, Autofahrer jedoch nicht. Immerhin: 175.000 Euro für die Sanierung der Brücke sind im Haushalt vorhanden. Zu diesem Preis findet sich aber kein Bauunternehmen.

In einem schlechten Zustand befindet sich auch die Straße, die vor dem Balkhauser Kotten verläuft. Doch hier ist eine Änderung in Sicht – die Fahrbahndecke des Balkhauser Weges wird derzeit erneuert. „Wir überlegen, ob wir auf der Fahrbahn nicht ein Kopfsteinpflaster anlegen können für den Bereich, wo einst der Außenkotten stand, der für den Fahrbahnbau weichen musste“, sagt Nicole Molinari. Vorbild sei hier die Linie/Pflasterung in Berlin, die heute noch den einstigen Mauerverlauf kennzeichnet. Molinari: „Ein weiterer positiver Effekt der Pflasterung wäre, dass Auto- und Motorradfahrer langsamer und auch bewusster fahren. Gerade auch, wenn vor dem Balkhauser Kotten Fußgänger unterwegs sind und es keinen Gehweg gibt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort