Solingen Bahn verschweigt Zuggewicht

Solingen · Das Eisenbahn-Bundesamt hat nur Züge mit einem Gewicht von 72 Tonnen für den Verkehr auf der Müngstener Brücke zugelassen. Die Regionalbahnen sollen schwerer sein. Aber Begegnungsverkehr ist wiederum erlaubt.

Müngstener Brücke - eine Chronologie
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Foto: Martin Kempner (Archiv)

Ab Montag soll der Zugverkehr über die Müngstener Brücke wieder rollen. Das hatte die Deutsche Bahn angekündigt, nachdem sie vor einer Woche die Genehmigung des Eisenbahn-Bundesamtes dafür erhalten hatte. Doch nun gibt es Verwirrung. Denn das Bundesamt hat nur Züge mit einem Maximalgewicht von 72 Tonnen zugelassen. Doch die Fahrzeuge des "Müngsteners", die bislang im Einsatz waren, wiegen offensichtlich mehr.

Unterschiedliche Angaben

Die Bahn gibt auf ihrer eigenen Internetseite für die Baureihe VT 628.4 — dazu gehören die Züge des "Müngsteners" — ein Gesamtgewicht von 79,9 Tonnen an. Ohne Fahrgäste. Andere Internetseiten nennen Gewichte ab 70 Tonnen, ebenfalls ohne Fahrgäste.

Die Bahn hatte am Dienstag auf Anfrage unserer Zeitung erklärt, dass der Müngstener unterhalb dieser Gesamtlast liege, gestern wollte sie sich zu der Gewichtsfrage allerdings nicht mehr äußern. Nur so viel: "Wir werden einen Teufel tun, die Auflagen des Eisenbahn-Bundesamtes nicht zu beachten", erklärte Sprecher Udo Kampschulte. Dazu gehörten die Einhaltung von Tempo 70 und maximal zehn Tonnen Achsenlast. "Über das Gewicht muss sich außer uns niemand den Kopf zerbrechen." Ab nächstem Montag würden die Regionalbahnzüge, die auch bisher im Einsatz waren, wieder über die Wupper rollen.

Beim Eisenbahn-Bundesamt ist man verwundert über die Frage. "Wir haben mit den 72 Tonnen Höchstgewicht ja genau dem Antrag der Deutschen Bahn entsprochen", sagt Sprecher Moritz Huckebrink. Bei den Prüfungen zur Standsicherheit der Brücke habe die Bahn eine Last von 72 Tonnen zugrunde gelegt. Allerdings hat die Behörde explizit den Begegnungsverkehr erlaubt. Damit hat sie ja eigentlich erlaubt, dass zeitgleich 144 Tonnen Gewicht auf der Brücke sind.

"Wir gehen davon aus, dass sich die Bahn auch an den Bescheid halten wird." Sollte es allerdings Anhaltspunkte geben, dass die Züge schwerer als genehmigt seien, werde man geeignete Maßnahmen ergreifen. "Wir haben auf jeden Fall ein Auge drauf", versichert Huckebrink. Die Aufsichtsbehörde der Bahn hatte 2009 bereits die Brücke für Züge mit einem Gewicht über 100 Tonnen gesperrt. Damit war der Güterverkehr zum Erliegen gekommen.

Ab Dezember 2013 stellt Abellio Rail die Züge für die Linie des "Müngsteners". Dann sollen neue Fahrzeuge vom Typ Coradia LINT 41 zum Einsatz kommen, die leer rund 64 Tonnen wiegen.

Doch eines ist auf jeden Fall klar: Mindestens bis Ende 2014 — so lange ist der Bescheid des EBA gültig — werden keine historischen Dampfzüge über die Brücke rollen: "Wir müssen uns nach den Ferien zusammensetzen, wie es mit dem Brückenfest weitergehen kann", sagte Frank Balkenhol, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, auf Anfrage: Aus seiner Sicht solle man das Fest weiter stattfinden lassen. Allerdings sei das "Wie" nun mit den beiden involvierten Werbegemeinschaften zu besprechen.

(RP)
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